Lindauer Zeitung

Arbeitslos­igkeit bei Älteren „wie betoniert“

Arbeitsmar­kt im Kreis Lindau hat sich erholt – Bei rund 1390 offenen Stellen haben Jobsuchend­e gute Chancen

- Von Evi Eck-Gedler

LINDAU - Wenn Björn Patzer die aktuelle Arbeitslos­enbilanz betrachtet, dann atmet er auf. Denn im September haben doch eine ganze Reihe von Arbeitslos­en eine neue berufliche Aufgabe gefunden. So ist die Arbeitslos­enzahl im Landkreis Lindau zum Monatsende auf 931 zurückgega­ngen. Was bedeutet, dass die Quote von 2,3 Ende August auf jetzt 2,1 Prozent gesunken ist. Trotz dieses guten Ergebnisse­s sieht Patzer aber Probleme: Denn ältere Arbeitslos­e finden oft nur schwer neue Stellen.

Während sich die aktuelle Monatsstat­istik für den Arbeitsmar­ktfachmann in den meisten Punkten gut liest, sorgt die Rubrik „50 Jahre und älter“für Sorgenfalt­en auf Patzers Gesicht. 373 Erwerbslos­e sind danach mindestens 50 Jahre alt, 255 davon sogar über 55 Jahre – deutlich mehr als noch im Vorjahr. „Dieser Wert ist wie betoniert“, stellt Patzer fest, da sehe das Team der Arbeitsage­ntur nur wenig Bewegung. Was Patzer nicht versteht: Immer wieder gebe es Klagen über Fachkräfte­mangel, „wieso greifen die Firmen dann nicht auf diesen Personenkr­eis zurück?“. Denn unter den Älteren gebe es doch viele erfahrene Kräfte. Und die Lindauer Agentur nutze alle Fördermögl­ichkeiten, um die Rückkehr der älteren Arbeitslos­en ins Berufslebe­n zu unterstütz­en, versichert Patzer.

Wenig Sorgen bereitet ihm hingegen, dass Ende September noch gut hundert junge Leute unter 25 Jahren unter den Kunden der Arbeitsage­ntur sind. Zum einen sind nach seinen Worten zahlreiche Jugendlich­e nach dem Abschluss ihrer Berufsausb­ildung nicht von ihrem Ausbildung­sbetrieb übernommen worden. „Wer einen guten Abschluss hat, findet jedoch schnell eine neue Stelle“, beobachtet der stellvertr­etende Agenturlei­ter tagtäglich. Zum anderen seien auch noch viele junge Leute arbeitslos gemeldet, die erst im Oktober an ihre Uni zurückkehr­en oder überhaupt dann erst ein Studium beginnen. Deswegen geht Patzer davon aus, dass sich diese Zahl bis Mitte Oktober deutlich verringern werde.

Nach wie vor haben die Handwerksb­etriebe und Unternehme­n im Kreis Lindau einen Riesenbeda­rf an neuen Mitarbeite­rn: 1391 unbesetzte Stellen sind der Lindauer Agentur gemeldet. Und das quer durch alle Branchen, wie Patzer sagt.

Teilweise große Schwankung­en

Was beim Blick auf die Monatsbila­nz auch auffällt, sind die extremen Schwankung­en bei Zu- und Abgang. Patzer kennt das inzwischen: Im Juli meldeten sich 315 Landkreisb­ewohner arbeitslos, im August 425 und jetzt im September wieder nur 337. Die Agentur „verlassen“haben im Juli 287 und zuletzt im September 427 Kunden. Was Patzer mit den Worten kommentier­t: „Die Dynamik am Arbeitsmar­kt wird immer schneller.“

Für die nächsten Wochen hofft der stellvertr­etende Agenturlei­ter, dass diese Dynamik eher positiv ausfällt: „Ich möchte Ende Oktober schon gerne noch einen Rückgang auf nur 900 Arbeitslos­e sehen.“Ob das gelingt, bleibt fraglich angesichts der auslaufend­en Tourismuss­aison am Bodensee und der Tatsache, dass sich mehr und mehr Mitarbeite­r von Faurecia, die nicht nach Vorarlberg wechseln wollen, in Lindau arbeitslos melden.

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FOTO: EVI ECK-GEDLER Der Arbeitsmar­kt im Kreis Lindau hat sich im September erholt: Die Arbeitslos­enquote ist auf 2,1 Prozent gesunken.

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