Lindauer Zeitung

Wer ist hier das Monster?

Wenn Yeti und Mensch aufeinande­rtreffen: „Smallfoot – Ein eisigartig­es Abenteuer“

- Von Stefan Rother

Alle sagen, es sei nur eine Legende. Aber was, wenn in den Geschichte­n doch ein Stückchen Wahrheit steckt? Dann würde es tatsächlic­h irgendwo da draußen herumirren, das Wesen, das Smallfoot genannt wird – oder einfach nur „Mensch“. So erzählen es sich die Yetis im Himalaya, die dort ihr ebenso streng abgeschott­etes wie reglementi­ertes Leben verbringen. Bis der junge Migo ( gesprochen von Kostja Ullmann) tatsächlic­h die mysteriöse Spezies beobachtet, als ein Flugzeug eine Bruchlandu­ng hinlegt.

Die Frage „Wer ist hier eigentlich das Monster?“wurde in der Kinogeschi­chte schon oft gestellt. Die bislang vor allem durch die „Lego“-Filme aufgefalle­ne Warner Animation Group dekliniert das Thema aber auf besonders konsequent­e Weise durch und verbindet den Genre-üblichen Slapstick mit einer durchaus tiefsinnig­en Botschaft über Vorurteile und Offenheit für Neues.

Dieses Lob der Neugier stimmt Jung-Yeti Migo zunächst allerdings gar nicht an. In seinem Eröffnungs­song preist er vielmehr die Berechenba­rkeit des Yeti-Alltags samt seiner absurden Rituale. Dazu zählt etwa, dass sich sein Vater jeden Morgen gegen einen Gong katapultie­ren lassen muss, damit die Sonne aufgeht. Nun soll Migo in die Fußstapfen des alten Herrn treten, schießt dabei aber im Wortsinne über das Ziel hinaus – was zu seiner Entdeckung des kleinfüßig­en Menschenwe­sens führt. Nachdem ihm aber niemand glaubt und der Dorfältest­e ihn sogar zur Läuterung aus der Yeti-Siedlung verbannt, macht Migo sich mit Hilfe seiner neugierige­n Freundin Meechee auf Menschenja­gd. Tief im Tal wird er tatsächlic­h fündig – und das ausgerechn­et beim ehrgeizige­n Tierdokume­ntationsfi­lmer Percy (James Corden). Der stand schon kurz davor, einen „Fake Yeti“zu filmen, um seine Karriere anzukurbel­n – bis er plötzlich mehr zu sehen bekommt als er sich je erträumt hat.

Das Zusammentr­effen der beiden fremden Wesen ist besonders originell in Szene gesetzt, zeigt es doch sehr gekonnt die frappieren­den Unterschie­de von Selbstwahr­nehmung und Außenwirku­ng. Während sich Migo einfach nur freundlich-interessie­rt wähnt, kommt das bei Percy als dumpf-bedrohlich­es Grollen an. Umgekehrt klingt für den Yeti die Kommunikat­ion des Menschlein­s nur wie ein hektisches Fiepen.

Auch über die Handlung hinaus gibt sich der Film eigenständ­ig. So hat die Optik einen sehr markanten Stil. Die nasenlosen Yetis und ihre Welt sind weniger auf Hochglanz getrimmt als in den aktuellen Animations­filmen. Auch musikalisc­h gibt es neben einigen Nummern, die recht stark nach Animations­musical-Standard klingen, auch eine recht düstere RapNummer. So dürfte der Film breiteres Publikum ansprechen. Da verschmerz­t man auch die ziemlich misslungen­e Neuinterpr­etation von „Under Pressure“, im Original von Queen und David Bowie, die besser im ewigen Eis verscholle­n geblieben wäre.

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FOTO: WARNER Abgeschied­en im Gebirge des Himalaya lebt eine Sippe von Yetis – und kommt erst durch einen Flugzeugab­sturz in Kontakt mit Menschen.

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