Wieder Probleme mit Investoren am „Großen Loch“
Stadt Kempten hält geplanten Apartmentkomplex für zu hoch und zu voluminös – Öffentliche Diskussion abgesetzt
KEMPTEN - Es gibt schon wieder Probleme mit Investoren am „Großen Loch“. Die Baupläne der jetzigen Eigentümer sollten eigentlich im Kemptener Gestaltungsbeirat mit beratenden Architekten öffentlich diskutiert werden. Eineinhalb Stunden vor Beginn der Sitzung wurde das Projekt allerdings von der Tagesordnung gestrichen. Selbst nach einer wiederholten Überarbeitung der Pläne ist das Vorhaben aus Sicht der Stadt immer noch zu hoch und zu massiv.
Als im Januar dieses Jahres die beiden baden-württembergischen Unternehmen „Doma“und „Novwinta“die frühere Skandalbaustelle mitten in Kempten als Meistbietende aus einem Insolvenzverfahren herauskauften, teilten sie mit: „In Abstimmung mit der Stadt Kempten soll die Entwicklung des Standorts zügig vorangetrieben werden.“Viele Kemptener atmeten damals auf, da das Grundstück zuvor zehn Jahre lang nahezu brachgelegen war.
Zwei Schweizer Investoren wollten dort 2009 ein Geschäftshaus mit Einzelhandel errichten, den die Stadt zum Schutz der Innenstadtgeschäfte an dieser Stelle aber ausschließt. Es kam zum Rechtsstreit, zur Zahlungsunfähigkeit der Bauherren und aufgrund eines juristischen Hin und Her zu einem jahrelangen Stillstand. Die Stadt musste während dieser Zeit unter anderem zur Absicherung der Baustelle mehrere Millionen Euro in das Projekt stecken, das ihr nicht gehört.
Die neuen Besitzer planen auf dem gut 2000 Quadratmeter großen Grundstück einen Gebäudekomplex mit gewerblicher Nutzung im unteren Bereich, darüber viele Kleinapartments mit einer Fläche von 40 Quadratmetern sowie einige größere Wohnungen.
Vorgaben gesprengt
Das Problem: Die Vorstellungen der Firmen sind aus Sicht der Stadt überdimensioniert, sagte Oberbürgermeister Thomas Kiechle bereits vor Wochen. Die Vorderfront Richtung Bahnhofstraße sollte zunächst siebenstöckig werden, entlang der Mozart- und der Alpenstraße vierstöckig. Nicht nur die Höhe führte aus städtebaulichen Gesichtspunkten zu Diskussionen, auch beim Volumen des Baukörpers wurden die rechtlichen Vorgaben der Stadt gesprengt, die in einem sogenannten Bebauungsplan festgezurrt sind. Kiechle sprach zuletzt von einem „harten, zähen Ringen“. Damit die neuen Investoren zu einer wirtschaftlich zufriedenstellenden Lösung kommen, wurde ihnen sogar angeboten, ihr Projekt auf ein angrenzendes Grundstück der Sozialbau auszudehnen. Auf diesem Gelände der städtischen Wohnungsbaugesellschaft stehen zwei denkmalgeschützte Häuser. Die Sozialbau selbst könnte auch etwa 20 Wohnungen erstellen, sagte Geschäftsführer Herbert Singer nach ersten Gesprächen.
Mehrfach mussten Vorlagen von den baden-württembergischen Bauherren nochmals überarbeitet werden, nachdem sie bei nicht öffentlichen Beratungen zurückgewiesen worden waren. Am Dienstag sollte es schließlich zur ersten öffentlichen Präsentation und Aussprache kommen. Den auswärtigen Architekten, die im Gestaltungsbeirat die Kemptener Kommunalpolitiker und die Bauverwaltung beraten, wurden die neuesten Pläne jedoch sehr kurzfristig zugestellt. So kurzfristig, dass das Gremium aufgrund „weiterer offener Fragen“entschied, das Projekt von der Tagesordnung zu streichen, teilte Beiratsvorsitzender Werner Binotto eingangs der Sitzung mit. Er fügte an: „Bauen ist eine einzige Krise und das fängt schon beim Planen an.“
Kemptens Oberbürgermeister Thomas Kiechle bestätigte am Rande des Treffens den Knackpunkt: Die Investoren würden nach wie vor nicht auf die Rahmenvorstellungen der Stadt Kempten eingehen. Es gehe weiter um die „städtebauliche Wirkung“und damit um die „Genehmigungsfähigkeit“.
Nach der öffentlichen Sitzung des Gestaltungsbeirats besprachen Architekten, Verwaltung und Politiker intern Möglichkeiten, wie es weitergehen könnte. Vonseiten der württembergischen Unternehmen war trotz wiederholten Anfragen keine Stellungnahme zu erhalten.