„Jetzt fühle ich mich angekommen“
Franz Pemsl aus Hergensweiler möchte Gott und den Menschen dienen – Sein Weg zum Ständigen Diakon
HERGENSWEILER - Bischof Konrad Zdarsa weiht am Samstag, 6. Oktober, in der Basilika St. Ulrich und Afra drei Männer der Diözese Augsburg zu Ständigen Diakonen. Franz Pemsl ist einer von ihnen.
„Da fahren wir mal hin“, sagt Franz Pemsl (56 Jahre) aus der Pfarrei St. Ambrosius in Hergensweiler, als er in der Kirchenzeitung eine Meldung zum Info-Tag „Ständiges Diakonat“in Augsburg liest. Er fährt mit seiner Frau Irmi im Sommer 2011 einfach „mal hin“. Ohne zu ahnen, dass dies ein wichtiges Etappenziel seiner langen Reise im Glauben ist. Ein Finden nach langem Suchen.
Seine christlichen Wurzeln geben ihm seine Eltern. Als Junge und Jugendlicher ist er Ministrant. Zwei Jahre nach seiner Ausbildung zum Beton- und Stahlbauer tauscht er das Gerüst mit der Straße, beginnt als Fernfahrer zu arbeiten und qualifiziert sich zum Berufskraftfahrer. Pemsl heiratet jung – vor 35 Jahren – seine Irmi. Das Ehepaar bekommt früh seine vier Kinder, die heute längst erwachsen sind. Irgendwann spürt er, dass seine christlichen Bedürfnisse in der Pfarrgemeinde nicht ausreichend befriedigt werden. Seine Suche nach einer neuen Art, seinen Glauben besser zu leben, beginnt. Vor 33 Jahren dann ein Arbeitsunfall. Pemsl ist lange krank. Diese Zeit nutzt er und liest Bücher über die fünf Weltreligionen. Am Christentum bleibt er hängen. Liest die Bibel. Als stets fragender und suchender Christ findet er nicht alle Antworten. Er sucht weiter und lernt verschiedene christliche Gemeinschaften kennen. Die Worte seiner Mutter halten ihn davon ab, aus der katholischen Kirche auszutreten. Er wendet sich ihr sogar wieder mehr zu und bleibt im katholischen Glauben. Und dennoch fühlt er sich nicht angekommen. Seine Frau Irmi sagt: „Als Frau spürst du, das ist noch nicht alles. Er sucht immer noch.“
„Ich bin ein einfacher Arbeiter“
Franz Pemsl wird bei christlichen Treffen häufig gefragt, ob er Diakon sei. Auch bei seinen Kraftfahrerkollegen ist bekannt, dass Gespräche mit ihm in die Tiefe gehen. In Hergensweiler spricht ihn immer wieder Diakon Josef Wetzel darauf an, ob er nicht die Ausbildung zum Diakon absolvieren möchte. „Ich habe es mir aber nicht vorstellen können“, bekennt der angehende Diakon. „Ich bin ein einfacher Arbeiter. Berufskraftfahrer. Im Dorf kennen mich alle, und natürlich hatte ich in meiner Jugend auch wilde Zeiten.“
Der Infotag kann seine Zweifel daher nicht ausräumen. „Das ständige Diakonat ist ein besonderer Weg. Der will wohl überlegt sein“, erklärt Pemsl sein Zögern. Er spricht mit Pfarrer Joachim Lang, mit dem er in gutem Kontakt steht. „Können Sie sich vorstellen, dass ich Diakon werde?“, fragt er ihn. Pfarrer Joachim sagt spontan Ja.
Was wäre gewesen, wenn er Nein gesagt hätte? „Dann hätte ich es nicht gewagt“, gibt Pemsl bereitwillig zu. So aber beginnt er im Januar 2012 neben seinem Vollzeitjob als Kraftfahrer sein anstrengendes Fernstudium Theologie, das er am 29. März 2014 besteht. Es ist sein 52. Geburtstag und sein schönstes Geburtstagsgeschenk. Im Sommer 2014 beginnt das erste von vier Ausbildungsjahren, wiederum berufsbegleitend. Mit viel Lernen, mit vielen Prüfungen und noch mehr Praktika, beispielsweise im Hospiz Haus Brög zum Engel und in der Bahnhofsmission in Lindau. Im Seniorenpflegeheim in Opfenbach. In der Nachbarpfarrei Heimenkirch und in seiner Heimatpfarrei Hergensweiler.
„Ich fühle mich angekommen“
Künftig wird der neue Diakon in Abstimmung mit Pfarrer Joachim Lang Dienst in seiner Heimatgemeinde verrichten. Zusätzlich zu seinem zivilen Beruf etwa sechs Stunden wöchentlich. Wird Alte und Kranke unterstützen. Menschen am Rand der Gesellschaft. Darüber hinaus hat er selbstverständlich auch liturgische Aufgaben. In der Messfeier verkündet er das Evangelium, spendet die Kommunion und assistiert dem Priester. Er darf predigen, taufen, beerdigen oder eine Trauung leiten. „Ich nehme an, was kommt“, sagt er. „Man wird Diakon, um dort zu dienen, wo es nottut.“Der Spruch der heiligen Therese von Lisieux „Die Liebe zu Gott wird an der Liebe zum Nächsten gemessen“, sei zu seinem Leitspruch und zu seinem Ziel geworden. „Jetzt fühle ich mich angekommen.“Mit gerührtem Blick auf seine Frau sagt er zum Abschluss: „Egal was ich auch gemacht habe. Wo ich gesucht habe, was ich ausprobiert habe. Es war immer meine Irmi, die alles mitgetragen hat. Die alles zusammengehalten hat. Die mir den Rücken gestärkt und frei gehalten hat. Dafür bin ich ihr sehr dankbar!“
Am Samstag, wenn der Bischof Franz Pemsl die entscheidende Frage stellt, muss auch seine Irmi Ja dazu sagen.