Ein ungeschönter Blick
Georgien ist ein Land, das atemberaubende Fotomotive bietet. Klöster, die sich an steile Kaukasushänge schmiegen, runzlige Verkäuferinnen, die auf Märkten Strickwaren anbieten, gewagte zeitgenössische Architektur in der Hauptstadt Tiflis. Ein Land also, das sich in einem Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne bewegt. Drei Fotografinnen setzen dem Blick von außen in ihrem Bildband „Wartezimmer zum Glück“(erschienen im Mitteldeutschen Verlag, Preis: 25 Euro) eine georgische Perspektive entgegen. Daro Sulakauri ist in den abgelegenen Regionen Kachetien und Adscharien den sogenannten Kinderbräuten auf der Spur und dokumentiert ihr Schicksal. Anka Gujabidze zeigt den Alltag von Jung und Alt in tristen Kleinstädten sowie der Provinz (siehe unser Bild). Natela Gigalashivili wiederum hat sich mit der Kamera im Süden Georgiens umgeschaut. Dort scheint die Zeit stehengeblieben zu sein. Kühe werden noch von Hand gemolken, Fortbewegungsmittel ist das Pferd. Entstanden ist ein intimes Bilderbuch, das einen ungeschönten Blick auf ein Land voller Widersprüche gibt. (amma)