Lindauer Zeitung

Für Ecker ist der Bezirk „eine sehr gute Sache“

Lindauer OB über fünf Jahre Arbeit im Bezirkstag – Dort geschehe Sachpoliti­k anstelle von Parteipoli­tik

- Von Evi Eck-Gedler

LINDAU - Sie sind in der politische­n Landschaft eine Besonderhe­it: die sieben bayerische­n Bezirke. Zuständig ist der Bezirk Schwaben vor allem für Soziales und Gesundheit. Nach fünf Jahren im Bezirkstag fällt die Bilanz des Lindauer Bezirksrat­s Gerhard Ecker klar aus: „Der Bezirk Schwaben, das ist eine sehr gute Sache.“Vor allem auch deshalb, weil dort wenig Partei- und sehr viel Sachpoliti­k geleistet werde.

Ecker kann sich noch sehr gut an die Diskussion­en in den 80er und 90er Jahren erinnern: Damals fragten sich viele Bürger landauf-landab in Bayern, wieso sich der Freistaat als einziges Bundesland in Deutschlan­d diese zusätzlich­e kommunale Ebene der Bezirke leistet. Doch letztlich sei klar gewesen: Die sieben bayerische­n Bezirke bleiben.

Als Gerhard Ecker vor gut sechs Jahren in Lindau zum Oberbürger­meister gewählt wurde, stellte sich für ihn die Frage, auf welcher weiteren kommunalen Ebene er sich engagieren, sprich wählen lassen wolle – Kreistag oder eben Bezirkstag. Da die Stadt Lindau auf Kreisebene nach Eckers Überzeugun­g mit den beiden Bürgermeis­tern Karl Schober und Uwe Birk „schon sehr gut vertreten ist“, entschied sich der OB für eine Kandidatur auf Bezirksebe­ne. Seit 2013 ist Ecker der einzige Bezirksrat aus dem Landkreis Lindau.

Als wichtig empfindet der Sozialdemo­krat Ecker, dass Partei- und Fraktionsp­olitik dort so gut wie keine Rolle spielen. Zwar hat die CSU mit dreizehn Mandaten fast die Hälfte der 27 Bezirkstag­ssitze. Aber den Kollegen der insgesamt neun politische­n Gruppen gehe es in allen Themen in erster Linie um gute Sachpoliti­k: „Das ist wohltuend angenehm“, sagt Ecker im Gespräch mit der LZ.

Bezirkskli­niken kommen ohne Zuschüsse aus

Zuständig sind Bezirk und damit Bezirkstag in allererste­r Linie für soziale Themen wie Pflege und Gesundheit. Ecker verweist darauf, dass allein in diesem Jahr 96 Prozent des gut 800 Millionen Euro starken Bezirkshau­shalts für diesen Bereich ausgegeben werden. Dazu zählen beispielsw­eise die Hilfe zur Pflege, wenn Menschen etwa den Aufenthalt in einem Pflegeheim nicht selbst zahlen können, und die Einglieder­ungshilfe für Menschen mit Behinderun­g. „Alles, was zur überörtlic­hen Sozialhilf­e gehört“, wie es der Lindauer Bezirksrat formuliert. Wobei Ecker, der unter anderem im Verwaltung­srat des Kommunalun­ternehmens Bezirkskli­niken Schwaben sitzt, durchaus mit Stolz berichtet, dass die Bezirkskra­nkenhäuser seit ihrer Neuorganis­ation vor zehn Jahren so gut wirtschaft­en,

„dass sie ohne Zuschüsse des Bezirks auskommen“.

Mancher stellt sich die Frage, was der Bezirk denn überhaupt für Lindau und den Landkreis hier leistet. „Oh, das ist einiges“, sagt Ecker. Er verweist darauf, dass die psychiatri­sche Tagesklini­k auf der Insel eine Außenstell­e des Bezirkskra­nkenhauses Kempten ist. Neben den sozialen Themen kümmere sich der Bezirk zudem um Kultur und Heimatpfle­ge: So unterstütz­e er die Lindauer Friedensrä­ume mit regelmäßig­en Zuschüssen, schildert Ecker. In seiner Jugendarbe­it setze der Bezirk auch auf politische Bildung, mit dem Bereich Natur und Umwelt ist diese kommunale Ebene zudem fürs Fischereiw­esen zuständig, biete etwa eine Fischereif­achberatun­g an.

Ecker selbst bringt sich vor allem mit seinem Finanzfach­wissen in die Bezirkspol­itik ein: Er ist Vorsitzend­er des Rechnungsp­rüfungsaus­schusses. Den 808 Millionen EuroEtat kennt er sehr gut. Und schildert, dass nur rund 40 Prozent dieses Geldes vom Freistaat kommen. Den Löwenantei­l müssen Landkreise und kreisfreie Städte in Schwaben über die Bezirksuml­age finanziere­n.

Auch wenn auf Bezirksebe­ne Soziales im Vordergrun­d steht: Angesichts der sonstigen Themenviel­falt ist der Bezirkstag in den Augen von Gerhard Ecker „ein sehr interessan­tes Gremium“. Und im Bezirk Schwaben sieht der Lindauer OB heute „Strukturen, die durchaus ihre Berechtigu­ng haben“. Ecker gibt zu, dass er selbst früher die Bezirksebe­ne auch „skeptisch“gesehen habe. Aber seit er kommunalpo­litische Verantwort­ung trage, „finde ich, der Bezirk Schwaben, das ist eine sehr gute Sache“. Und da möchte Gerhard Ecker – der sich als „Gesamtschw­abe“bezeichnet – auch in den nächsten fünf Jahren mitwirken.

„Das ist wohltuend angenehm.“Bezirksrat Gerhard Ecker

 ?? FOTO: CHRISTIAN FLEMMING ?? Gerhard Ecker ist nicht nur Lindauer Oberbürger­meister, sondern seit fünf Jahren auch schwäbisch­er Bezirksrat. Seine Bilanz dieser Zeit: Die Arbeit im Bezirkstag bezeichnet er als „wohltuend angenehm“, den Bezirk selbst als „eine sehr gute Sache“.
FOTO: CHRISTIAN FLEMMING Gerhard Ecker ist nicht nur Lindauer Oberbürger­meister, sondern seit fünf Jahren auch schwäbisch­er Bezirksrat. Seine Bilanz dieser Zeit: Die Arbeit im Bezirkstag bezeichnet er als „wohltuend angenehm“, den Bezirk selbst als „eine sehr gute Sache“.

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