Gutes tun nach dem Gottesdienst
Die Eine-Welt-Gruppe „Harambee“in Mellatz hat in 30 Jahren mehr als 130 000 Euro gespendet
OPFENBACH-MELLATZ (feß) - Die Idee entstand im Bibelkreis: „Wir wollten aktiv werden und nicht nur über die Bibel sprechen“, erinnert sich Vevi Schlögl. Und so hat sie gemeinsam mit ein paar anderen Frauen und Männern angefangen, in Mellatz fair gehandelte Produkte zu verkaufen und mit dem Erlös Projekte in aller Welt zu unterstützen. Daraus entstand dann der Eine-Welt-Verein „Harambee“, was so viel bedeutet wie „Mit vereinten Kräften“auf Kisuaheli. Das war vor 30 Jahren. Das Erntedankfest am Sonntag wollen deswegen auch die Vereinsmitglieder nutzen, um ihrerseits zu danken.
Anfangs hat der Arbeitskreis nach dem Gottesdienst seine Waren auf einem Tisch ausgebreitet. „So viel war das nicht. Das hatte dort alles Platz“, sagt Schlögl. Nach und nach wurde es immer mehr. Inzwischen bietet der kleine Laden ein umfangreiches Sortiment an Lebensmitteln, wie etwa Reis, Kaffee oder Säfte, kleinen Kunstgegenständen, ein paar Schals oder Schmuck an. Dennoch finden sich hier in Mellatz weniger Produkte als in anderen Läden. „Wir kaufen spezielle Waren, die nachgefragt werden“, erklärt Schlögl. Sehr beliebt sind etwa der Kaffee aus Guatemala oder Gewürze.
Nicht nur in Mellatz werden die Waren verkauft, auch in anderen Gemeinden. „Sie bekommen die Waren auf Kommission und verkaufen sie für uns“, erklärt Elfriede Gail, die sich im Verein um die Finanzen kümmert.
Aus dem Arbeitskreis entstand im Laufe der Jahre ein eingetragener Verein, der für seinen Verkauf einen eigenen Raum im Eingangsbereich des Comboni-Missionshauses bekam. Er ist liebevoll mit Bildern dekoriert, die Schränke und Regale stammen teils vom Dachboden. „Wir haben sparsam gewirtschaftet“, sagt Gail. Die meisten Waren bezieht der Eine-Welt-Laden aus Ravensburg, von der Fairtrade Organisation dwp. „Die ersten 15 Jahre sind wir dort selbst regelmäßig hingefahren, haben die Waren eingeladen, dann ausgepackt und ausgezeichnet. Das hat den ganzen Tag gedauert“, erinnert sich Gail. Inzwischen kann alles im Internet bestellt werden und es wird dann geliefert.
Nicht nur der Verkauf von fair gehandelten Waren war den Frauen und Männern wichtig, sie wollten auch ihre Mitmenschen informieren. „Uns ging es darum, ein Bewusstsein zu schaffen“, sagt Schlögl. So organisierte der Verein auch mehrere Vorträge zu verschiedenen Themen.
Ein enger und guter Kontakt bestand von Anfang an zum Missionshaus und zu den Comboni-Brüdern. „Wir wurden immer sehr gut unterstützt und haben voneinander gelernt“, sagt Gail.
Mehr als 130 000 Euro gespendet hat der Verein in den vergangenen 30 Jahren. „Wir haben vier Projekte, die wir regelmäßig unterstützen“, sagt Gail. Dazu kommen weitere Hilfen, etwa nach Naturkatastrophen oder ähnliches. „Wir haben auch gespendet, als eine Käferplage die gesamte Mangoernte in einer Region zerstört hat“, sagt Schlögl. So wurde das Einkommen der Arbeiter bezahlt.
Laden ist geöffnet, bis der letzte Besucher gegangen ist
Dass sie all die Jahre vielen Menschen helfen konnten, dafür sind Schlögl und Gail sehr dankbar: „Ohne die Gottesdienstbesucher wäre das nicht möglich gewesen. Sie sind immer sehr großzügig.“Danke sagen – das steht an diesem Sonntag, an dem das Erntedankfest gefeiert wird, im Mittelpunkt des Gottesdienstes in Mellatz (9.30 Uhr). Anlässlich des Jubiläums stellen die Vereinsmitglieder ihre Arbeit vor und berichten von den Projekten, die sie unterstützen. Nach dem Gottesdienst hat der kleine Laden so wie jede Woche geöffnet, so lange bis die letzten Besucher gegangen sind. Darüber hinaus wird eine Köchin kleine Kostproben aus fair gehandelten Lebensmitteln anbieten. Und wer noch mehr über die Geschichte des „Harambee“Weltladen wissen möchte, kann sich die von Joe Schlögl gestalteten Schautafeln anschauen.
Für die Zukunft wünschen sich Vevi Schlögl und Elfriede Gail, dass ihr kleiner Eine-Welt-Laden weiterhin jeden Sonntag die Besucher willkommen heißt. Dazu würden sie den Verein gerne irgendwann in jüngere Hände geben. Damit auch in den nächsten Jahren Projekte in der ganzen Welt unterstützt werden können.