Heuer gibt es einen Jahrgangs-Apfelsaft
Lindauer Bodensee Fruchtsäfte freuen sich in jeder Hinsicht über Rekordernte.
LINDAU - Nicht nur die Obstbauern freuen sich über die Rekordernte. Auch bei den Lindauer Bodenseefruchtsäften in Schönau herrscht Hochbetrieb. Klaus Widemann will so viel Saft produzieren wie möglich. Denn es gebe Nachholbedarf, nachdem die Ernte vor einem Jahr so gering ausfiel.
„Wir brauchen noch etliches Obst, um unsere Tanks zu füllen“, tritt Widemann anderslautenden Gerüchten entgegen. Er freut sich über die großen Mengen Saftobst, die zudem meist sehr gute Qualität aufweisen. Damit die Kunden die vielen Sonnenstunden aber später auch im Glas schmecken, bremst er die Landwirte ein bisschen aus.
Widemann erklärt, dass Äpfel am besten am Baum oder in Holzkisten lagern sollten. Wenn sie dagegen lange in seinen Containern lagern, gehen Qualität und damit auch Geschmack verloren. Wissen muss man nun, dass die Saftfabrik in Schönau nur eine begrenzte Tagesverarbeitung hat. Mehr Obst auf einmal lässt sich nicht verarbeiten. Diese Kapazität ist an der Menge eines Durchschnittsjahres ausgelegt.
„Aber in diesem Jahr trägt jeder Strauch gut Äpfel“, sagt Widemann und verweist zudem auf das bisher durchgehend trockene Wetter, was zur Folge hat, dass alle Erntehelfer jeden Tag draußen seien. In normalen Jahren gebe es zwischendurch immer wieder ein oder zwei Regentage, die der Mosterei eine Pause verschaffen. Weil es diese natürlichen Pausen heuer nicht gab, musste Widemann sich die Pausen verschaffen: Ganz einfach, indem seine Fahrer die vollen Container nicht sofort abgeholt haben oder nicht sofort als Ersatz einen neuen leeren Container hingestellt haben.
Seine langjährigen Kunden könnten sich darauf verlassen, dass Widemann alles abholt und verarbeitet. Lediglich solche Landwirte, die nur in einem solchen Rekordjahr auch an die Bodensee Fruchtsäfte in Schönau verkaufen wollen, müssten warten.
Widemann freut sich nicht nur über die Rekordmengen, sondern noch mehr über die Qualität. Er bedauert, dass die Kunden nur den Wein nach Jahrgängen beurteilen, denn eigentlich wäre das auch beim Saft angebracht. Der 2018er-Jahrgang wäre dann der Beste seit vielen Jahren: Die Äpfel haben viel Fruchtzucker und eine gute Säure. „Das ist ein richtiger Jahrgangs-Apfelsaft.“Das schmecken Kunden vor allem bei den Direktsäften, die deshalb auch immer beliebter werden.
Nach dem Ernteausfall vor einem Jahr konnte Widemann den Durst seiner Kunden gar nicht wie gewünscht stillen, denn vor allem die Tanks der Bio-Säfte und des Streuobst-Saftes waren leer. Inzwischen kann er wieder alles liefern. Grundsätzlich verweist Widemann erneut auf die Notwendigkeit, größere Tanks zu errichten. Seit mehr als sechs Jahren verhandelt er mit der Stadt wegen der Wünsche einer Erweiterung, denn er weiß, dass die Zukunft bei den Direktsäften liegt. Bei den Konzentraten könne er bei den Dumpingpreisen der polnischen Konkurrenz nicht mithalten.
Wegen fehlender Tanks fahren Lastwagen nach Ahausen
Weil die Tanklager in Schönau nicht ausreichen, fahren derzeit zehn Lastwagen von Lindau nach Ahausen, wo Widemann eine zweite Saftfabrik hat. Dass Nachbarn die Erweiterung verzögern, weil sie mehr Verkehr fürchten und nun mehr Verkehr bekommen, weil die Tanks in Schönau zu klein sind, kommentiert Widemann mit einem Schulterzucken. „Ich wäre froh, wenn wir das nicht machen müssten.“Das würde Geld sparen und den Kohlendioxidausstoß verringern.
Aber Widemann bleibt zuversichtlich, dass die Verhandlungen mit der Stadt bald zu einem Ergebnis führen. Im kommenden Jahr will er bauen, damit die nächste Rekordernte auf jeden Fall Platz findet in eigenen Tanks in Schönau.