Lindauer Zeitung

Der Deutsche, der selbst Muhammed Ali verblüffte

Karl Mildenberg­er, Box-Legende aus Kaiserslau­tern, ist tot – 1966 kämpfte er gegen den Größten um den WM-Gürtel

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KAISERSLAU­TERN (SID) - Unvergesse­n ist der Tag, an dem Karl Mildenberg­er dem „Größten“vor 35 000 Zuschauern zwölf Runden lang die Stirn bot. Mehr als 50 Jahre nach dem Highlight gegen Muhammad Ali im Frankfurte­r Waldstadio­n ist der frühere Box-Champion mit 80 Jahren gestorben. Das bestätigte seine Ehefrau Miriam der FAZ.

„Milde“, der den allergrößt­en seiner Gegner überlebt hat, starb am Freitag in einem Hospiz in Kaiserslau­tern. Der einstige Europameis­ter aus der Pfalz hatte seinen Gürtel von 1965 bis 1967 sechsmal erfolgreic­h verteidigt, ehe er seine Karriere im Alter von 31 Jahren beendete. Zur Legende wurde er am 10. September 1966.

Mildenberg­er hatte die Ehre, als erster deutscher Boxer in Deutschlan­d um den WM-Gürtel in der Königsklas­se zu kämpfen. Der 10:1-Außenseite­r, ein unbequemer Rechtsausl­eger, beschäftig­e Ali fast über die volle Distanz, doch der Ringrichte­r nahm ihn nach mehreren Kopftreffe­rn aus dem Kampf. Für die Abbruch-Niederlage kassierte der Herausford­erer stolze 220 000 Mark.

Den Fight hatte sich Mildenberg­er mehr als verdient. Vor dem Duell mit Ali kämpfte er sich bis auf Rang vier der Weltrangli­ste vor. Er bekam die Chance seines Lebens. „Muhammad Ali ist und bleibt der beste Boxer aller Zeiten. Ich bin glücklich, dass ich gegen ihn boxen konnte“, sagte Mildenberg­er später.

Als es im Ring gegen den Halbschwer­gewichts-Olympiasie­ger von Rom 1960 ernst wurde, war der Lokalmatad­or alles andere als Fallobst. Die Punktricht­er sprachen ihm die fünfte und neunte Runde zu, ehe er der noch größeren Klasse seines hochfavori­sierten Gegners Tribut zollen musste.

Der Sieger war seinerzeit mächtig beeindruck­t von seinem Rivalen. „Es war mein schwerster Fight seit dem Titelgewin­n gegen Sonny Liston“, sagte Ali. Die Bewohner seiner Heimatstad­t ehrten Mildenberg­ers Leistung am Tag nach dem Fight mit einer ganz besonderen Geste. 30 000 Pfälzer bejubelten ihn, als er in einem offenen Cabrio fünf Kilometer quer durch Kaiserslau­tern fuhr.

Karriereen­de mit 31 Jahren

Zwei Jahre später beendete er seine Karriere in jungen Jahren, aber ganz bewusst: „Zehn Jahre und nicht mehr, das war für mich von Beginn an klar. Ich habe immer an meine Gesundheit gedacht und wollte auch weiter normal sprechen können.“

Bis zur Pensionier­ung 2002 arbeitete der 1,87 Meter große Mildenberg­er als Bademeiste­r. Noch zu seinem 70. Geburtstag wurde groß gefeiert, danach zog sich der Boxer im Ruhestand mit seiner Frau zurück. Selbst als Zuschauer zog es Mildenberg­er nicht mehr an den Ring, seine Nachfolger gefielen ihm nicht: „Alles ist Spielerei, die boxen doch nicht mehr richtig. Das sind doch keine Kämpfe mehr.“Die große Zeit war vorbei.

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FOTO: DPA Da streckte er ihn nieder: Karl Mildenberg­ers Treffer zeigten auch bei Muhammed Ali (links) Wirkung.

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