Autofreie Insel ist nicht umsetzbar
Zum Bericht: „Autofahrer sind die schlechteren Kunden“, LZ vom 25. September: Mit Interesse habe ich den Bericht in der LZ über den Vortrag von Herrn Strößenreuther über seine Vorstellung eines autofreien Lindaus, wobei hier natürlich nur die Insel gemeint ist, verfolgt. Sicher, eine autofreie Insel wäre ein Traum, wird aber eben nur ein nicht wirklich umsetzbarer Wunschtraum bleiben müssen. Als Ursache für den Umsatzrückgang des Einzelhandels macht Herr Strößenreuther die an den Stadträndern sich befindlichen Einkaufszentren aus. Ja warum wohl? Weil man da eben parken kann. Und auch der Online-Handel wird genannt. Ja warum wohl? Weil man in der Stadt keinen Parkplatz findet und sich die Ware deshalb lieber bequem nach Hause liefern lässt. Als bekennenden Fahrradaktivisten würde ich Herrn Strößenreuther gerne mal dazu einladen, bei eiskaltem Winter- oder stürmischem Regenwetter mit dem Fahrrad über die Seebrücke zu radeln, um ihn danach zu seinem Einkaufsvergnügen auf der Insel und wie viel Geld er denn ausgegeben habe zu befragen. Auch bezweifele ich, dass Herr Strößenreuther sich die Zeit genommen hat, in der Sommersaison durch die Fußgängerzone (!) der Maximilianstraße oder über die Hafenpromenade zu wandeln um nicht alle paar Meter von „umweltbewussten“Radfahrern beinahe über den Haufen gefahren und von diesen zusätzlich noch angemotzt zu werden. Potenzielle Kunden des Einzelhandels von außerhalb, Touristen usw. kommen nun eben nicht mit dem ÖPNV nach Lindau. Sie kommen mit dem Auto, und wenn sie keinen Parkplatz finden, dann fahren sie eben weiter in Städte, welche ausreichend Parkmöglichkeiten bieten, und davon gibt es im näheren Umkreis von Lindau eine ganze Reihe. Selbstverständlich darf der Einzelhandel in Lindau den Umsatzrückgang nicht nur auf die Parkplatzsituation schieben. Es müssen mehr Attraktionen geboten werden, welche Kunden auf die Insel locken, und das nicht nur ein- oder zweimal pro Jahr. Es sollte auch mehr auf Sortimentsvielfalt geachtet werden, um nicht den Einheitsbrei an Kettenläden zu schaffen, der in jeder Stadt inzwischen nahezu identisch ist. Hier sind auch die Vermieter gefragt, welche sich überlegen sollten, ob nicht auch mit einem etwas geringeren Mietpreis innovativen Unternehmern die Möglichkeit geboten werden könnte, Läden mit Alleinstellungsmerkmalen zu eröffnen, welche wiederum Käuferpotenzial anziehen würden. Alleine mit „Autos raus aus Lindau“wird sich der Handel und die Attraktivität der Insel Lindau wohl auch in Zukunft kaum beleben lassen. Fritz Eckerlein, Lindau