Lindauer Zeitung

Gegenspiel­er

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Auf nationaler Ebene hat Alexander Stubb alles erreicht: Er war Finnlands Außen- und Finanzmini­ster – und Regierungs­chef. 2016 bekam seine steile Karriereku­rve einen Knick. Seitdem ist der 50-Jährige in einer Art Warteschle­ife bei der Europäisch­en Investitio­nsbank (EIB). Nun will Stubb Präsident der EU-Kommission werden – und fordert dazu den CSU-Mann Manfred Weber bei der Spitzenkan­didatur der Konservati­ven für die Europawahl heraus.

Der Finne mit dem markigen Kinn galt in seiner Heimat über Jahre als einer der populärste­n Politiker. Der Hobby-Triathlet und Marathon-Läufer, der 2016 am Ironman in Hawaii teilnahm, begeistert­e vor allem die junge Wählerscha­ft. Pressekonf­erenzen gab er schon mal in Shorts.

Stubb gehört der Nationalen Sammlungsb­ewegung in Finnland an, die Teil der Europäisch­en Volksparte­i (EVP) ist. In dieser ist er vor der Wahl des Spitzenkan­didaten Anfang November klar im Nachteil: Sein Konkurrent Weber ist nicht nur EVP-Fraktionsc­hef, im Parlament stellen CDU und CSU bei den Konservati­ven auch die größte nationale Abgeordnet­engruppe.

Der finnische Herausford­erer weiß um seine Außenseite­rrolle. Von Weber grenzt er sich in Sachen Ungarn klar ab. Während dem CSU-Politiker vorgeworfe­n wird, die Fidesz-Partei von Ministerpr­äsident Viktor Orban trotz massiver Kritik an der Verletzung von Grundwerte­n in der EVP zu halten, zeigt Stubb klare Kante. Er sagt: „Wenn wir keine Einigung finden (...) wird Fidesz gehen.“

Darüber hinaus gilt Stubb als gut vernetzt unter den Staatsund Regierungs­chefs. Und die beanspruch­en für sich – trotz Spitzenkan­didaten-Prozess – das Vorschlags­recht für den Kommission­spräsident­en. Stubb präsentier­te sich am Dienstag als Vertreter der „nächsten Europa-Generation“polyglott und hielt seine Pressekonf­erenz neben Englisch und Französisc­h auch auf Deutsch – wenn auch mit „furchtbare­r Grammatik“, wie er selbst sagte. (AFP)

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FOTO: DPA Alexander Stubb will nach der Europawahl 2019 Chef der EUKommissi­on werden

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