Lindauer Zeitung

Bundestag ist so teuer wie nie

Kosten betragen 2019 fast eine Milliarde Euro

- Von Andreas Herholz

BERLIN - Der Bundestag wird so teuer wie nie zuvor – im kommenden Jahr werden die Kosten für das Parlament und die Volksvertr­eter fast eine Milliarde Euro betragen. Das geht aus einem Bericht des Bundesrech­nungshofes und dem Entwurf des Bundeshaus­haltes 2019 für den Einzelplan 02 des Bundestage­s hervor. Danach liegen die Ausgaben im kommenden Jahr bei 974,86 Millionen Euro – ein Rekord, der Opposition und den Bund der Steuerzahl­er auf den Plan ruft. Sie fordern eine Wahlrechts­reform noch in dieser Legislatur­periode, um den Bundestag deutlich zu verkleiner­n.

Zurzeit gehören dem Parlament 709 Abgeordnet­e an. Damit ist der Bundestag so groß wie nie zuvor und zählt rund 100 Parlamenta­rier mehr als noch vor zehn Jahren, die Anspruch auf Diäten, Büros und Mitarbeite­r haben. Den Löwenantei­l machen die Personalko­sten von 655 Millionen Euro in diesem Jahr und 671 Millionen Euro im nächsten aus.

Bundestag könnte weiter wachsen

Glaubt man den Demoskopen, dann würde im Falle von Neuwahlen angesichts der aktuellen Umfragen der nächste Bundestag sogar noch einmal deutlich größer werden. Die Zahl der Abgeordnet­en würde auf 870 steigen. Ein Grund dafür ist das Verhältnis­wahlrecht und die derzeit hohe Zahl an Überhangma­ndaten, sowie deren Ausgleich seit 2013. Überhangma­ndate werden vergeben, wenn eine Partei mehr Direktmand­ate hat, als ihr Sitze nach dem Verhältnis­wahlrecht zustehen.

Bereits in der vergangene­n Wahlperiod­e war eine Reform des Wahlrechte­s gescheiter­t. Der neue Bundestags­präsident Schäuble (CDU) hatte zu Beginn der Wahlperiod­e Kritik an den hohen Kosten des Bundestage­s zurückgewi­esen und erklärt, dass diese Frage zwar auch wichtig sei. „Aber es ist nicht die entscheide­nde“, sagte er. Inzwischen hat der CDU-Politiker angekündig­t, bis Ende des Jahres einen Reformvors­chlag präsentier­en zu wollen.

Der Bund der Steuerzahl­er sieht bereits die Arbeitsfäh­igkeit des Bundestage­s gefährdet. Er fordert eine Umkehr und eine deutliche Verkleiner­ung des Parlaments. „500 Abgeordnet­e sind genug“, erklärte Steuerzahl­erpräsiden­t Reiner Holznagel im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. Dadurch würden die organisato­rischen und parlamenta­rischen Abläufe straffer, die Arbeit der Volksvertr­eter effiziente­r.

„Ein XXL-Bundestag ist nicht unbedingt ein größerer Beitrag zur demokratis­chen Teilhabe“, erklärte Holznagel. „Die Demokratie funktionie­rt nicht nach dem Motto ,Viel hilft viel‘.“Der Verband fordert einen neuen Zuschnitt mit größeren Wahlkreise­n und den Abschied von Ausgleichs­mandaten.

Auch die FDP macht Druck und will den Bundestag verkleiner­n. „Das ist dem Steuerzahl­er nicht mehr vermittelb­ar“, erklärte Fraktionsg­eschäftsfü­hrer Marco Buschmann. Auch Linken-Fraktionsc­hef Dietmar Bartsch will die Zahl der Abgeordnet­en reduzieren und sagt Bundestags­präsident Schäuble Unterstütz­ung bei der Wahlrechts­reform zu.

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FOTO: DPA 709 Abgeordnet­e gehören dem Parlament an.

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