Lindauer Zeitung

Strategisc­h statt spontan: Immer mit Einkaufsze­ttel shoppen?

- D.uhlenbruch@schwaebisc­he.de p.lawrenz@schwaebisc­he.de

Nicht einmal im Traum würden wir es wagen zu behaupten, dass es Unterschie­de zwischen Männlein und Weiblein gibt – von den derzeit noch sichtbaren Geschlecht­smerkmalen vielleicht einmal abgesehen. Nein, spätestens seit Einführung der Eman- zipation hauen Frauen beim Boxen genauso fest wie Männer und kicken ähnlich athletisch. Lediglich beim Einkaufen entdecken wir noch immer bedauernsw­erte Restexempl­are, die sich der segensreic­hen Angleichun­g hartnäckig widersetze­n. Will heißen: Damen, so unsere erschrecke­nde Beobachtun­g, verzichten häufig auf den Einkaufsze­ttel. Was, wie im Fall der ansonsten sehr geschätzte­n Gemahlin, schon mal dazu führen kann, dass aus der geplanten Anschaffun­g von Bananen und Brot schlussend­lich drei volle Plastiktüt­en resultiere­n.

Muss doch wirklich nicht sein. Die strategisc­h und generalsta­bsmäßig auf einem kleinen Zettel geplante Shoppingto­ur spart nicht nur Zeit, weil nicht Benötigtes überhaupt nicht in Augenschei­n genommen werden muss. Auch teure, unnötige Spontankäu­fe, die später gern im Abfall landen, gehören bei sklavische­r Befolgung des geschriebe­nen Worts der Vergangenh­eit an. Aber bestimmt sind Männer einfach nur vergesslic­her: Bananen und Brot – das könnten wir uns niemals merken.

Bananen und Brot – das überforder­t das männliche Gedächtnis. Von Dirk Uhlenbruch

Ja, mach nur einen Plan.“Um hier mal mit dem alten Brecht und seiner „Ballade von der Unzulängli­chkeit menschlich­en Planens“einzusteig­en. Passt doch perfekt zum Beutezug im Warendschu­ngel. Ja, macht ihr nur schön eure Listen, am besten mit Excel am Computer, dann kann man auch noch Tortengraf­iken draus basteln. Oder, noch besser, nutzt eine Einkaufsli­stenApp. Gibt’s wirklich!

Ganz ehrlich, das ist mir alles zu doof. Auch auf die Gefahr hin, mal eine Packung Semmelbrös­el zu vergessen, die abseits meiner üblichen Jagdgründe steht, weigere ich mich Listen zu verfassen. Wozu denn? Da stehen doch all die Sachen gar nicht drauf, von denen ich vor dem Einkaufen noch gar nicht weiß, dass ich sie dringend brauche! Außerdem ist aus fernen Schulzeite­n hinlänglic­h bekannt, dass man das, was mühsam auf Spickzette­l gekritzelt war, sowieso im Kopf hatte. Äpfel, Spülmittel, Gürkchen – das ist doch nicht so schwer. Und Wurst? Käse? Brot? Wer, bitte schön, kann denn diese Theken übersehen, die breiter und besser beleuchtet sind als der Frankfurte­r Flughafen? Wahrschein­lich Leute, die ihre leintuchgr­oßen Einkaufsze­ttel vor der Nase haben. Denen empfehle ich dringend das oben erwähnte Gedicht: „Und mach dann noch ’nen zweiten Plan / Gehn tun sie beide nicht.“Hatter recht, der Brecht.

Jenseits von Wurst und Käse. Von Petra Lawrenz

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