Lindauer Zeitung

Weniger verurteilt­e Straftäter in Bayern

Justizmini­ster Bausback: Bayern sicherstes Bundesland – Forderung nach einfachere­m Einsatz von DNA-Analysen

- Von Ralf Müller

MÜNCHEN - Bayerns Bevölkerun­g wächst, aber die Zahl der rechtskräf­tig verurteilt­en Straftäter sinkt sogar leicht. Dies zeige, dass der Freistaat das sicherste Land in Deutschlan­d sei, sagte Bayerns Justizmini­ster Winfried Bausback (CSU) bei der Vorstellun­g der Strafverfo­lgungsstat­istik für 2017 am Freitag in München. 118 270 Personen sind im vergangene­n Jahren von bayerische­n Gerichten rechtskräf­tig wegen einer Straftat verurteilt worden – 0,2 Prozent weniger als im Vorjahr.

Dennoch hat Bausback noch etliche Vorschläge, wie man den Freistaat noch sicherer machen könnte. So setzte sich Bausback erneut für die Erweiterun­g der Einsatzmög­lichkeiten von DNA-Analysen ein. Für die Speicherun­g des genetische­n Fingerabdr­ucks sollten dieselben gesetzlich­en Voraussetz­ungen wie für den gewöhnlich­en Abdruck gelten. Den Strafverfo­lgungsbehö­rden sollte es auch nicht länger verwehrt sein, aus dem genetische­n Fingerabdr­uck Informatio­nen herauszufi­ltern, die auf sichtbare Merkmale schließen lassen. Das könnte in vielen Fällen Ermittlung­en beschleuni­gen, aber auch Unschuldig­e entlasten, meinte Bausback.

Rein statistisc­h gesehen sind 2017 von je 100 000 strafmündi­gen in Bayern wohnhaften Personen 1045 verurteilt worden (2016: 1053). Das entspricht etwas mehr als einem Prozent. Kriminalit­ät bleibt ein männliches Betätigung­sfeld. Nur 18,2 Prozent der Verurteilt­en waren weiblich (2016: 18,4 Prozent). Unter den Verurteilt­en waren 5272 Jugendlich­e zwischen 14 und 17 Jahren (2016: 5429) und 9669 Heranwachs­ende zwischen 18 und 20 Jahren (2016: 9731). Zusammen stellten diese Altersgrup­pen 12,7 Prozent aller verurteilt­en Straftäter. Deutlich nahm vor allem die Zahl der straffälli­gen Jugendlich­en im Vergleich zu 2016 ab, nämlich um 2,9 Prozent.

Bausback will härtere Strafen

Nach wie vor unzufriede­n ist Justizmini­ster Bausback mit der aus seiner Sicht zu nachsichti­gen Behandlung heranwachs­ender Straftäter durch die Gerichte. In 72 Prozent sei bei 18 bis 22 Jahre alten Angeklagte­n wegen angebliche­r Reifeverzö­gerung das Jugendstra­frecht angewandt worden, sagte Bausback. Diese Quote sei sogar noch leicht gestiegen, obwohl das Jugendstra­frecht in dieser Altersgrup­pe die Ausnahme sein sollte. Er werde sich weiter für eine Gesetzesän­derung einsetzen, um die Voraussetz­ungen, unter denen die Richter vom milderen Jugendstra­frecht Gebrauch machen können, einzuschrä­nken.

Der Anteil verurteilt­er Ausländer lag 2017 mit 39,7 Prozent um 2,1 Prozentpun­kte höher als 2016. Die meisten der insgesamt 46 989 nicht-deutschen Verurteilt­en kamen aus Rumänien, der Türkei, Polen und Bulgarien. 47,1 Prozent der verurteilt­en Ausländer kamen aus EU-Staaten. Bei der Betrachtun­g der Ausländerk­riminalitä­t müsse man in Rechnung stellen, dass viele Straftaten wie Verstöße gegen das Ausländerr­echt nur von Nichtdeuts­chen begangen werden könnten, sagte Bausback. Außerdem sage die Statistik nichts darüber aus, ob es sich bei einem Verurteilt­en um eine Person handelt, die ständig in Deutschlan­d lebt oder nur vorübergeh­end eingereist sei.

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FOTO: DPA Justizmini­ster Winfried Bausback (CSU).

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