Lindauer Zeitung

„Verbrennun­gsmotor hat keine Zukunft"

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BERLIN - Was muss passieren, damit die Welt einer Klimakatas­trophe entgeht? Andreas Herholz hat darüber mit Klimaforsc­her Mojib Latif (Foto: dpa) gesprochen.

Herr Latif, was sollten wir jetzt tun, um den Klimawande­l abzumilder­n?

Dass die Erderwärmu­ng schnell voranschre­itet, war zu erwarten. Bereits jetzt haben wir eine Erwärmung von einem Grad, die sich auf Korallenri­ffe und das arktische Meereis auswirkt. 1,5 Grad sind nicht wenig. Bei der Formulieru­ng des Ziels zur UN-Klimakonfe­renz 2015 in Paris wusste man eigentlich auch schon, dass das nicht mehr zu schaffen ist. Deswegen einigte man sich auf den Passus „deutlich unter 2 Grad“beziehungs­weise, wenn möglich, 1,5 Grad. Selbst eine Begrenzung der Erderwärmu­ng auf 2 Grad ist schon ambitionie­rt. Dafür müssten wir ungefähr bis zur Mitte des Jahrhunder­ts kohlenstof­fneutral werden. Es dürften also weltweit nur noch so viele Treibhausg­ase ausgestoße­n werden, wie auch von den Senken aufgenomme­n werden. Danach brauchen wir negative Emissionen. Wir müssten also mehr Gase aus der Atmosphäre heraushole­n, als wir hineingebe­n.

Aber ist das nicht illusorisc­h?

Nicht unbedingt. Technologi­ewandel kann durchaus schnell gehen. Der Übergang vom Pferdewage­n zum Automobilw­agen erfolgte in einem Jahrzehnt. Oder sehen Sie, wie rasend schnell der Wandel vom Festnetz auf Mobilfunk geht: In Norwegen gibt es fast kein Festnetzte­lefon mehr. Bei den erneuerbar­en Energien haben wir auch einen enorm schnellen Fortschrit­t: Es gibt global mehr Investitio­nen in diesem Bereich als in die konvention­ellen Energien. Auch alternativ­e Antriebe sind verfügbar. Das Problem ist, dass sie kaum angewandt werden. Die Politik ist daher gefordert, die Dynamik so weit zu beschleuni­gen, dass der Wandel innerhalb weniger Jahrzehnte kommt. Klima ist etwas Langfristi­ges, die Politik denkt und handelt aber meist eher kurzfristi­g. Darum passiert auch nie etwas.

Was muss sich konkret ändern?

Zwei Dinge sind hier wichtig: Erstens, die Energiewen­de – wir müssen weg von den fossilen, hin zu den erneuerbar­en Energien. Tatsächlic­h aber wollen weder die Union noch die SPD wirklich schnell von der Kohle loslassen. Zweitens haben wir es bei der Mobilität leider versäumt, viel stärker auf E-Mobilität oder Brennstoff­zellen zu setzen. Stattdesse­n halten wir krampfhaft am Verbrennun­gsmotor fest. Der hat aber keine Zukunft.

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