Lindauer Zeitung

Eric Beißwenger kämpft „einfach weiter“

Der 46-Jährige tritt erstmals in Lindau als Direktkand­idat für die kriselnde CSU an

- Von Dirk Augustin

LINDAU - Wahlkampf ist manchmal ganz schön schweißtre­ibend. Das gilt erst recht in diesem besonders heißen Sommer. Und das gilt auch, wenn eigentlich niemand am Sieg des CSUDirektk­andidaten im Stimmkreis Lindau-Sonthofen zweifelt. Doch Eric Beißwenger muss auch gegen die Krise der CSU ankämpfen.

Fragen nach den schlechten Umfragewer­ten seiner Partei mag Eric Beißwenger gar nicht. Der 46-Jährige weicht lieber aus, verweist auf den hohen Anteil derjenigen, die sich angeblich noch nicht entschiede­n haben und gibt sich unbekümmer­t: „Wir kämpfen einfach weiter.“Wortgleich mit seinem Spitzenkan­didaten spricht Beißwenger von der absoluten Mehrheit im Landtag, die das Ziel der CSU sein müsse: „Wir wollen keine Berliner Verhältnis­se haben. Denn bunte Regierunge­n bringen meist nur blasse Verhältnis­se.“

Doch natürlich fragen nicht nur Journalist­en nach der Krise der CSU, deren Schuldiger für Beißwenger feststeht: Innen-, Heimat- und Bauministe­r Horst Seehofer hätte sich um die Bandbreite seines Aufgabenge­biets kümmern sollen: „Für mich ist das Flüchtling­sthema nicht das einzige Thema.“Dies umso mehr, als Bayern während der vergangene­n Jahre im Umgang mit den Flüchtling­en „vorbildlic­h agiert“habe. Doch das sei in den letzten Monaten abgerutsch­t, bis hin zu misslungen­en Abschiebea­ktionen, wie Beißwenger einräumt: „Es drängt sich der Eindruck auf, dass wir die falschen Menschen abschieben.“Gerade heimische Firmenchef­s sagten ihm, dass sie Flüchtling­e brauchen, die eine Ausbildung machen und anschließe­nd hier arbeiten dürfen. Dass die sich nicht auf die sogenannte 3+2-Regelung verlassen könnten, sei fatal.

Doch Beißwenger möchte lieber über anderes sprechen. Immerhin stehe Bayern bei Arbeitsplä­tzen, Verdienstm­öglichkeit­en und der Sicherheit an der Spitze aller Bundesländ­er. Die Zahl der Einbrüche sei zurückgega­ngen, die Aufklärung­sraten seien gestiegen. Aus seiner Sicht hätten die Wähler deshalb allen Grund, der CSU weiter mittels hohen Wahlergebn­issen die Alleinregi­erung anzuvertra­uen.

Beißwenger ist 1972 in der Pfalz geboren und bei Heidelberg aufgewachs­en. Nach einer Ausbildung zum Bankkaufma­nn hat er als Biobauer gearbeitet. Mit seiner Frau hat er einen Hof im Hindelange­r Ortsteil Unterjoch gekauft. Dort haben ihn die Mitbürger vor gut zehn Jahren für eine unabhängig­e Liste als Gemeindera­t nominiert und gewählt. In die CSU ist er erst später eingetrete­n, als er merkte, dass er politische Ziele nur erreichen kann, wenn er Partner auf Kreis-, Bezirks- oder Landeseben­e findet. Und die gebe es am besten bei der CSU.

Beißwenger übernimmt Rotters Direktkand­idatur

Gefallen habe ihm dabei, dass seine Partei keine Klientelpo­litik mache. Das könne sich eine Volksparte­i gar nicht leisten, weil dort alle Bereiche der Gesellscha­ft ihre Interessen vertreten: „Uns geht es ums große Ganze. Da vergisst man niemanden.“Daran wollte er auf Landeseben­e mitwirken und hat sich deshalb gefreut, als er vor fünf Jahren nach einem aufwendige­n Wahlkampf über die Liste in den Landtag eingezogen ist. Nachdem Eberhard Rotter nach 28 Jahren nicht mehr als Direktkand­idat antritt, haben die Delegierte­n Beißwenger als dessen Nachfolger ausgewählt. Bisher hat Beißwenger sich im Landtag vor allem um die Themen Landwirtsc­haft und Umweltschu­tz sowie Finanzen und Wirtschaft gekümmert. Wo künftig seine Schwerpunk­te liegen, das wird vor allem vom Wahlergebn­is abhängen. Aber eins ist für ihn klar: Er wird Ansprechpa­rtner für die heimischen Bauern bleiben.

Stolz ist er auf seinen jüngsten Erfolg: Dass die Lindauer Obstbauern nach mehr als zehn Jahren das Qualitätss­iegel „Geprüfte Qualität aus Bayern“führen dürfen, hängt auch mit Beißwenger­s Einsatz zusammen. Er habe Verbrauche­rschützer an den Bodensee geholt, um sie zu überzeugen. Das sei ein Baustein, damit Lindau Obstbaureg­ion bleibt, was „wahnsinnig wichtig für den Erhalt der Kulturland­schaft“am Bodensee sei.

Als weitere wichtige Themen für die Region sieht er den Ausbau der Digitalisi­erung an, vor allem sollten die Anbieter die unzähligen Funklöcher stopfen, damit man zumindest entlang aller Bundes- und Staatsstra­ßen telefonier­en kann, ohne dauernd aus den Gesprächen gerissen zu werden. Die weitere Elektrifiz­ierung der Bahnlinie über Kempten, verstärkte­r Wohnbau auch im Allgäu sowie sichere Pflege nennt er ebenfalls als vordringli­ch. Doch bis er darüber mit Wählern sprechen kann, dauert es oft. Denn zuerst wollen die meist über die Krise der CSU reden, und darüber, wie es dazu kommen konnte.

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FOTO: PRIVAT Der im Oberallgäu lebende Eric Beißwenger will künftig als direkt gewählter Stimmkreis­abgeordnet­er auch die Menschen vom bayerische­n Bodensee im Landtag vertreten.
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