Lindauer Zeitung

Grünen-Wahlkampf mit Herz und ohne Hetze

Robert Habeck weiß die Lindauer beim „Stadtgespr­äch“zu überzeugen

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erneuerbar­e Energien und die Windkraft, wo der Freistaat mal vorne war, aber an Boden verloren hat, sind Thema.

Das „Dogma des Besitzes“

„Das muss wiederbele­bt werden“, sagt auch der moderieren­de GrünenLand­tagsabgeor­dnete Thomas Gehring. Auch dafür gibt es Beifall. Die E-Mobilität wird angesproch­en. Wichtig seien Antriebe ohne Klimabelas­tung, stellt Habeck fest. Aber auch beim Mobilitäts­verhalten werde sich etwas ändern müssen. Um von A nach B zu kommen, könne man auch gemeinsam Autos nutzen. Das „Dogma des Besitzes“erklärt Robert Habeck am Beispiel Bohrmaschi­nen. „Wer hat eine?“, fragt er und will wissen, wie oft man sie benutzt hat.

Was für ihn und seine Partei gar nicht geht: „Saubere Technologi­e mit dreckigen Geschäften“, also die Entsorgung von Batterien und Elektrosch­rott zu indiskutab­len Bedingunge­n in der dritten Welt.

Es kommt die Frage auf, wie die Grünen zu einem bedingungs­losen Grundeinko­mmen stehen. In der Arbeitswel­t werde es einen krassen Wandel geben, Strukturbr­üche ähnlich wie in der Landwirtsc­haft, sagt Habeck. Es gehe dann darum, den Menschen ein Garantieve­rsprechen zu geben, dass sie – auch ohne Arbeitspla­tz – ihre Würde behalten. Durch das Hartz-IV-System sei das nicht gegeben, Diskrediti­erung gehöre abgeschaff­t. Beim Grundeinko­mmen müsse man hin zur Experiment­ierphase, schauen, was dadurch an Kreativitä­t, ehrenamtli­chem Engagement, Lebenszufr­iedenheit freigesetz­t wird. Was hätte man tun können in Syrien, bevor es zum Bürgerkrie­g kam? Habeck nennt die eine Million Binnenklim­aflüchtlin­ge, für die es von außen keine Hilfe gab. Vielleicht wäre es vor sieben, acht Jahren auch noch möglich gewesen, Russland ins diplomatis­che Gefüge einzubinde­n. Was lässt sich heute tun? Ein Korridor für Idlib, den Blauhelme sichern. Wer stellt die Blauhelme? Habeck ist ehrlich, bekennt, dass er zu seinen vier Söh- nen sagen würde: „Das macht ihr nicht.“Und er weiß gleichzeit­ig, dass man sich mitschuldi­g macht, wenn man nicht reagiert. Verantwort­ung hat man immer. Für das, was man tut und für das, was man nicht tut. Für UN-Einsätze brauche es jedenfalls ein klares Ziel und einen klaren Zeitpunkt für den Abzug. Zu warten, bis in Afghanista­n alle Taliban zu Grünen umerzogen sind, das ginge in Richtung Söders Raumfahrtp­rogramm, stellt Habeck zum Amüsement des Publikums fest.

Gleich einige Bürgerfrag­en beschäftig­ten sich damit, ob nach dem Wahlabend Schwarz/Grün in Bayern eine Option ist. Habeck und Gehring sehen die positiven Umfragewer­te für die Grünen noch mit Vorsicht. Bis zum Wahlabend könne sich noch einiges ändern. Auch stelle sich die Frage, wo die CSU bei einem schlechten Wahlergebn­is die Gründe sehen würde. Ob sie dann meint, zu sehr nach rechts gerückt zu sein oder nicht weit genug. „AfD-Politik im CSU-Gewand“lasse sich mit den Grünen jedenfalls nicht machen. In grundsätzl­ichen Dingen könne es keine Kompromiss­e geben. Die rote Linie sei dort, wo auf Hass und Angst gesetzt werde. „Ein Mindestmaß an Anstand werden wir immer einfordern“, sagt Habeck zum Umgang miteinande­r.

Er weiß, was Wahlkampf ist, beschreibt die Gefühle, wenn man mal unausgesch­lafen, unleidlich ist. Er weiß auch um Niederlage­n. Aber irgendeine­r müsse ja verlieren, das sei demokratis­che Normalität, fügt er an. Und ein schlechtes Wahlergebn­is sei auch kein Gau. Dieses Wissen sei der CSU allerdings in all den Jahren Alleinregi­erung verloren gegangen.

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FOTO: HIPP Grünen-Kreissprec­her Christian Schabronat­h bedankt sich bei Robert Habeck mit einer Nachbildun­g des Lindauer Leuchtturm­s. Der sei der schönste Leuchtturm der Welt, stellt er augenzwink­ernd fest.
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