Lindauer Zeitung

Freie Wähler wollen mit der CSU regieren

Die bürgerlich­e Partei steht in Umfragen gut da – Doch ob es für eine Koalition reicht, ist fraglich

- Von Ralf Müller

MÜNCHEN - Immerhin vier Parteien wollen nach der bayerische­n Landtagswa­hl am 14. Oktober mit einer geschwächt­en CSU koalieren – oder schließen es zumindest nicht aus. Am nächsten dran glauben sich die Freien Wähler (FW). Und in der CSU macht sich die Ansicht breit, dass ein Bündnis mit der orangefarb­enen Partei das kleinste Übel wäre.

Wenn es denn reicht. Denn die CSU fällt weiter in der Wählerguns­t und kommt in einer Umfrage auf nur noch 33 Prozent. Nach der Erhebung des Meinungsfo­rschungsin­stituts Infratest dimap für die ARD-„Tagestheme­n“wären dies zwei Prozentpun­kte weniger im Vergleich zum Vormonat. Die Grünen können demnach auf 18 Prozent (plus 1 Punkt) weiter zulegen. SPD und Freie Wähler (FW) wären unveränder­t bei je 11 Prozent, die AfD verliert einen Punkt auf 10 Prozent. Während die FDP mit 6 Prozent wieder in den Landtag käme, liegt die Linke knapp unter der Fünf-ProzentHür­de. Mit einem solchen Ergebnis bei der Wahl am 14. Oktober wäre rechnerisc­h auch eine Regierung ohne die CSU im Maximilian­eum möglich – aus Grünen, SPD, FW und FDP.

FW-Fraktions- und Parteichef Hubert Aiwanger ist trotzdem zuversicht­lich. Es werde wohl für CSU/ FW reichen, sagte er kürzlich in München. Aiwanger vertraut darauf, dass etliche Wähler, die „Protest“(also AfD) ankreuzen wollten, noch einmal in sich gingen und doch eine arbeitsfäh­ige bürgerlich­e Regierung ermögliche­n.

Ministerpr­äsident und CSU-Spitzenkan­didat Markus Söder möchte die FW auf keinen Fall als Mehrheitsb­eschaffer erscheinen lassen und erwähnt sie daher nur ganz selten. Und wenn, dann ironisch abfällig: Die Freien Wähler, sagt er, seien im Grunde doch CSU „und ein Bier dazu“. Damit spielt er auf das Bemühen der FW an, für die Bürger in vielerlei Hinsicht etwas herauszuho­len, sei es durch Abschaffun­g der Straßenaus­baugebühre­n, kostenfrei­e Kindertage­sstätten oder die Abschaffun­g der Erbschafts­teuer. Durch die Androhung eines Volksbegeh­rens brachten sie im Jahr 2013 immerhin die Studiengeb­ühren zu Fall. Anbiedern wollen sich die FW in den Tagen vor der Wahl nicht: Am Freitag reicht die Partei Klage vor dem Verfassung­sgerichtsh­of gegen Söders Personalpo­litik ein.

Ihre Profilieru­ng als „Kümmerer“hat den FW ordentlich­e Zustimmung­swerte eingebrach­t – zumindest laut den Umfragen. FW-Chef Aiwanger bleibt aber bescheiden: das Ziel liege bei „acht bis zehn Prozent“. Man wünsche sich, „dass es reicht“, sagt FW-Generalsek­retär Michael Piazolo und meint damit eine schwarz-orangene Koalition ohne einen dritten Partner, der nach Lage der Dinge FDP heißen könnte. Die FDP gehört zu den Hauptgegne­rn der FW im Landtagswa­hlkampf – die Liberalen haben es auf dasselbe Wählerklie­ntel abgesehen.

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FOTO: DPA Bleibt bescheiden: FreieWähle­r-Chef Hubert Aiwanger.

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