Von Wiener Klassik bis zur Gegenwart
Notos-Quartett begeistert im Rittersaal von Schloss Achberg.
ACHBERG - Im ausverkauften und dennoch nicht voll besetzten Rittersaal auf Schloss Achberg hat das Berliner Notos-Quartett sein Publikum am Samstagabend zu intensivem Applaus und Bravo-Rufen hingerissen.
Es war wieder einmal der besondere Genuss, den herrlichen Klang des Steinway-Flügels zu erleben, umgeben von drei Streichern, die in Klavierquartetten von Mozart und Schumann und in dem besonders gefeierten Divertissement für Klavierquartett des 1997 verstorbenen französischen Komponisten Jean Françaix die Schönheit des Zusammenspiels zelebrierten. Es war ein verinnerlichtes Spiel der in sich ruhenden Streicher Sindri Lederer an der Violine, Andrea Burger an der Viola und Philip Graham am Violoncello mit der Pianistin Antonia Köster. Kaum ein Blickkontakt – die Feinabstimmung erfolgte über das Ohr. Das war nicht Routine, sondern ein Spiel aus sich heraus, mit vollem Körpereinsatz.
Musik unserer Zeit
Das Divertissement von Jean Françaix gefiel durch den klaren Ton des Flügels und den wunderbar warmen, tiefen Ton der Bratsche. Während bei Mozart und Schumann der Zuhörer wusste, welche Musik ihn erwartete, nicht aber, wie die Spieler sie im Detail interpretieren würden, erwarteten ihn bei Françaix Überraschungen: abrupte Wechsel der Tempi, urplötzliche Wechsel der Lautstärke, rhythmische Raffinesse, ganz Musik unserer Zeit. Melodisch im Grunde und doch so, dass die Musiker das Bild einer Welt zeichneten, die längst aus dem Lot geraten ist. Hier wird nicht der Traum einer heilen Welt geboten, sondern die alltägliche Wirklichkeit. Brüche, die bei Mozart nur angedeutet sind, kamen hier offen und ehrlich zutage. Man sah die Anspannung in den Gesichtern der Zuhörer, die aufmerksam mitgingen, gelegentlich huschte ein leises Lächeln darüber. Anders bei Mozarts Klavierquartett Es-Dur KV 493, das man kannte, bei dem man vergleichen konnte mit anderen Interpretationen. Das Notos-Quartett, das 2017 den Echo Klassik als beste Nachwuchskünstler erhalten hat, brauchte sich fürwahr nicht zu verstecken. Silberhelle, perlende Klänge vom Klavier standen im Dialog mit heiteren Melodienströmen und zärtlichem, fein ziseliertem Rankenwerk der Streicher, dazu die Anklänge an Mozart-Opern, mehr zu ahnen als zu hören. Nach der Pause bot Robert Schumanns Klavierquartett Es-Dur op. 47 zupackende, leidenschaftliche, ungestüm trotzige Romantik. Männlich losstürmende Kraft und weibliche Versonnenheit, Sonne und Nacht begegneten sich. „Geschäftige Gnome“huschten mit Tempo durch das Scherzo, während das Andante beseelten Gesang verströmte, ehe heftig pulsierendes Temperament zum abschließenden Klangfeuerwerk führte. Man spürte, dass diese Musik von innen herauskam, echt und authentisch. Zum Abschluss noch ein Wiener Walzer – der Bogen war geschlossen.