Lindauer Zeitung

Bauern wehren sich gegen Kürzung von EU-Mitteln

Politiker und Landwirte debattiere­n über künftige Förderpoli­tik – Kritiker bleiben außen vor

- Von Caroline Messick

STUTTGART - Wie soll die Agrarpolit­ik Europas in Zukunft aussehen? Darüber haben Vertreter aus der Politik und Landwirtsc­haft am Freitag in Stuttgart diskutiert. Kritik an den Plänen der EU für die Bauern kam von Baden-Württember­gs Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne). Er monierte, Anreize für eine ökologisch­e Landwirtsc­haft kämen zu kurz – und schloss sich damit der Kritik von Naturschut­z-Organisati­onen an.

Thema des Treffens am Freitag: Das liebe Geld und seine Bedeutung für die Landwirtsc­haft. Rund 38 Prozent des EU-Haushalts fließen aktuell in die europäisch­e Landwirtsc­haft. Die aktuelle Förderperi­ode läuft allerdings in zwei Jahren aus. Die EU-Kommission verhandelt derzeit das Budget für die Zeit danach – und da drohen Deutschlan­ds Bauern Kürzungen.

Nach den bisherigen Plänen der EU-Kommission sollen deutsche Landwirte in den kommenden Jahren weniger Geld von der EU bekommen als bisher. Verantwort­lich dafür sind zum einen der drohende EUAustritt Großbritan­niens, zum anderen die hohen Ausgaben für Flüchtling­e. Für die deutschen Bauern schlägt die EU-Kommission Ausgaben von rund 41 Milliarden Euro vor. Im Budget 2014 bis 2020 waren noch rund drei Milliarden Euro mehr vorgesehen. Offen ist, welche Anforderun­gen die Landwirte erfüllen müssen, um Förderung zu erhalten.

Joachim Rukwied, europäisch­er Bauernverb­andspräsid­ent, sprach sich in Stuttgart für eine behutsame Weiterentw­icklung des bestehende­n Fördermode­lls aus. Er sagte aber auch ganz klar: „Wir lehnen jegliche Kürzung ab.“Zudem forderte Rukwied, die Pläne schnell festzuzurr­en. „Wir brauchen eine zügige Entscheidu­ng über das Budget, damit die EU stabil und handlungsf­ähig bleibt.“Der Beschluss müsse im Frühjahr gefällt werden, sonst sei wegen der EUParlamen­tswahlen Ende Mai wieder alles offen. Dem schloss sich BadenWürtt­embergs Agrarminis­ter Peter Hauk (CDU) an. Er begrüßte die Pläne der EU in weiten Teilen. Ein wichtiger Aspekt fehlt Hauk aber: Er möchte Höfe mit Tierhaltun­g stärker fördern. Diese hätten einen höheren Aufwand als andere Betriebe. Angesichts extremer Witterungs­bedingunge­n in den vergangene­n Jahren könnte sich Hauk auch Prämien für gutes Risikomana­gement vorstellen.

Ökologisch­e Anreize fehlen

Bundesland­wirtschaft­sministeri­n Julia Klöckner (CDU) sprach sich für eine „Agrarpolit­ik aus einem Guss“aus. Klöckner hält das aktuelle Fördermode­ll auch für die Zukunft für sinnvoll, wehrt sich aber wie die Landwirte gegen Kürzungen. „Die Ziele, die formuliert sind, lassen sich mit dem Finanzrahm­en schwer erreichen“, so Klöckner. Im Berliner Koalitions­vertrag von CDU und SPD sei festgehalt­en, dass das Niveau der Hilfen gehalten wird.

Kritische Themen wurden eher am Rande besprochen, Umweltverb­ände waren erst gar nicht eingeladen. Deshalb blieb es Ministerpr­äsident Kretschman­n im Grußwort überlassen, Kritik zu äußern. „Allerdings sehe ich ein ökologisch­e Plus bislang noch nicht“, sagte er. Dafür brauche es klare finanziell­e Anreize.

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FOTO: DPA Landwirten drohen Einbußen, weil die EU sparen muss.

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