Beeindruckende Rarität: Schostakowitschs Babi-Yar-Sinfonie
ie Reihe, mit der Sony die Dresdner Philharmoniker, das zweite Orchester neben der berühmteren Staatskapelle, vorstellt, kombiniert jeweils eine Beethovenmit einer SchostakowitschSinfonie. Die Brücke für die neueste Produktion ist der Text: Beethovens populäre 9. Sinfonie trifft auf Schostakowitschs 13. Sinfonie. Diese ist eine Rarität, im Konzert wie bei den Tonträgern. Auch wenn es zunehmend neue Schostakowitsch-Einspielungen gibt, die Nr. 13 findet man selten, allein des Aufwands wegen: Sie benötigt neben einem Solo-Bassisten und Männerchor ein sehr großes Orchester.
Formal lehnt sich dieses Werk an Mahlers „Lied von der Erde“an, beides sind sozusagen gesungene Sinfonien. Bei Schostakowitsch sind es Gedichte von Jewgeni Jewtuschenko. Anlass war ein 1962 veröffentlichtes Gedicht Jewtuschenkos, das die einseitige Erinnerungskultur der Sowjetzeit beklagt: „Es steht kein Denkmal über Babi Yar. Die steile Schlucht mahnt uns als stummes Zeichen.“An diesem Ort wurden 1941 die jüdischen Einwohner Kiews ermordet.
Wegen der Beethoven-Sinfonie würde man sich die neue CD nicht anhören, aber der Schostakowitsch gelingt so überzeugend, dass man ein Orchester mit entsprechender Tradition erwarten würde. Die bringt freilich Dirigent Michael Sanderling mit. Er ist der jüngste der drei dirigierenden Söhne von Kurt Sanderling. Der Vater war 1942-1960 zweiter Dirigent der Leningrader Philharmoniker, die die meisten Schostakowitsch-Sinfonien uraufgeführt haben. Nur diese politisch gewagte 13. Sinfonie nicht. (man)