Lindauer Zeitung

Eine Raubkatze feiert Geburtstag

Puma hat sich in 70 Jahren von der Turnschuh-Fabrik zum Lifestyle-Imperium gewandelt

- Von Aleksandra Bakmaz

HERZOGENAU­RACH (dpa) - Es hätte eine harmonisch­e Familienge­schichte mit Happy End sein können. Doch für die Brüder Rudolf und Adolf „Adi“Dassler sollte es anders kommen. In den 1940er-Jahren geraten die beiden fränkische­n Sportschuh­fabrikante­n in Streit. Aus einer Firma werden zwei Weltkonzer­ne – Adidas und Puma. Seither behaupten sich die Unternehme­n mit Sitz in Herzogenau­rach auf dem Markt. An diesem Montag werden es für Puma 70 Jahre, denn die Raubkatze feiert Geburtstag.

Der Eintrag ins Handelsreg­ister am 1. Oktober 1948 gilt als Geburtsstu­nde Pumas. Heute gibt es von Altersschw­äche keine Spur: Nach einer Schwächeph­ase 2013 und 2014, als das Sportlifes­tyle-Sortiment zeitweise an Glanz einbüßte, ist der Umsatz in den vergangene­n Jahren auf ein Rekordhoch geklettert. Mehr als vier Milliarden Euro konnte Puma 2017 einnehmen. Und auch dieses Jahr läuft es dank namhafter Markenbots­chafter und guter Geschäfte rund für Chef Björn Gulden.

Doch das war nicht immer so. 1993 wäre die Geschichte des weltweit aktiven Sportartik­elherstell­ers fast zu Ende gegangen. Puma steckte in der Krise, machte immer größere Verluste und verlor Marktantei­le. Die Sportschuh­e der Marke waren nicht mehr angesagt und landeten auf manchen Wühltische­n der Republik.

Auch der langjährig­e MarketingC­hef und Gründer der Puma-Werbeabtei­lung, Helmut Fischer, erinnert sich an die Zeit. 40 Jahre lang war er bei dem Unternehme­n beschäftig­t und kümmert sich heute um das Archiv in Herzogenau­rach, etwa 20 Autominute­n von Nürnberg entfernt. In Pumas Schicksals­jahr 1993 wird Aufsteiger Jochen Zeitz an die Spitze berufen. Mit seinen gerade mal 30 Jahren ist er damals jüngster Vorstandsc­hef eines deutschen börsennoti­erten Unternehme­ns. Er habe den Konzern restruktur­iert, die Produktion ins Ausland verlagert und mit Produktinn­ovationen überrascht, sagt Fischer.

Eine Kooperatio­n mit Jil Sander läutete eine neue Ära ein. Die deutsche Modedesign­erin und der Sportartik­elherstell­er gestalten zusammen einen Lifestyle-Schuh – den ersten in der Puma-Geschichte. „Plötzlich waren wir Marktführe­r in dem Bereich“, sagt Fischer.

„Sehr viel nicht falsch gemacht“

Das Auf und Ab der folgenden Jahre änderte an der Beständigk­eit der Marke nichts. „Das Unternehme­n hat es immer wieder geschafft, sich neu zu erfinden“, sagt Florian Stahl, Professor für quantitati­ves Marketing und Konsumente­nverhalten an der Universitä­t Mannheim: Das sei ein Erfolgsgeh­eimnis von Puma.

„Man war in der Lage, gesellscha­ftliche Trends aufzugreif­en und die eigene Produktpal­ette entspreche­nd zu erweitern“, erklärt der Experte. So habe man es auch von der puren Sport- zur Lifestyle-Marke geschafft. „Damals war Puma Trendsette­r in dieser Hinsicht.“Rivalen wie Nike und Adidas hätten später nachgezoge­n.

Puma selbst stellt neben Schuhen, Trikots und anderen Sportprodu­kten auch Freizeitkl­eidung für den Massenmark­t her, hat erst im vergangene­n Jahr eine Kollektion mit Popikone Rihanna auf den Markt gebracht und kooperiert auch mit Schauspiel­erin und Sängerin Selena Gomez. Mit ihr wird vor allem eine junge Zielgruppe in den sozialen Medien angesproch­en. Die 26-Jährige hat allein bei Instagram 143 Millionen Abonnenten – zum Vergleich: USPräsiden­t Donald Trump kommt in seinem Internethe­imathafen Twitter auf rund 55 Millionen.

„Puma hat sehr viel nicht falsch gemacht“, meint Professor Joost van Treek von der Hochschule Fresenius in Hamburg. Neben der Marketings­trategie sei es auch das beständige Raubkatzen-Logo, das in diesem Jahr 50 wurde. „Der Puma steht für eine gewisse Sportlichk­eit.“

Trotzdem bleibt Puma beim Umsatz auch heute weit hinter Adidas und Branchenpr­imus Nike zurück. Am nächsten seien sich Adidas und Puma um 1986 und 1987 gekommen, so Fischer. „Damals trennte uns im Umsatz rund eine Milliarde Mark von Adidas.“Seitdem es Adidas gebe, sei der Konkurrent immer einen Schritt voraus gewesen.

Immerhin beim Eintrag ins Handelsreg­ister war Puma-Gründer Rudolf Dassler schneller. Adidas feiert erst am 18. August 2019 seinen 70. Geburtstag.

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FOTO: DPA Puma-Chef Björn Gulden am Hauptsitz in Herzogenau­rach: Dank namhafter Markenbots­chafter läuft das Geschäft rund.

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