Facettenreiches Porträt
Eva Dietrich erzählt in „Das fremde Gewürz“Geschichten aus einem fremden Land
Georgien ist ein Land, das zu wenig weit weg liegt, als dass die Dinge ganz fremd würden. Und doch ist uns als Westeuropäer vieles nicht geläufig. Die Zürcher Autorin Eva Dietrich bereiste mehrfach die kleine Kaukasusrepublik und lebte vier Monate in der Hauptstadt Tiflis. Ihre Geschichten aus Georgien handeln von Tongefäßen, in denen seit jeher Wein gekeltert und aufbewahrt wird, von Hirtenhunden, die Fremde unaufgefordert auf den Kasberggipfel begleiten, vom Einfluss persischer Kultur auf Tiflis oder einer Gartenkolonie namens Afrika nahe der Hauptstadt. Vertreter verschiedener Religionen kommen ebenso zu Wort wie Skulpturen, denen die Autorin eine Stimme verleiht.
Eine zentrale Rolle in ihren Erzählungen spielt natürlich das titelgebende „fremde Gewürz“, das in der georgischen Küche unter keinen Umständen fehlen darf. Es duftet nach „Liebstöckel, Maggikraut, verdorrten Sommerwiesen“, schreibt Dietrich. Tatsächlich besteht es aus den Samen des blau blühenden Bockshornklees, der nur in Georgien wächst und eine Besonderheit ist, weil er wie ein Chamäleon jedes Mal anders wirkt. Es verstärkt den Geschmack, intensiviert alles.
Das handliche Büchlein zeichnet ein facettenreiches Porträt eines außergewöhnlichen Landes zwischen Europa und Asien. Es sind einfühlsame Schilderungen in einer lyrischen Sprache, die sich wunderbar häppchenweise lesen lassen und neugierig auf mehr machen. Bebildert sind die Geschichten mit Schnappschüssen.