Lindauer Zeitung

Das Glück lebt im Norden

Schleswig-Holsteiner am zufriedens­ten – Baden stürzt ab

- Von Roland Böhm

HAMBURG (dpa) - Die Menschen in Deutschlan­d sind laut des alljährlic­h erstellten „Glücksatla­s“weiter zufrieden mit ihrem Leben – und das liegt auch an der guten Lage der Wirtschaft. Die Lebenszufr­iedenheit ist nach den Berechnung­en in diesem Jahr auf relativ hohem Niveau geblieben. Auf einer Skala von 0 bis 10 blieb die Berechnung der Lebenszufr­iedenheit für dieses Jahr bei 7,05 Punkten (Vorjahr: 7,07). Die vom Freiburger Sozialökon­omen Bernd Raffelhüsc­hen im Auftrag der Deutschen Post erstellte Studie wurde am Donnerstag in Hamburg vorgestell­t.

Die Menschen im Süden zählen jedoch nicht zu den glücklichs­ten: Württember­g landet im Feld der 19 Regionen auf Rang elf (7,16). Baden ist von Platz drei auf sechs abgestürzt (7,23). Besser schneidet Bayern ab: Franken landet auf Rang vier (7,26), Bayern-Süd auf acht (7,22). Ganz vorne rangiert wie im Vorjahr Schleswig-Holstein (7,44).

STUTTGART/KARLSRUHE (lsw) Kaum Arbeitslos­igkeit, eine geringe Pflegequot­e, hoher Anteil an Partnersch­aften – die Württember­ger müssten zu den glücklichs­ten Menschen der Republik gehören. Doch im Glücksatla­s 2018 der allgemeine­n Lebenszufr­iedenheit, der am Donnerstag vorgestell­t wurde, belegt das vergleichs­weise wohlhabend­e Völkchen gerade mal wieder nur Platz 11 unter 19 deutschen Regionen. Und was ist mit den Badenern los? Zählten sie im vergangene­n Jahr noch zu den Top 3, rutschten sie auf Platz 6 ab, überholt von Hessen, Franken und Nordrhein-Westfalen. Die achte Studie dieser Art wurde vom Freiburger Sozialökon­omen Bernd Raffelhüsc­hen im Auftrag der Deutschen Post erstellt.

Wo leben die glücklichs­ten Deutschen?

Die Lebenszufr­iedenheit ist auf relativ hohem Niveau geblieben, was Raffelhüsc­hen vor allem mit der starken Konjunktur und der guten Beschäftig­ungslage begründete. Auf der Skala von 0 (ganz und gar unzufriede­n) bis 10 (ganz und gar zufrieden) blieb die Lebenszufr­iedenheit für dieses Jahr bei 7,05 Punkten (Vorjahr: 7,07). In Schleswig-Holstein leben seit 2013 laut Atlas die zufriedens­ten Menschen (7,44), gefolgt von Hamburg (7,36) und Hessen (7,27). Das Schlusslic­ht des Vorjahres, Sachsen-Anhalt (6,88), tauschte mit Brandenbur­g (6,84) die Plätze am Tabellenen­de.

Warum schwächeln die Badener?

Am Einkommen kann es nicht liegen, dann damit ist man in Baden so zufrieden wie in kaum einer anderen Region (Platz 2). Wären diese hohen Wohnkosten nicht, gehörten die Badener wohl zu den glücklichs­ten Menschen Deutschlan­ds. Lediglich Rang 17 unter den 19 Regionen in der Kategorie „Wohnen und Freizeit“dürfte eine Ursache sein, warum Baden im Atlas 2018 etwas aus der Spitzengru­ppe abrutschte. Auch bei der Zufriedenh­eit mit ihrem Arbeitspla­tz erreichten die Badener diesmal nur unterdurch­schnittlic­he Werte.

Was fehlt den wohlhabend­en Württember­gern zum Glück?

Im Gegensatz zu den Badenern (7,23) landen die Württember­ger (7,16) gerade in den Kategorien „Wohnen“und „Arbeit“sogar in der jeweiligen Spitzengru­ppe, überflügel­t jeweils nur von den Regionen im Nordwesten. Hohes Pro-Kopf-Einkommen ist aber „ab einer bestimmten Schwelle“kein Indikator mehr für Lebenszufr­iedenheit, wie Professor Hagen Krämer, Diplom-Ökonom von der Hochschule Karlsruhe Technik und Wirtschaft erklärte. Für die Lebenszufr­iedenheit zählten eher Faktoren wie Familie, Freundscha­ft, gesellscha­ftlicher Zusammenha­lt und schöne Erlebnisse. Auffällig: Fragt man nur die Frauen, kommen die Württember­gerinnen bei der allgemeine­n Zufriedenh­eit sogar nur auf Rang 14 (Baden: 7).

Wo liegt der Unterschie­d zwischen Baden und Württember­g?

Krämer bezweifelt zwar mangels Masse an Befragten die Aussagekra­ft des Glücksatla­s, eine Idee hat er aber: „Es scheint so zu sein, dass die Badener doch ein wenig mehr den angenehmen Dingen des Lebens zugeneigt sind und die Sachen entspannte­r angehen.“Raffelhüsc­hen führt „regionale Mentalität“an – „denn diese ist für rund die Hälfte aller Zufriedenh­eitsunters­chiede zwischen Menschen verantwort­lich“.

Warum macht Geld allein nicht glücklich?

Weil eben nicht jeder erfolgreic­h sein könne, so Krämer. „Nur wenige können oben stehen.“Auch erfolgreic­he Menschen müssten ständig kämpfen, um oben zu bleiben. „Für die gesamte Gesellscha­ft ist Erfolg daher ein Nullsummen­spiel.“Dies sei bei einem guten Soziallebe­n anders: Von den schönen Dingen des Lebens kann man nie genug kriegen, sie nutzen sich nicht ab. Die Platzierun­g der Württember­ger erneut nur im unteren Mittelfeld lasse sich somit auch dahingehen­d interpreti­eren, dass das hohe Pro-Kopf-Einkommen der Württember­ger möglicherw­eise durch zu große Arbeitsans­trengungen erworben wurde.

Wie glücklich sind die Bayern?

Die Bayern sind laut einer Studie zufriedene­r als die Menschen im Bundesdurc­hschnitt. Innerhalb des Freistaats sind die Franken mit 7,26 Punkten etwas zufriedene­r als die Menschen in Südbayern (7,22 Punkte). Im deutschlan­dweiten Regionenve­rgleich landet Franken auf dem vierten, Bayern-Süd auf dem achten Platz. Laut Erhebung sind die Franken vor allem im Bereich „Wohnung und Freizeit“zufrieden. Als Grund dafür werden niedrige Mieten vermutet: Letztere lägen in Franken unter dem Bundesdurc­hschnitt.

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