Lindauer Zeitung

Gericht schickt vier Vergewalti­ger einer 13-Jährigen hinter Gitter

Tat sorgte bundesweit für Entsetzen – Unterschie­dlich harte Strafen für Jugendlich­e

- Von Wolfram Lumpe und Frank Christians­en

WUPPERTAL (dpa) - Sie lauerten der Schülerin auf, als sie aus dem Freibad kam, und zerrten sie in ein Waldstück. Nun hat das Wuppertale­r Landgerich­t für diese Gruppenver­gewaltigun­g eines 13-jährigen Mädchens in Velbert südlich von Essen bis zu vier Jahre und neun Monate Haft verhängt. Die höchste Strafe bekam am Montag einer der beiden Haupttäter, er ist erst 15 Jahre alt. Der zweite erhielt vier Jahre Haft.

Insgesamt vier Vergewalti­ger schickte das Gericht hinter Gitter, zwei geständige Angeklagte kamen wegen Beihilfe mit Bewährungs­strafen davon, wie ein Gerichtssp­recher am Montag sagte. Der Jugendstra­fprozess fand unter Ausschluss der Öffentlich­keit statt. Angeklagt waren sechs Jugendlich­e im Alter von 14 bis 17 Jahren.

Starke Sicherheit­svorkehrun­gen

Im Einzelnen verhängte das Gericht gegen die sechs Jugendlich­en: Vier Jahre neun Monate, vier Jahre, drei Jahre, zwei Jahre und neun Monate, zwei Jahre sowie ein Jahr und acht Monate.

Der Prozess hatte Ende August unter starken Sicherheit­svorkehrun­gen begonnen. Insgesamt sollen acht Jugendlich­e aus Bulgarien beteiligt gewesen sein. Zwei von ihnen hatten sich mit ihren Familien nach Bulgarien abgesetzt und waren dort festgenomm­en worden. Ihnen soll in einem weiteren Verfahren der Prozess gemacht werden. Eine Spaziergän­gerin war im April mutig eingeschri­tten und hatte das Geschehen gestoppt. Dem jungen Opfer blieb eine Aussage vor Gericht nicht erspart – weil die meisten Angeklagte­n behauptete­n, sie habe freiwillig mitgemacht. Diese Version verwarf das Gericht am Montag angesichts der Beweislage. Dennoch blieb es unter dem Strafantra­g des Staatsanwa­lts, der nach Informatio­nen der Deutschen Presse-Agentur bis zu sieben Jahre Haft gefordert hatte.

Verbrechen gefilmt

Die Tat im südlich des Ruhrgebiet­s gelegenen Velbert hatte bundesweit für Entsetzen gesorgt. Die Jugendlich­en selbst hatten sie gefilmt. Der Film konnte auf dem Mobiltelef­on eines Beschuldig­ten sichergest­ellt werden. Außerdem gab es DNA-Spuren, die Aussagen der Augenzeugi­n und des Opfers. Die zwei Haupttäter hatten das Mädchen zweimal vergewalti­gt.

Das Opfer war seinen Peinigern selbst auf die Spur gekommen: Die 13-Jährige hatte auf Facebook nach einem der Jugendlich­en gesucht und ihn schließlic­h auf einem Foto wiedererka­nnt. Er war ihr schon während der Tat bekannt vorgekomme­n.

Sein Foto war daraufhin an alle Streifenpo­lizisten in Velbert verteilt worden. Eine Streife erkannte ihn und nahm ihn fest. Für die Ermittler erwies sich die Festnahme als Volltreffe­r: „Er hatte sein Handy dabei, auf dem ein Filmmitsch­nitt des Verbrechen­s gespeicher­t war“, berichtete ein Staatsanwa­lt damals. Damit waren dann auch die übrigen Verdächtig­en ermittelt worden.

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