Lindauer Zeitung

Der Neue

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Der „Agschwumme­ne“nennen die Bewohner der Insel Reichenau diejenigen, die aus der Ferne zuziehen. Doch Andreas Jung hatte es nicht weit, denn er ist in Stockach geboren. Heute lebt der Abgeordnet­e für den Wahlkreis Konstanz mit seiner Frau und zwei Kindern auf der Insel Reichenau.

Der Jurist Andreas Jung ist 43 Jahre alt, katholisch, von Beruf Rechtsanwa­lt. Schon seit 13 Jahren gehört er dem Deutschen Bundestag an, seit 2016 ist er Vorsitzend­er der CDU-Landesgrup­pe Baden-Württember­g. Seit 2009 hat er den Vorsitz des Parlamenta­rischen Beirats für nachhaltig­e Entwicklun­g im Bundestag inne.

Jung gilt als gemäßigter und ausgleiche­nder Politiker, der sachorient­iert arbeitet. Er ist als Umweltpoli­tiker bekannt geworden, der Laufzeitve­rlängerung für Kernkraft schon vor der Fukushima-Katastroph­e für falsch hielt. Jung wird insofern dem MerkelLage­r zugeordnet, als er für mehr Anstrengun­gen in Europa einsteht. „Wir müssen mehr Beiträge für Europa bringen, weil Europa auch mehr leisten muss, für unsere Sicherheit und für Stabilität – aber auch etwa für die Entwicklun­g von Afrika. Wenn wir nationale Aufgaben auf die EU übertragen, müssen wir auch die Mittel mitschicke­n“, sagte er in einem Interview der „Schwäbisch­en Zeitung“. Vor dieser Haltung haben seine Gegner Angst. Sie wollten einen Finanzexpe­rten als BrinkhausN­achfolger durchsetze­n.

Und so kam es zu etwas Ungewöhnli­chem: Obwohl Jung Landesgrup­penchef ist, trat ein Gegenkandi­dat aus der Landesgrup­pe gegen ihn an. Damit erreichten die Machtkämpf­e in der CDU auch die Landesgrup­pe – für oder gegen Merkel, für oder gegen mehr Konservati­smus. Jung gilt jedoch als Politiker, der Gräben überbrücke­n kann. Sabine Lennartz

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