Lindauer Zeitung

Polizei will am Pfeilergra­ben in Kempten Raumnot lösen

Zurzeit sind Dienststel­len kreuz und quer verteilt – Dadurch gibt es große Probleme im Alltag

- Von Peter Januschke

KEMPTEN - Die Raumnot bei der Polizei in Kempten ist derart groß, dass im Innenhof des Präsidiumg­ebäudes „Auf der Breite“Bürocontai­ner aufgestell­t werden sollen. Bayerns Innenminis­ter Joachim Herrmann versichert­e jetzt am Rande einer CSUWahlkam­pfveransta­ltung in Dietmannsr­ied, dass Abhilfe geschaffen werden soll. Die Polizei selbst wünscht sich Neubauten hinter dem früheren Gesundheit­samt am Pfeilergra­ben, in dem bereits ihre Verwaltung ausgelager­t ist. Damit würden 170 öffentlich­e Parkplätze wegfallen. Oberbürger­meister Thomas Kiechle sagte in einer ersten Reaktion: „Als Konsequenz müsste man an den Bau eines Parkhauses an der Rottachstr­aße denken.“

Das Polizeiprä­sidium Süd-West besteht jetzt seit fast zehn Jahren. Es ist bayernweit neben dem Präsidium in München das einzige, das nicht zentral in einem Gebäudekom­plex untergebra­cht ist. Die 530 Beschäftig­ten der einzelnen Dienststel­len sind auf vier über die Stadt verstreute Standorte aufgeteilt: das Präsidium als übergeordn­ete Behörde für alle Polizisten in Südschwabe­n, die Polizeiins­pektion und sogenannte operative Einsatzkrä­fte „Auf der Breite“, die Präsidiums­verwaltung im früheren Gesundheit­samt am Pfeilergra­ben, die Kriminalpo­lizei in der Hirnbeinst­raße, die Verkehrspo­lizei hinter dem Klecks.

Gerwin Bernhard von der Polizeigew­erkschaft sprach kürzlich von „kaum hinzunehme­nden Verhältnis­sen“. Es sei unheimlich aufwendig, wenn Polizisten zum Informatio­nsabgleich bei Ermittlung­en ständig hin- und herfahren müssen. Zudem müssten sich zu viele Beamte Büros teilen. Die Verhältnis­se sind so beengt, dass im Innenhof des Präsidiums ein Lager-Container gegen Büro-Container getauscht werden soll, sagte jetzt Polizei-Präsident Werner Strößner. „Wir platzen aus allen Nähten.“Die Polizei würde am liebsten alle Dienststel­len zusammenfa­ssen. Sie findet jedoch keinen Standort. Die Idee, dies auf dem Gelände der früheren Artillerie-Kaserne zu verwirklic­hen, wurde von der Stadt abgelehnt. Sie will dort ein Gewerbegeb­iet entwickeln.

Die Polizei konzentrie­rt sich daher bei ihren Überlegung­en auf Flächen, die dem Freistaat Bayern gehören. Dies ist bei dem Parkplatz am Pfeilergra­ben so. Die Stadt hat das Gelände lediglich gepachtet. Strößner erläuterte dem Innenminis­ter, dass in diesem Bereich mehrere Gebäude gebaut werden könnten und die Polizeiins­pektion, die Kriminalpo­lizei sowie die operativen Einsatzkrä­fte dort konzentrie­rt werden könnten. Im Gegenzug wäre es möglich, alle Beschäftig­ten des Präsidiums „Auf der Breite“unterzubri­ngen. Nach Worten von Herrmann muss ein konkretes Konzept erstellt und die Finanzieru­ng angegangen werden. Das sei nicht schnell umzusetzen. Immerhin sei aber erfreulich­erweise der Etat für Polizeibau­ten in Bayern von 300 auf 500 Millionen Euro aufgestock­t worden.

Oberbürger­meister Thomas Kiechle kennt die Überlegung­en von einem früheren Gespräch, sagte er. Akut sei das nicht. „Ich habe aber angesichts der Raumnot der Polizei großes Verständni­s und wenn es so kommt, wäre das eine gute Entwicklun­g.“

Die Konsequenz­en für die Stadtentwi­cklung seien allerdings groß, sagte Oberbürger­meister Kiechle weiter. Die beliebten zentralen Parkplätze dürften keinesfall­s ersatzlos wegfallen. Möglicherw­eise müsse man in diesem Fall erneut daran denken, an der Rottachstr­aße ein Parkhaus zu bauen. Diese Idee war zuletzt auf Eis gelegt worden, da die Stadt Kempten zu der Überzeugun­g kam, dass es ausreichen­d Parkplätze gibt.

„Wir platzen aus allen Nähten.“Werner Strößner, bayerische­r Polizeiprä­sident

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FOTO: RALF LIENERT Hinter dem früheren Gesundheit­samt am Pfeilergra­ben in Kempten können zurzeit bis zu 170 Autos geparkt werden. Die Fläche hat die Stadt vom Freistaat für diesen Zweck gepachtet. Um besser arbeiten zu können, sucht die Polizei allerdings nach einem geeigneten Grundstück für neue Dienstgebä­ude und peilt diese Fläche an.

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