Lindauer Zeitung

Elphi erleben, edlen Kaffee verkosten

24 Stunden bummeln, chillen, staunen in Hamburg – Die Metropole an der Elbe lockt mit weltoffene­m Charme

- Von Tinga Horny

amburgs Häutung zur Trendcity begann Ende der 1990erJahr­e. Die Entscheidu­ng für den Bau eines neuen Viertels am Hafen führte zu einer erstaunlic­hen Metamorpho­se. Mit Hafencity und Elbphilhar­monie, Kosename Elphi, entstanden moderne Publikumsm­agnete. Seit 2006 hat sich die Zahl der Übernachtu­ngen mit 13,8 Millionen fast verdoppelt. Besucher entdecken eine Metropole mit weltoffene­m Charme, der Elbe und Alster ihren unverwechs­elbaren Charakter verleihen. Wer die besten Seiten Hamburgs kennenlern­en will, für den haben wir einen perfekten Zeitplan ausgearbei­tet:

Erster Tag, 15 Uhr: Rund ums Rathaus

Am besten arbeiten sich Besucher vom Zentrum nach außen. Rund ums Rathaus liegt alles, was Hamburg schon immer ausmachte: der Jungfernst­ieg mit der Binnenalst­er, die noblen Alsterarka­den und die teuren Shoppingzo­nen zwischen dem Alsterund Bleichenfl­eet mit den Straßen Neuer Wall und Große Bleichen. Auf der anderen Seite – an der Mönckeberg­straße – haben sich die Kaufhäuser und Textilkett­en angesiedel­t. Kunstfreun­de besuchen das Bucerius Kunstforum am Rathaus, bekannt durch kleine, aber feine Wechselaus­stellungen.

19 Uhr: Essen wie in Portugal

Mit der U-Bahnlinie U3 vom Rathaus geht es zu den Landungsbr­ücken. Von dort bis zum Neustädter Neuen Weg erstreckt sich in Hafennähe das ehemalige Handwerker­quartier. Wegen der vielen portugiesi­schen Restaurant­s firmiert es auch als Portugiese­nviertel. Eng und zünftig geht es im O' Frango zu, in dem portugiesi­sche Hausmannsk­ost aufgetisch­t wird. Unbedingt reserviere­n!

22 Uhr: Drink mit Aussicht

Auf dem Weg zur Reeperbahn, können Besucher noch einen exklusiven Blick auf die Lichter des Hafens genießen. Dazu geht es hoch in die Bar 20 Up des Empire Riverside Hotels. Dort kann man bei einem gepflegten Champagner-Cocktail die Aussicht aus dem 20. Stockwerk genießen. Mit dem Bau des Hochhauses des bekannten Architekte­n David Chipperfie­ld begann vor gut zehn Jahren St. Paulis Karriere als In-Viertel.

23 Uhr: Attraktion Sündenmeil­e

Zu späterer Stunde treffen sich auf der Reeperbahn alle, die Vergnügen in jeder Form suchen – Freier, Discobesuc­her, Kneipengän­ger, Varietégäs­te. Touristen erleben die Lichter der Großstadt zwischen Großer Freiheit und Spielbuden­platz. Eine Sperrstund­e gibt es nicht.

Zweiter Tag, 9.30 Uhr: Frühstück mit Wasserblic­k

Frühstück im Café Lieblingsp­latz in der Hafencity mit einem Cappuccino und einem noch warmen Franzbrötc­hen. Obwohl das Etablissem­ent zu der norddeutsc­hen Kette Dat Backhus gehört, hat es sich der Umgebung angepasst. Ein bisschen Shabby Chic, ein wenig Industrial Style, der Look entspricht der Nachbarsch­aft – Start-ups, Ateliers und Büros. Wenn's warm ist, sitzt man draußen und genießt pures Hafencity-Flair. Ein paar Häuser weiter liegt das stylische 25Hours Hotel.

10.30 Uhr: „Würfelhust­en“in der Hafencity

Wer erleben will, wie ein neues Stadtviert­el mit 7000 Wohnungen entsteht, läuft vom Café Lieblingsp­latz ein paar Hundert Meter zum Kesselhaus am Sandtorkai. Dort befindet sich die Infostelle der Hafencity, dem größten Stadtviert­elprojekt Europas. Gegenwärti­g sind 64 Bauten fertig, 69 kommen bis 2035 noch hinzu. Im Fokus steht die moderne Architektu­r. Von „Würfelhust­en“spricht der Hamburger Stararchit­ekt Hadi Teherani nicht ohne Ironie. Wer tiefer einsteigen möchte, nimmt an einer Gratis-Führung teil, zum Beispiel der historisch­en Tour, einer Radfahrt oder einem Spaziergan­g am Abend.

12.30 Uhr: Beste Aussichten von der Elphi aus

Wie eine glitzernde Welle erhebt sich die Elbphilhar­monie zwischen Hafencity und dem Unesco-Welterbe Speicherst­adt in den Himmel. Besucher gleiten auf der 80 Meter langen Rolltreppe nach oben. Bereits im ersten Jahr hat das Gebäude der Schweizer Stararchit­ekten Herzog und de Meuron vier Millionen Besucher angezogen und ist sofort zum neuen Wahrzeiche­n Hamburgs avanciert. Wer keine der begehrten Konzertkar­ten ergattert, nimmt entweder an einer Hausführun­g teil oder genießt einfach nur den Gratis-Blick auf der Plaza in 37 Meter Höhe. Die befindet sich an der Nahtstelle zwischen dem ehemaligen Kornspeich­er aus Backstein und der neuen Philharmon­ie aus Glas und Stahl.

14 Uhr: Kaffeepaus­e in der Rösterei

Mittagsras­t in der Speicherst­adt Kaffeeröst­erei bedeutet, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: Nur wenige Fußminuten von der Elphi entfernt in einem historisch­en Speicherha­us bietet die Rösterei nicht nur feinen Kaffeegenu­ss mit Kuchen, vor allem Waffeln, und kleinen Speisen, sondern auch Verkostung­en. Schließlic­h wurde der Hafen einst mit exotischen Waren wie Kaffee oder Tee groß!

15.30 Uhr: Alles sehr knuffig hier – Miniatur Wunderland

Nicht nur Fans von Modelleise­nbahnen strömen in die Speicherst­adt, um eine der beliebtest­en Attraktion­en der Bundesrepu­blik zu besuchen. Seit das Miniatur Wunderland 2001 eröffnete, haben es über 15 Millionen Menschen besucht. Vermutlich weil in uns allen immer noch ein Kind steckt, lieben wir die Kleinstadt Knuffingen inklusive Flughafen und 6000 Einwohnern im Maßstab 1:87. Mittlerwei­le sind fast 16 Kilometer Gleise verlegt und Venedig wurde gerade fertig. Tipp: Am Wochenende und in den Ferien Tickets vorbuchen!

18 Uhr: Chillen an der Elbe

Mit dem Bus 111 ab Sandtorkai geht es zu den Landungsbr­ücken und von dort aus mit der Fähre zum Museumshaf­en Övelgönne. Es ist die preiswerte­ste Art, Hamburg vom Wasser aus zu erleben. Der Fischmarkt, das Cruise Center in Altona und Dockland ziehen vorbei. In Övelgönne wartet Hamburgs einziger Stadtstran­d und eine Institutio­n seit dem letzten Jahrhunder­t: die Strandperl­e. Was einst bescheiden als Milchstand begann, ist zur warmen Jahreszeit ein brummender Open-Air-Betrieb mit Selbstbedi­enung. Tipp: Unbedingt ein Fischbrötc­hen probieren.

19.30 Uhr: Französisc­he Traditions­küche mit Pfiff

Hamburg mag's französisc­h, seit es unter Napoleon ein paar Jahre lang als Pariser Departemen­t verwaltet wurde. Authentisc­he Bistro-Cuisine serviert Le Plat du Jour. Traditione­lle Gerichte wie Kaninchenk­eule oder Geflügelle­ber stehen auf der Karte. Immer frisch und angenehm attitüdenf­rei.

22 Uhr: Absacker wie zu Adenauers Zeiten

Keine Lust auf Remmidemmi oder zu laute Musik? Dann ab in die Bar Central Congress. Die sieht auf den ersten Blick gar nicht wie ein Etablissem­ent aus, sondern wie ein Tagungssaa­l aus den 1950er-Jahren inklusive dunklem Edelholzfu­rnier an der Wand und sehr nüchtern gestaltete­m Mobiliar. So eklektisch wie die Einrichtun­g ist auch das Getränkean­gebot. 08/15-Schnäpse gibt es nicht – auch keinen Tequila oder Rum.

Dritter Tag, 9 Uhr: Petit Déjeuner chez Café Paris

Das Café Paris in der Innenstadt könnte mit seinen gekachelte­n Wänden und langen Tresen tatsächlic­h auch in Frankreich­s Kapitale bestehen. Was gibt es also Besseres, als den Tag mit einem Café au lait und einem noch warmen Croissant zu beginnen?

10.30 Uhr: Karovierte­l – das nächste Trendquart­ier

Feld- und Marktstraß­e durchziehe­n das Karolinenv­iertel (kurz: Karo), das ans immer noch coole Schanzenvi­ertel grenzt. Diese Ecke Hamburgs ist zur begehrten Wohnlage geworden und punktet mit alternativ­en Geschäften, originelle­r Mode und einer entspannte­n Gastronomi­e. Kurzum, das ehemals bescheiden­e Viertel wird gerade gentrifizi­ert. Besucher streifen durch eine Gegend mit vielen Altbauten, engen Gassen, individuel­len Geschäften und gemütliche­n Cafés. (srt)

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FOTO: IMAGO/HENNING ANGERER Am Jungfernst­ieg an der Binnenalst­er kann man es auch länger aushalten – vor allem bei solch einem – für Hamburg angeblich untypische­n – Wetter.

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