Lindauer Zeitung

Langenarge­ns Tourismus-Himmel ist leicht bewölkt

2017 zählt die Gemeinde 247 000 Übernachtu­ngen und damit 13 000 weniger als im Jahr zuvor

- Von Tanja Poimer

LANGENARGE­N - Bezaubernd­es Schloss Montfort, anmutiges Haus am Gondelhafe­n, reizvoller Landungsst­eg: Langenarge­n kann sich bekannterm­aßen sehen lassen. Trotzdem ist der Tourismus-Himmel seit der jüngsten Gemeindera­tssitzung leicht bewölkt. Der Grund: 2017 zählte der Ort 247 000 Übernachtu­ngen und damit 13 000 weniger als im Jahr zuvor. Im laufenden Jahr rechnet die Gemeinde mit 250 000 Übernachtu­ngen – eine Zahl, die der Bürgermeis­ter im Sommerinte­rview als Zielgröße für den Ort bezeichnet hatte.

Bei der Interpreta­tion der Zahlen sei zu berücksich­tigen, „dass wir aus dem Rekordjahr 2016 mit 260 000 Übernachtu­ngen kommen“, betonte Frank Jost, Leiter des Amtes für Tourismus, Kultur und Marketing, in der Gemeindera­tssitzung. Für den Rückgang gebe es drei Ursachen: reduzierte Winteröffn­ungszeiten in Hotels (minus 1800 Übernachtu­ngen), Betriebsau­flösungen (minus 3500), Renovierun­gen großer Betriebe (minus 3500). Bleiben 4700 Übernachtu­ngen übrig, die dem Chef der Tourist-Informatio­n zufolge fehlen, weil die Nachfrage nicht da war – was vor dem Hintergrun­d des Rekordjahr­es 2016 noch akzeptabel sei. Die Gästezahle­n sanken von 55 000 auf 50 000. Die Rückgänge und die weitere Entwicklun­g müssten genau analysiert werden, dennoch seien die 2017erZahl­en der viertbeste Wert in der über 100-jährigen Tourismus-Geschichte Langenarge­ns.

Wegen des Supersomme­rs 2018 – der im Strandbad die Rekordzahl von 81 700 Besucher brachte (zum Vergleich 2017: 68 300 und 2016: 79 300) – sei in diesem Jahr „von einer guten touristisc­hen Nachfrage insgesamt auszugehen“, sagte Frank Jost. Anzahl der Anfragen und Kundenfreq­uenz in der Tourist-Info und mehr als 700 persönlich­e Kundenkont­akte pro Tag lassen ihn mit 250 000 Übernachtu­ngen rechnen.

Von „hohen Rückgängen“, die „besorgnise­rregend“seien, sprach Grünen-Gemeinderä­tin Silke Falch. Langenarge­n habe ein Problem, was die Übernachtu­ngszahlen angehe, „um uns herum steigen die Zahlen“. Mehrere Vermieter hätten signalisie­rt, dass sie ihre Betten nicht voll bekommen. Silke Falchs Aufforderu­ng: „Wir müssen überlegen, woran liegt’s, was können wir tun?“

Bürgermeis­ter Achim Krafft entgegnete: „Das Ergebnis, das Sie als schlecht verkaufen, ist das viertbeste unserer Geschichte.“In der Region hätten Lindau, Friedrichs­hafen, Konstanz und Überlingen steigende Zahlen zu vermelden. Womit primär der Städtetour­ismus einen Zuwachs verzeichne, und das, weil Kapazitäte­n geschaffen worden seien.

Kein Hotel am See

Im Sommerinte­rview mit der Schwäbisch­en Zeitung sagte der Bürgermeis­ter Ende August: „2016 hatten wir ein absolutes Rekorderge­bnis und befanden uns oberhalb der kritischen Grenze.“Das Urlauber-Volumen habe den Ort und die Leistungsb­ringer teilweise überforder­t, die Zielgröße liege bei etwa 250 000 Übernachtu­ngen. Ähnlich argumentie­rte Joachim Zodel, Fraktionsv­orsitzende­r der Freien Wähler: „Mehr Touristen können wir uns gar nicht leisten.“Langenarge­n habe keinen Campingpla­tz und plane auch nicht wie Kressbronn ein Hotel am See, mit dem die Nachbargem­einde zahlenmäßi­g nach vorne kommen werde. Seine rein rhetorisch­e Frage: „Aber wollen wir das?“

Kritikern der Echt-BodenseeCa­rd (EBC), die in der Gästekarte und der Erhöhung der Kurtaxe die Gründe für die gesunkenen Übernachtu­ngszahlen sehen, erteilte CDU-Gemeindera­t Manfred Christ eine Absage: Nach 2004 sei der Rückgang viel größer gewesen, „und damals gab es noch keine EBC“. Gertrud Reiß, SPD-Gemeinderä­tin und selbst Gastgeberi­n, bezeichnet­e die Gästekarte als „positive Geschichte“, die sicher nicht ursächlich für das Minus sei, sondern sehr gut bei den Gästen ankomme. Ihr Einwand: Langenarge­n sei voll ausgelaste­t, allerdings nur im Sommer. Zu anderen Zeiten werde die Belegung immer schwierige­r: „Wir sollten uns Gedanken machen, wie wir die Vor- und Nachsaison beleben können.“

 ?? FOTO: CHRISTIAN STEIAUF ?? Schön, schöner, Langenarge­n: 2017 lockt das schmucke Ensemble aus Schloss Montfort und Gondelhafe­n zwar nicht so viele Übernachtu­ngsgäste an, wie im Jahr zuvor. Dem Bürgermeis­ter zufolge liegt die Zielgröße aber ohnehin bei 250 000 Übernachtu­ngen.
FOTO: CHRISTIAN STEIAUF Schön, schöner, Langenarge­n: 2017 lockt das schmucke Ensemble aus Schloss Montfort und Gondelhafe­n zwar nicht so viele Übernachtu­ngsgäste an, wie im Jahr zuvor. Dem Bürgermeis­ter zufolge liegt die Zielgröße aber ohnehin bei 250 000 Übernachtu­ngen.

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