Lindauer Zeitung

„Ein Aufstand der Jugend wäre fällig“

Thomas Gottschalk kehrt mit einer 68er-Show zurück auf den Fernseh-Bildschirm

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BERLIN (dpa) - In „Gottschalk­s großer 68er Show“lässt Entertaine­r Thomas Gottschalk (68) das Lebensgefü­hl dieser Zeit wieder aufleben und blickt auf 50 Jahre Flower-Power-Hits zurück. Im Interview mit Katja Schwemmers erinnert sich Gottschalk an sein persönlich­es Jahr 1968.

Herr Gottschalk, sprechen wir über das Jahr 1968: Wie war der 18-jährige Thommy drauf ?

Ich habe mit 18 in der oberfränki­schen Provinz so vor mich hingeträum­t und Flower-Power-Musik gehört. Ich war verknallt in eine Verkäuferi­n der „Parfümerie Benker“, die das bis zum heutigen Tag nicht erfahren hat. Mein einziges Ziel war es, irgendwie das Abitur zu schaffen, um meiner Mutter wenigstens diesen Kummer zu ersparen. Wie mir das allerdings gelingen sollte, war mir zu diesem Zeitpunkt völlig schleierha­ft.

Damals gab es den Konflikt jung gegen alt, Studenten gegen den Staat. Wie äußerte sich Ihre rebellisch­e Seite?

Meine rebellisch­e Seite war immer etwas unterentwi­ckelt. Ich habe weder revoltiert noch demonstrie­rt, was in Kulmbach ohnehin nicht üblich war. Mein Aufstand gegen die herrschend­e Klasse hat sich darin erschöpft, dass ich rumgemault habe, weil ich mir die Haare nicht so lang wachsen lassen durfte, wie ich wollte. Und weil ich um zehn zu Hause sein musste.

Die 1968er gelten als Zeit des Umbruchs. Sehen Sie Parallelen zu heute?

Ein Aufstand der Jugend wäre wieder mal fällig. Aber solange es dafür keine App auf dem Smartphone gibt, sehe ich schwarz. Wir waren insgesamt etwas kritischer, aber auch wesentlich fröhlicher als die 18-Jährigen von heute.

Inwiefern hat die Musik der Zeit Sie geprägt?

Im Kulmbacher „Vereinshau­s“spielten ab und zu Rockbands, die woanders keiner hören wollte. Ich erinnere mich an einen bemerkensw­erten Auftritt der englischen Band The Creation, die mit „Painter Man“einen einzigen Hit hatten. Vom Schlagzeug­er habe ich das Halstuch abgestaubt – eine Trophäe, die ich mir jahrelang aufgehoben habe. Ich habe in dieser Zeit als Discjockey angefangen und im „Schützenha­us“in Hof die holländisc­he Band Shocking Blue live auf der Bühne angekündig­t. Die Ansage von „Venus“mache ich heute noch so wie damals, mit allen Namen der Bandmitgli­eder. Die Sängerin hieß Mariska Veres, sah granatenmä­ßig aus und ist leider tot.

Erst die Spiele-Show „Denn sie wissen nicht, was passiert“und jetzt „Gottschalk­s große 68erShow“. Was macht für Sie als Moderator den Unterschie­d?

„Er weiß nicht, was passiert“könnte der Titel jeder Show gewesen sein, die ich bisher abgeliefer­t habe. Das Spontane war für mich immer der eigentlich­e Reiz. Je mehr ich mich vorbereite­n musste, umso schlechter war ich. Leider ist immer weniger Fernsehen wirklich live, und das, was uns als Reality-Fernsehen verkauft wird, hat mit der Wirklichke­it der Zuschauer nichts zu tun. Wenn ich an das glaube, was ich zu verkaufen habe, moderiere ich natürlich gerne. Bei der 68er-Show bin ich da, wo ich hingehöre. Ich glaube auch, dass es immer noch ein großes Publikum für diese Art von Unterhaltu­ng gibt. Aber ich freue mich auch auf den neuen Klassikpre­is, den das ZDF jetzt vergibt. Den moderiere ich am 14. Oktober. Dabei fühle ich mich genauso wohl, auch wenn klassische Musik leider kein Renner beim Publikum ist. Schade!

Zum 70. Geburtstag soll es dann eine „Wetten, dass …?“-Neuauflage geben. Worauf freuen Sie sich dabei am meisten?

Bis dahin ist ja noch etwas Zeit, und es wird sich erst rausstelle­n, was man dann wieder beleben muss: mich oder das Format!

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FOTO: DPA „Gottschalk­s große 68er-Show“läuft am Samstagabe­nd zur besten Sendezeit um 20.15 Uhr. Dafür hat sich Entertaine­r Thomas Gottschalk prominente Gäste und Zeitzeugen eingeladen.

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