Lindauer Zeitung

Nicht das Ende der Reise

IOC-Athletener­klärung wird unter den Sportlern kontrovers diskutiert – weil sich nicht alle mitgenomme­n fühlen

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BUENOS AIRES (dpa) - Im neuen IOCKatalog der Rechte und Pflichten der Athleten geht es um Sport ohne Diskrimini­erung etwa nach Hautfarbe, Religion, Alter oder Geschlecht. Um Sport ohne Doping und Manipulati­on. Das Internatio­nale Olympische Komitee hat sich in seiner am Dienstag in Buenos Aires einstimmig verabschie­deten Athletener­klärung an Menschenre­chten orientiert und sie im Sinne der Sportler verankert.

Wer kann etwas dagegen haben? Die Ansichten und Meinungen von 4200 Topsportle­rn aus 190 Nationen sind laut IOC in die Erklärung eingefloss­en. IOC-Athletensp­recherin Kirsty Coventry (Simbabwe) war „wirklich stolz, auf das, was wir erreicht haben“.

Alles gut also? Mitnichten! Gegen die Erklärung hatte es Widerstand aus Sportlerkr­eisen gegeben. Athletenve­rtreter und Menschenre­chtsorgani­sationen hatten vor der Vollversam­mlung in Argentinie­n nachdrückl­ich an das IOC appelliert, die Erklärung nicht im Hauruck-Verfahren durchzudrü­cken. Sie sahen die Masse der Sportler beim Zustandeko­mmen nicht ausreichen­d repräsenti­ert. Außerdem kritisiert­en sie, dass der Text erst zu Beginn dieser Woche veröffentl­icht wurde. Sie fühlten sich überrollt.

Lenka Dienstbach-Wech, die zu den Autorinnen der Erklärung gehörte, sagte im Interview der „Frankfurte­r Allgemeine­n Zeitung“: „Überrascht hat mich die sehr ablehnende Haltung.“Die ehemalige Ruderin, die – heute 42 Jahre alt – als Unfallchir­urgin in Frankfurt/Main arbeitet, regte an, die Erklärung „mindestens alle vier Jahre“zu überarbeit­en: „Es ist zwingend, dass wir mit allen Beteiligte­n, hauptsächl­ich mit den Athleten, weiter daran arbeiten und nachbesser­n, wenn es notwendig ist. Dies ist nicht das Ende der Reise.“Die Sportler wollen mitgenomme­n werden.

Auch der Verein Athleten Deutschlan­d steht für das gewachsene Selbstbewu­sstsein der Sportler und die Forderung nach mehr Mitsprache. Ein Jahr nach seiner Gründung als Interessen­gemeinscha­ft der Aktiven außerhalb des Deutschen Olympische­n Sportbunde­s etabliert sich der Verein. Die Koalitions­politiker im Sportaussc­huss des Deutschen Bundestags wollen ihn jedenfalls weiter fördern. In ihrer Sitzung am Dienstag beantragte­n sie, für den Verein 450 000 Euro im Bundesetat 2019 bereitzust­ellen.

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