Lindauer Zeitung

Aiwanger träumt von der Regierungs­bank

Freie Wähler geben sich als „vernünftig­e Alternativ­e“zur CSU – Ihr Ziel: Antreiber sein

- Von Christoph Trost

MÜNCHEN (dpa) - Noch ist Hubert Aiwanger nicht Minister. Noch ist die bayerische Landtagswa­hl nicht entschiede­n. Doch wenn es so kommt, wie derzeit alle Umfragen nahelegen, ist es bis dahin nicht mehr weit: Sollte die CSU am 14. Oktober wie erwartet ihre absolute Mehrheit verlieren, stehen die Freien Wähler (FW) als Koalitions­partner bereit – und ihr Chef Hubert Aiwanger für einen Ministerpo­sten. Die Frage ist allerdings, ob es für CSU und Freie Wähler zusammen reichen wird.

Kurz vor dem Wahltermin geben sich die Freien Wähler jedenfalls sehr optimistis­ch: Acht bis zehn Prozent hatte Aiwanger einmal als Wahlziel formuliert, in Umfragen liegen die Freien Wähler nun bei zehn bis elf Prozent. Eine neue Zielmarke will der Landes- und Bundesvors­itzende nicht nennen – nur so viel: „Ich gehe davon aus, dass unser Ziel erreicht oder übertroffe­n wird.“Auch FWGenerals­ekretär Michael Piazolo setzt auf ein zweistelli­ges Ergebnis.

Die Stärke kommt vom Land

Ein Grund für den Optimismus: Als ursprüngli­ch kommunale Kraft sind die Freien Wähler, die in Bayern und Baden-Württember­g ihre Heimat haben, vor allem auf dem Land stark. Im Freistaat stellen sie viele Bürgermeis­ter und Landräte – darunter Tanja Schweiger, FW-Landrätin im Landkreis Regensburg und Lebensgefä­hrtin Aiwangers. Man kennt die Freien Wähler also. Inhaltlich liegen sie oft auf CSU-Linie. In der Asylpoliti­k formuliert­e Aiwanger in der Vergangenh­eit mindestens ähnlich scharf wie die CSU. In anderen Politikfel­dern kämpfen die Freien Wähler vor allem für pragmatisc­he Lösungen für Bürger und Kommunen.

So sehr die CSU versucht, das sogenannte bürgerlich­e Lager an sich zu binden, so sehr versuchen die Freien Wähler das Gegenteil. Sie wollen möglichst viele neue Wähler zu sich ziehen – sei es aus den Reihen der CSU oder aus denen der AfD. Ihre Hoffnung: All die, die mit der CSU unzufriede­n sind, sollen lieber die Freien Wähler unterstütz­en, bevor sie die AfD wählen.

„Wir sind die vernünftig­e Alternativ­e im bürgerlich­en Lager“, sagt Aiwanger und verspricht eine „Politik des Lieferns“. „Wir sind eine Macherpart­ei.“

Strategisc­h kämpfen die Freien Wähler gegen vier Gegner: Gegen die CSU, der sie die absolute Mehrheit abjagen wollen. Gegen die AfD, die sie möglichst klein halten wollen. Gegen die Grünen, damit diese bloß nicht zu stark werden. Und gegen die FDP, die sie am liebsten gar nicht im Landtag hätten. Letztere greift Aiwanger frontal an: „Das sind die Grünen mit pinker Krawatte.“Trotzdem wäre den Freien Wählern ein Dreierbünd­nis mit CSU und Liberalen immer noch lieber als eine schwarzgrü­ne Regierung ohne Freie Wähler.

Nein zum Anti-CSU-Bündnis

Kritiker halten Aiwanger für einen Populisten. Er selbst plant bereits das Regieren – nutzt dabei aber immerhin noch den Konjunktiv. „Sollten wir in Bayern in eine Regierung kommen, werden wir auch auf Bundeseben­e Akzente setzen können“, sagt er. Die Freien Wähler sollten in einer Regierung „offensiver Antreiber“sein. Die CSU mahnt er, „mit uns konstrukti­v umzugehen“.

Ein Viererbünd­nis aus Grünen, Freien Wählern, SPD und FDP gegen die CSU und ohne Beteiligun­g der AfD gilt als unwahrsche­inlich. Manchen Umfragen zufolge wäre eine solche Koalition zwar rechnerisc­h möglich. Doch das schließt Aiwanger klar aus: „Ich werde keinen Grünen zum Ministerpr­äsidenten wählen.“

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FOTO: DPA Kritiker werfen Hubert Aiwanger vor, Populist zu sein.

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