Wer ist hier das Monster?
Wenn Yeti und Mensch aufeinandertreffen: „Smallfoot – Ein eisigartiges Abenteuer“
Alle sagen, es sei nur eine Legende. Aber was, wenn in den Geschichten doch ein Stückchen Wahrheit steckt? Dann würde es tatsächlich irgendwo da draußen herumirren, das Wesen, das Smallfoot genannt wird – oder einfach nur „Mensch“. So erzählen es sich die Yetis im Himalaya, die dort ihr ebenso streng abgeschottetes wie reglementiertes Leben verbringen. Bis der junge Migo ( gesprochen von Kostja Ullmann) tatsächlich die mysteriöse Spezies beobachtet, als ein Flugzeug eine Bruchlandung hinlegt.
Die Frage „Wer ist hier eigentlich das Monster?“wurde in der Kinogeschichte schon oft gestellt. Die bislang vor allem durch die „Lego“-Filme aufgefallene Warner Animation Group dekliniert das Thema aber auf besonders konsequente Weise durch und verbindet den Genre-üblichen Slapstick mit einer durchaus tiefsinnigen Botschaft über Vorurteile und Offenheit für Neues.
Dieses Lob der Neugier stimmt Jung-Yeti Migo zunächst allerdings gar nicht an. In seinem Eröffnungssong preist er vielmehr die Berechenbarkeit des Yeti-Alltags samt seiner absurden Rituale. Dazu zählt etwa, dass sich sein Vater jeden Morgen gegen einen Gong katapultieren lassen muss, damit die Sonne aufgeht. Nun soll Migo in die Fußstapfen des alten Herrn treten, schießt dabei aber im Wortsinne über das Ziel hinaus – was zu seiner Entdeckung des kleinfüßigen Menschenwesens führt. Nachdem ihm aber niemand glaubt und der Dorfälteste ihn sogar zur Läuterung aus der Yeti-Siedlung verbannt, macht Migo sich mit Hilfe seiner neugierigen Freundin Meechee auf Menschenjagd. Tief im Tal wird er tatsächlich fündig – und das ausgerechnet beim ehrgeizigen Tierdokumentationsfilmer Percy (James Corden). Der stand schon kurz davor, einen „Fake Yeti“zu filmen, um seine Karriere anzukurbeln – bis er plötzlich mehr zu sehen bekommt als er sich je erträumt hat.
Das Zusammentreffen der beiden fremden Wesen ist besonders originell in Szene gesetzt, zeigt es doch sehr gekonnt die frappierenden Unterschiede von Selbstwahrnehmung und Außenwirkung. Während sich Migo einfach nur freundlich-interessiert wähnt, kommt das bei Percy als dumpf-bedrohliches Grollen an. Umgekehrt klingt für den Yeti die Kommunikation des Menschleins nur wie ein hektisches Fiepen.
Auch über die Handlung hinaus gibt sich der Film eigenständig. So hat die Optik einen sehr markanten Stil. Die nasenlosen Yetis und ihre Welt sind weniger auf Hochglanz getrimmt als in den aktuellen Animationsfilmen. Auch musikalisch gibt es neben einigen Nummern, die recht stark nach Animationsmusical-Standard klingen, auch eine recht düstere RapNummer. So dürfte der Film breiteres Publikum ansprechen. Da verschmerzt man auch die ziemlich misslungene Neuinterpretation von „Under Pressure“, im Original von Queen und David Bowie, die besser im ewigen Eis verschollen geblieben wäre.