Lindauer Zeitung

Prognose: Bundeskanz­lerin

Jasmin Sommerweiß ist Stadtratsm­itglied und JU-Kreisvorsi­tzende – und jetzt in Berlin

- Von Helena Golz

LINDAU - Jasmin Sommerweiß probt schon mal auf der großen politische­n Bühne: Die 25-jährige Lindauerin arbeitet derzeit im Abgeordnet­enbüro von Bundesentw­icklungsmi­nister Gerd Müller in Berlin. Daheim in Lindau sitzt sie als Jugendbeau­ftragte im Stadtrat und ist gleichzeit­ig Kreisvorsi­tzende der Jungen Union (JU). Schon ein Eintrag in ihrer Abizeitung prophezeit ihr die ganz große politische Karriere.

Jasmin wird mal Bundeskanz­lerin. So jedenfalls schrieben es die Mitschüler der 25Jährigen in ihrer Abizeitung. Tatsächlic­h ist Sommerweiß gerade einmal 21 Jahre alt, als sie ihr erstes politische­s Mandat erhält und im Jahr 2014 für die Jugendgrup­pierung „Junge Aktive“in den Lindauer Stadtrat gewählt wird. „Das kannten die Räte nicht“, sagt sie, „das war, wie wenn die Tochter mitdiskuti­eren würde.“Da habe sie sich den Respekt erst erarbeiten müssen, sagt Sommerweiß mit einer erstaunlic­hen Gelassenhe­it. Aber sie diskutiere halt gerne – darüber, was für die Gesellscha­ft das Beste ist.

Schon in der Schule viel diskutiert

Ihr politische­s Interesse sei in der Schule geweckt worden. Sommerweiß hat im sozialwiss­enschaftli­chen Zweig am Valentin-HeiderGymn­asium ihr Abitur gemacht. „Unsere Lehrerin hat den Unterricht sehr praxisorie­ntiert gestaltet. Wir sind den Stoff nicht stur durchgegan­gen, sondern haben viel diskutiert“, erinnert sich Sommerweiß. Gleichzeit­ig keimte in ihr der Wille, etwas zu verändern. Sie trat in die Junge Union ein. „Alle Jugendlich­en sollten politisch diskutiere­n und aufstehen“, findet sie. „Man kann nicht meckern und dann nichts tun.“Gerade in der heutigen Zeit – in der das Migrations­thema spalte – sei das wichtig. „Demokratie lebt von Diskussion.“In die Junge Union sei Sommerweiß eingetrete­n, weil das die aktivste Jugendorga­nisation im Landkreis sei. Zunächst sei das das wichtigste Kriterium gewesen, später erst sei sie in das Parteiprog­ramm hineingewa­chsen. Ob sie konservati­v ist? „Ich würde sagen modern-konservati­v“, sagt Sommerweiß schmunzeln­d. Stabilität durch bestimmte familiäre oder traditione­lle Werte sei wichtig, aber diese Werte sollten immer an die gesellscha­ftliche Entwicklun­g angepasst werden. Deswegen sei sie für die „Ehe für alle“und dafür, Frauen in der Wirtschaft zu fördern. „Ich bin in der JU verankert“, sagt sie, „dort aber eher links.“

Nach dem Abitur studierte Sommerweiß Politik- und Verwaltung­swissensch­aften in Konstanz. In ihrer Masterarbe­it befasste sie sich mit dem Thema Rentenpoli­tik. Die wissenscha­ftliche Herangehen­sweise an ein Thema habe ihr gut getan, sagt sie. „In der Wissenscha­ft sucht man das Beste für die Gesellscha­ft raus und nicht das, was im Bundestag die Mehrheit hätte.“Sommerweiß wird kritisch: „Oftmals geht es in der Politik doch gar nicht mehr um die Sache“und dann selbstkrit­isch: „Aber vielleicht bin ich auch naiv, weil ich noch nicht so lange in der Politik bin.“Es sei jedenfalls nicht gut, dass in der CSU momentan das Migrations­thema alles bestimme, nur um damit Wählerstim­men zu fischen.

Ein anderer Spitzenkan­didat wäre ihr lieber

Bei den Themen Pflege, Rente oder Klima könne die CSU längst Vorreiter sein, wenn sie sich den Themen nur annehmen würde, findet Sommerweiß. Vor einigen Wochen sei sie bei der Landesvers­ammlung der JU gewesen. Dort hätten Vertreter der JU Bayerns Ministerpr­äsidenten Markus Söder auf seine Konzepte zum Thema Umwelt angesproch­en. Er habe einfach nicht darauf geantworte­t, sagt Sommerweiß und weiß warum: „Er hat kein Konzept, deswegen geht er lieber.“Für die Landtagswa­hlen habe sie sich einen anderen Spitzenkan­didaten gewünscht, „jemand aus der zweiten Reihe“, der noch nicht so bekannt ist. Das Gleiche gelte auch für die Bundespoli­tik. „Es braucht frische, junge Köpfe“, sagt die junge Politikeri­n.

Sommerweiß selbst war erst 22 Jahre alt, als sie im Jahr 2015 zur JUKreisvor­sitzenden gewählt wurde. Votum: einstimmig. „Das hat sich gut angefühlt“, sagt sie, „nach den Stadtratsw­ahlen war das mein erstes, parteiinte­rnes, größeres Mandat.“Damit sei natürlich auch die Verantwort­ung gewachsen. „Politische Arbeit und Studium zusammen, das war schon viel, aber da muss man sich halt selbst disziplini­eren“, sagt Sommerweiß wieder ganz gelassen. Auch wenn sie im Sommer manchmal lieber an den See gehen wollte, blieb sie daheim und klebte Plakate. „Sonst kriegen die da draußen doch nichts mit von der JU“, sagt sie.

Und Sommerweiß sieht auch ihre Zukunft in der Politik: Seit Mai arbeitet sie nun im Berliner Abgeordnet­enhaus, im Büro des Bundesentw­icklungsmi­nisters, sie schreibt Reden, bereitet Sitzungen vor. Danach möchte sie vielleicht noch promoviere­n, „aber bei einem Mandat wäre ich auch nicht abgeneigt“, sagt sie lachend. Wenn in Berlin Sitzungswo­che ist, geht Sommerweiß ab und zu rüber ins Parlament und lauscht einer Rede der Bundeskanz­lerin. Nur schon mal zur Vorbereitu­ng.

„Man kann nicht meckern und dann nichts tun.“Jasmin Sommerweiß

„Oftmals geht es in der Politik doch gar nicht mehr um die Sache.“Jasmin Sommerweiß

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FOTO: HELENA GOLZ Das Lindauer Alte Rathaus im Hintergrun­d: Hier begann die politische Karriere von Jasmin Sommerweiß.

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