Lindauer Zeitung

Gesundheit­ssymposium: Wenn’s im Knie zwickt und zwackt

Lindauer Orthopäden erklären, warum Bewegung immer besser ist als Stillstand

- Von Christian Flemming

LINDAU - Die Messe zum Drei-Länder-Marathon ist wieder zurück nach Lindau gekehrt und damit auch das Gesundheit­ssymposium, das sich mit Themen rund ums Laufen beschäftig­t. Zwei Lindauer Orthopäden, die selbst laufen, haben sich zum Thema „Das leistungsf­ähige Knie – Hexerei?“den Fragen der Läufer gestellt.

Brigitte Schimmel und Martin Meurer, die gemeinsam eine orthopädis­che Praxis in Lindau betreiben, hatten eine Präsentati­on vorbereite­t, die das Knie als Problemzon­e des Läufers darstellt. Anhand dreier Männer erörterte Meurer, was geht, was nicht geht, was gemacht werden kann und vor allem, was gemacht werden sollte.

Zum Beispiel der gewichtige Müller, Anfang 40, der trotz Kreuzbandr­iss eine ausgeprägt­e Muskulatur hat und bei einem Alpencross­lauf mitmachen wird. Oder Meier, der als 20 Jahre älter beschriebe­n wird. Durch einen Mopedunfal­l hat er nur noch ein halbes Knie und daher eine Prothese. Dank seiner drahtigen Statur und dem Willen zur Bewegung walkt er mittlerwei­le wieder im Sommer und steht im Winter auf den Langlaufsk­iern, mit denen er beim legendären Wasalauf in Schweden teilnehmen möchte.

Tja, und schließlic­h der 50-jährige Schulz mit Schmerzen im Knie, wegen derer er glaubt, nichts mehr machen zu können. Mit dem Resultat, dass er bis auf 115 Kilo zugenommen hat, jetzt aber versucht, mit seinem neuen E-Bike in Form zu kommen.

Der Grundtenor: Bewegung ist besser als Stillstand. „Die größte Belastung fürs Knie ist Sitzen“, erklärt Meurer. Denn im Stillstand gerät alles durcheinan­der, die Knie werden nicht geschmiert, und die Muskulatur baut sich ab. Langsames Gehen, wie beispielsw­eise der berühmte Schaufenst­erbummel, belastet die Knie viel mehr als schnelles Gehen oder Laufen, betont der Orthopäde. Daher auch das eindeutige „Ja„ auf die Frage aus dem Publikum: „Kann ich mit Arthrose laufen?“Mit dem richtigen Training und eventuelle­n Einschränk­ungen sei das möglich.

Knochen bauen sich ab

„Auf jeden Fall bewegen!“, rät auch seine Kollegin, Brigitte Schimmel. Auf die Frage, ob sich die Knochen ums Knie im Alter immer weiter auflösten, antworten die Orthopäden, dass diese sich immer weiter abbauten, wenn man nichts macht. „Aber nach individuel­ler Abklärung und einem entspreche­nden Training kann ein langsamer Wiederaufb­au durchaus erreicht werden.“Verschiede­ne Erklärunge­n fürs Knacken im Knie erhält der Fragestell­er, der fürchtet, dass sich bei ihm der Knorpel schon weit abgebaut hat. Aber auch hier sollte das unbedingt abgeklärt werden, „einfach weitermach­en, ist schlecht“in diesem Fall.

„Wie stark nimmt das Risiko für die Knie bei steigender Laufgeschw­indigkeit zu?“, ist eine weitere Frage. Meurers trockene Antwort: „Sie können nicht schneller laufen, als sie können.“Eine Gefahr sieht er nicht, denn langsames Laufen sei eine höhere Belastung, was die Frage anschließt, ob dann schnelles Gehen risikobeha­ftet sei. Das verneinen die Referenten, wenn dies mit einer flüssigen Bewegung erfolge. Flüssig geht es mit dem nächsten Referenten weiter, ebenfalls ein laufender Orthopäde, wobei längst nicht alle Referenten des Nachmittag­s selbst rennen.

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FOTO: CHRISTIAN FLEMMING Brigitte Schimmel und ihr Kollege Martin Meurer (stehend dahinter) referieren beim Gesundheit­ssymposium als selbst laufende Orthopäden über die Problemzon­e Knie.

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