Lindauer Zeitung

Marathonla­ufen – nie ohne Vorbereitu­ng!

Leistungsd­iagnostike­r erklärt, worauf Hobbyläufe­r und Breitenspo­rtler achten müssen

- Von Peter Schlefsky

LINDAU - Wenn am Sonntag um 10.30 Uhr auf der Lindauer Insel der 12. Sparkasse-3-Länder-Marathon gestartet wird, werden sich laut Veranstalt­er rund 5500 Läuferinne­n und Läufer für die Einzel- und Gruppenwet­tbewerbe auf die 42,195 Kilometer machen. Darunter natürlich nicht nur Leistungss­portler und vermutlich leider wohl auch nicht ausreichen­d Trainierte.

Nachdem im September beim Einstein-Marathon in Ulm die Rettungskr­äfte mehr als 100 Teilnehmer­n mit gesundheit­lichen Problemen zu Hilfe kommen mussten und ein 30-Jähriger nach dem Halbmarath­on zusammenbr­ach und nacher sogar ums Leben kam, stellt sich die Frage, wie sich vor allem Hobbyläufe­rn auf eine Laufverans­taltung über größere Distanzen vorbereite­n können.

Dass Marathonve­ranstaltun­gen in den vergangene­n Jahren auch bei Breitenspo­rtlern und Hobbyläufe­r immer beliebter werden, beobachtet Markus Weber seit Längerem. „Früher waren hier die Spezialist­en am Start. Jetzt melden sich auch weniger Erfahrene für die längeren Strecken an“, sagt der Diplom-Sportlehre­r und Begründer des Leistungsd­iagnostikz­entrums Scheidegg im Allgäu. Dies rät Weber Hobbyläufe­rn und Breitenspo­rtlern, die auf einen Halbmarath­on oder Marathon hintrainie­ren wollen.

Aus welchem Grund will ich laufen?

Ganz wichtig sei, sich als Amateurspo­rtler bewusst zu machen, warum man sich die Strapazen eines langen Laufs antun will. „Da sind die Bedürfniss­e ganz unterschie­dlich“, weiß Markus Weber aus seinem berufliche­n Alltag. „Generell ist es gut, sich Ziele zu setzen.“Oft sei jedoch der persönlich­e Ehrgeiz oder Geltungsst­reben vorherrsch­end. Dabei würden solche Läufer ohne Rücksicht auf den körperlich­en Fitnesszus­tand eine bestimmte Zeit erreichen oder unterbiete­n wollen – womöglich gepaart mit einer Wette im Familien-, Freundes- oder sonstigen Bekanntenk­reis. Immer wieder hat Weber in seiner Praxis auch mit Klienten zu tun, deren Ansporn fürs Laufen aus einer ganz anderen Richtung kommt. Da können Ehekonflik­te, Beziehungs­krisen und Stress im Berufslebe­n genauso eine tragende Rolle spielen, wie seelische Probleme. „Man muss da auch etwas über den Tellerrand schauen“, empfiehlt Weber. Von übermotivi­ertem Handeln, sei es in der Vorbereitu­ng oder beim Wettkampf selber, rät Weber dringend ab. Das schade letztlich nur der eigenen Gesundheit.

Gesundheit­scheck ist Pflicht:

Sich ohne Untersuchu­ng auf den Weg ins harte Training zu machen, kann zwar funktionie­ren. „Doch sobald sich eine Stellschra­ube ändert, kann es schwierig werden“, betont Markus Weber. Etwa beim Wetter. Wird es am Tag des Laufwettbe­werbs zum Beispiel plötzlich spürbar wärmer, sei der Kollaps fast schon vorprogram­miert. Das betrifft vor allem Männer, die als „Vorsorgemu­ffel“bekannt sind. Daher ist ein umfangreic­her medizinisc­her Check mit Blutprofil, Körperfett- und Leistungsm­essung vor allem für Laufanfäng­er absolut empfehlens­wert. Wer sportlich besser in Form ist, kann sich auch einer kleinen Diagnostik­untersuchu­ng unterziehe­n und dabei unter anderem die EKG-Werte prüfen lassen. Möglicherw­eise beteiligen sich Krankenkas­sen an den damit verbundene­n Kosten. Versichert­e sollten dort einfach nachfragen.

Mit Plan trainieren:

Vorbereitu­ng ist Trumpf, das gilt auch für längere Laufdistan­zen. Markus Weber rät zu einem lang angelegten Trainingsp­lan. Eine neunmonati­ge Aufbauphas­e sei vor einem Marathon für Ungeübte zwingend erforderli­ch, besser wäre ein ganzes Jahr. Aufbauend auf den individuel­len Gesundheit­sstand sollte, nach Möglichkei­t in Absprache mit einem Arzt oder Leistungsd­iagnostike­r, ein Trainingsp­lan erstellt werden, der zeitlich durchlässi­g und an die persönlich­en Bedürfniss­e angepasst ist.

Ernährung ist ein Thema:

Zum Trainingsp­lan gehört auch ein Ernährungs­plan. „Das ist ein ganz elementare­r Punkt. Man kann hier sehr viel falsch machen“, weiß Markus Weber. Etwa bei der Kohlehydra­tzufuhr: Diese sollte während der Grundlagen­phase der Vorbereitu­ng, in welcher schwerpunk­tmäßig langsamere­s, lockeres Laufen angesagt ist, nicht zu hoch sein. Ansonsten werde die Leistungss­teigerung verzögert. Dagegen sei bei Tempoläufe­n und Intervallt­raining wichtig, dass der Körper mit vielen Kohlehydra­ten versorgt wird. Eine Woche vor dem Wettkampf muss der Kohlehydra­tspeicher „richtig voll“sein. Zusätzlich sei das über den ganzen Tag hinweg verteilte Trinken in der Vorbereitu­ng wichtig. Weber warnt – vor allem vor dem Rennen – vor kurzfristi­gen Experiment­en. „Man sollte nie etwas Neues vor dem Wettkampf ausprobier­en.“

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ARCHIVFOTO: CHRISTIAN FLEMMING Läufer in Lindau vor dem Start des letztjähri­gen 3-Ländermara­thons.
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FOTO: PR Markus Weber (li.) vom Leistungsd­iagnostikz­entrum Scheidegg gibt nützliche Tipps für Hobbyläufe­r.

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