75 Millionen Euro für zwei Großprojekte
Ortsumgehungen im Raum Marktoberdorf ordnen den Verkehr im Ostallgäu völlig neu
MARKTOBERDORF - Mit gleich zwei Großprojekten legt das Staatliche Bauamt Kempten in den nächsten Jahren einen Schwerpunkt seiner Arbeit auf den Raum Marktoberdorf. Rund 75 Millionen Euro investiert der Bund in die Umfahrungen von Marktoberdorf auf der B 16 und von Bertoldshofen auf der B 472 (die zudem ausgebaut wird). Der gesamte überörtliche Verkehr um die Stadt Marktoberdorf wird mit dem Neuund Ausbau der Bundesstraßen und ihrem Anschluss an die B 12 neu geregelt. Ziel ist es zum einen, die Menschen vom derzeit starken Durchgangsverkehr zu entlasten. Zum anderen wird die Anbindung des oberbayerischen Raums ans Ostallgäu über die B 472 gestärkt. Bis Ende 2021 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.
Sowohl der Neubau der B 16 (Ortsumgehung Marktoberdorf) als auch der Ausbau der B 472 sind vom Prinzip her eigenständige Projekte. Vom Verkehrslauf bilden sie dennoch eine Einheit. Führt doch die Bundesstraße 16 künftig nördlich von Biessenhofen auf die B 472, der südlichsten West-Ost-Spange Bayerns. Und so sind sämtliche Bauabschnitte aufeinander abgestimmt. „Das Ziel ist, dass 2021 beide Projekte fertig sind und dann als Gesamtsystem funktionieren“, sagt Baudirektor Markus Kreitmeier, Leiter des Bereichs Straßenbau am Staatlichen Bauamt.
Herzstück ist ein 600 Meter langer Tunnel
Herzstück für die Umfahrungen von Bertoldshofen auf der B 472 und Marktoberdorf auf der B 16 ist der 600 Meter lange Tunnel Bertoldshofen, sagt Kreitmeier. Allein für den Bau des Tunnels mitsamt Technik sind rund 36 Millionen Euro veranschlagt. Für das Staatliche Bauamt Kempten ist es der erste Tunnel in sogenannter bergmännischer Bauweise. Er wird durch das Gelände am östlichen Rand von Bertoldshofen getrieben. Der Tunnel führt nicht durch Fels, sondern durch tonhaltige Süßwassermolasse. Das Material ist nur wenig fest und bröselt leicht. Daher wird die Tunnelröhre nicht gesprengt, sondern mit einem Bagger gegraben. Kreitmeier bezeichnet den Tunnelvortrieb aufgrund des „sehr anspruchsvollen Untergrunds“als aufwendig. Beim Bau der Tunnelröhre werden nach Berechnungen des Bauamtes rund 100 000 Kubikmeter Material anfallen.
Seit Juli ist die verantwortliche Tunnelbaufirma vor Ort. Derzeit laufen an der bereits fertigen Baustellenzufahrt (sie stellt die künftige Trasse der B 472 dar) vorbereitende Arbeiten. Der eigentliche Tunnelbau unter Tage soll Anfang 2019 beginnen. 24 Stunden rund um die Uhr werden dann bis zu 50 Bauarbeiter die Tunnelröhre von beiden Seiten voran treiben, sagt der Verantwortliche der Baufirma vor Ort, Sören Braun. Bereits im Juli 2019 rechnet man mit dem Durchschlag. Im Jahr 2020 folgt dann der Innenausbau. 2021 werden die Betriebstechnik (mit Beleuchtung und Belüftung) und die Sicherheitseinrichtungen installiert (etwa Notruf und Videoüberwachung).
Während des Tunnelbaus werden Stück für Stück die Abschnitte von B 16 und B 472 fertiggestellt. Wie die neuen Umfahrungen von Marktoberdorf baulich künftig an die B 12 bei Altdorf angeschlossen werden, steht noch nicht fest, sagt Baudirektor Kreitmeier. Als die Umfahrungen geplant wurden, war von einem vierspurigen Ausbau der B 12 noch nicht die Rede. Insofern wird der Anschluss zwar hergestellt, aber er bleibt wohl zunächst ein Provisorium. Wie die Anschlussstelle letztlich aussehe, könne man erst im Zusammenhang mit der Detailplanung der B 12 festlegen, sagt Kreitmeier. Doch er betont, dass das Bauamt auch beim vierspurigen Ausbau der Bundesstraße 12 „voll in der Planung“drinstecke.
Ende des Jahres 2021 sollen alle Bauabschnitte von B 16 und B 472 zeitgleich fertig sein und die Ortsumfahrungen samt Tunnel im Zusammenspiel funktionieren. „Die Anlieger der Ortdurchfahrten werden dann spürbar entlastet“, sagt Kreitmeier.
„Das Ziel ist, dass 2021 beide Projekte fertig sind und dann als Gesamtsystem funktionieren.“Baudirektor Markus Kreitmeier, Leiter des Bereichs Straßenbau am Staatlichen Bauamt Kempten