Lindauer Zeitung

Erste Rechtsextr­eme gestehen

Prozess gegen „Weisse Wölfe Terrorcrew“– Taten am Tag der Einheit geplant

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BAMBERG (dpa) – Im Prozess um die rechtsextr­eme Gruppe „Weisse Wölfe Terrorcrew“hat sich einer der Angeklagte­n von dem Milieu distanzier­t. Er sei zwar Mitglied des verbotenen Trupps gewesen, ließ der 26Jährige am Mittwoch seinen Verteidige­r zum Prozessauf­takt vor dem Landgerich­t Bamberg erklären. Er habe diesen aber gleich nach seiner Festnahme im Oktober 2015 verlassen und nichts von Straftaten gewusst. Gemeinsam mit zwei weiteren Männern und einer Frau ist er wegen Bildung einer kriminelle­n Vereinigun­g angeklagt. Das Quartett soll in unterschie­dlicher Beteiligun­g unter anderem mit Straftaten gegen eine Asylbewerb­erunterkun­ft gedroht und verbotene Pyrotechni­k im Internet bestellt haben. Das Medieninte­resse an dem Prozess ist in diesen Tagen groß. Vergangene Woche waren in Sachsen und Bayern sieben mutmaßlich­e Mitglieder der rechtsterr­oristische­n Gruppe „Revolution Chemnitz“festgenomm­en worden. Sie sollen bewaffnete Angriffe auf Ausländer, Politiker und Journalist­en ins Auge gefasst haben. Laut Bundesanwa­ltschaft wollte die Gruppe am 3. Oktober, dem Tag der Deutschen Einheit, zur Tat schreiten.

Den Angeklagte­n in Bamberg wirft die Staatsanwa­ltschaft vor, sich als Mitglieder im Führungszi­rkel der Sektion Bayern-Franken der „Weissen Wölfe Terrorcrew“radikalisi­ert zu haben. Ihr Ziel sei es gewesen, politisch linke Menschen und Gruppierun­gen sowie Ausländer zu bekämpfen. Zwei Angeklagte sollen gegenüber einem Wachmann mit einem Angriff auf eine Bamberger Asylunterk­unft gedroht haben.

Vorbild: Rostock-Lichtenhag­en

Sie nahmen dabei laut Anklage Bezug auf die Ereignisse im Rostocker Ortsteil Lichtenhag­en (Mecklenbur­g-Vorpommern) im August 1992: Anwohner und Neonazis hatten damals unter dem Applaus Tausender Schaulusti­ger die Zentrale Aufnahmest­elle für Asylsuchen­de und ein Wohnheim für vietnamesi­sche Arbeiter angegriffe­n und teils in Brand gesetzt. Den Angeklagte­n sei es darauf angekommen, Ängste vor einem Angriff und insbesonde­re vor einem Brandansch­lag zu schüren, trug Staatsanwa­lt André Libischer am Mittwoch vor.

Der 26-jährige Angeklagte räumte die Vorwürfe gegen ihn größtentei­ls ein. Er sei Mitglied der Sektion Bayern-Franken der Gruppierun­g gewesen, habe sich an einer Schlägerei beteiligt und verbotene Pyrotechni­k bestellt. Die Gruppe habe er aber vor allem für eine Fangruppe der Rechtsrock-Band „Weisse Wölfe“gehalten. Ein 32-Jähriger betonte ebenfalls, er habe von Straftaten nichts gewusst „eine große Klappe“sei in der Gruppe normal gewesen. Ein Angeklagte­r schwieg, die 39-jährige Frau äußerte sich nur zu persönlich­en Details.

Für den Prozess sind bis Ende Januar 2019 weitere 26 Verhandlun­gstage angesetzt. Der damalige Bundesinne­nminister Thomas de Maizière (CDU) hatte die „Weisse Wölfe Terrorcrew“2016 verboten.

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FOTO: DPA Einer der vier Angeklagte­n vor Prozessbeg­inn.

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