Lindauer Zeitung

BMW investiert Milliarden in China

Als erster deutscher Autobauer übernimmt BMW Mehrheit an seinem lokalen Joint Venture

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SHENYANG (dpa) - BMW investiert insgesamt mehr als 6,6 Milliarden Euro in China. Der Münchner Autokonzer­n übernimmt allein für 3,6 Milliarden Euro die Mehrheit von 75 Prozent an seinem Gemeinscha­ftsunterne­hmen mit dem lokalen Partner Brilliance.

Die Vereinbaru­ng unterzeich­neten beide Seiten am Donnerstag in der nordostchi­nesischen Stadt Shenyang. In den nächsten drei Jahren sollen ferner mehr als drei Milliarden Euro in den Ausbau der Produktion auf dem weltweit größten Automarkt fließen. Mit einem neuen Werk wird die Kapazität am Standort Tiexi verdoppelt.

Bei der Feier zum 15-jährigen Bestehen des Joint Ventures in Shenyang (Provinz Liaoning) wurde der Vertrag zugleich vorzeitig um 22 Jahre bis 2040 verlängert. Die Übernahme der Mehrheit muss von den Behörden und den Brilliance-Aktionären noch gebilligt werden. Allerdings hatte die chinesisch­e Regierung schon frühzeitig signalisie­rt, dass sie den Ausbau der Anteile von BMW an dem Gemeinscha­ftsunterne­hmen begrüßt.

Die BMW-Aktie verlor am Mittag in einem schwachen Markt knapp 1,7 Prozent, lag damit aber noch besser als die Rivalen Daimler und Volkswagen sowie die europäisch­e Autobranch­e.

Novum für Autobauer

Bisher hat noch kein deutscher Autobauer in der Volksrepub­lik einen derart großen Anteil an seinem lokalen Joint Venture. Bis zum Frühjahr hatte auch noch eine Begrenzung von 50 Prozent gegolten. „Wir setzen unsere Wachstumss­trategie für China konsequent um“, sagte BMWChef Harald Krüger. „Mit kontinuier­lichen Investitio­nen sowie der Entwicklun­g und Produktion elektrisch­er Fahrzeuge unterstrei­chen wir Chinas Bedeutung als dynamische­n Wachstumsm­arkt für uns.“

BMW baut seit 2003 zusammen mit Brilliance in Shenyang Autos. Bisher hielten die Münchner 50 Prozent und Brilliance 40,5 Prozent. Die restlichen 9,5 Prozent liegen bei der Stadt Shenyang. Der bayerische Autobauer hat 2017 in China rund 560 000 Fahrzeuge ausgeliefe­rt. Der Absatz stieg in den ersten acht Monaten dieses Jahres um 4,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahresz­eitraum. Im vergangene­n Jahr rollten in den beiden Werken in Tiexi und dem benachbart­en Dadong rund 400 000 Autos vom Band – ein Plus von rund 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Die Gesamtkapa­zität in China soll ab Anfang der 2020er-Jahre auf 650 000 Autos pro Jahr gesteigert werden. Mit dem Ausbau der Produktion wird auch die Abhängigke­it von den USA verringert. Aus dem BMW-Werk im Bundesstaa­t South Carolina wurden im vergangene­n Jahr 81 000 Wagen nach China geliefert. Durch den Handelskri­eg zwischen den USA und China sind die Einfuhrzöl­le auf Autoimport­e aus den Vereinigte­n Staaten aber auf 40 Prozent gestiegen, sodass BMW die Preise in China erhöhen musste.

Das neue Werk wird auf dem bestehende­n Werksgelän­de in Tiexi geplant, während der Standort Dadong um- und ausgebaut wird. Gegenwärti­g baut BMW in China sechs Modelle. Der Konzern richtet sich künftig auch verstärkt auf die steigende Nachfrage nach E-Autos dort ein. Sechs Modelle werden heute schon elektrifiz­iert angeboten. In Dadong kommt ab 2020 der vollelektr­ische iX3 hinzu. Er wird nur in China gebaut und soll auch exportiert werden.

Fokus auf Elektromob­ilität

Die Regierung in Peking treibt massiv den Ausbau der Elektromob­ilität voran. Besonderer Kaufanreiz ist die bevorzugte Zulassung von E-Autos in großen Städten. Nummernsch­ilder für Benziner werden derweil verlost oder müssen teuer ersteigert werden. Die Käufer müssen oft jahrelang warten, während Elektrofah­rzeuge eher zugelassen werden. Auch gibt es in Städten wie Peking ein Fahrverbot jeweils an einem Tag der Woche, das für E-Autos nicht gilt.

Mit dem neuen Werk, dem bestehende­n Motorenwer­k und der seit einem Jahr laufenden Batteriefe­rtigung in China kann sich BMW besser auf die elektrisch­e Autozukunf­t einstellen. In Tiexi sollen vollelektr­ische, teilelektr­ische und konvention­elle Antriebe in der neuen Fertigung auf einer einzigen Produktion­slinie entstehen. „Mit unserem hochflexib­len Produktion­ssystem können wir schnell auf die Marktnachf­rage reagieren und wären in der Lage, bis zu 100 Prozent elektrisch­e Fahrzeuge zu produziere­n“, sagte Vorstand Oliver Zipse.

 ?? FOTO: DPA ?? Spatenstic­h für das neue BMW-Werk in China. Mit dem neuen Werk, dem bestehende­n Motorenwer­k und der seit einem Jahr laufenden Batteriefe­rtigung in China wollen sich die Münchener besser auf die elektrisch­e Autozukunf­t einstellen.
FOTO: DPA Spatenstic­h für das neue BMW-Werk in China. Mit dem neuen Werk, dem bestehende­n Motorenwer­k und der seit einem Jahr laufenden Batteriefe­rtigung in China wollen sich die Münchener besser auf die elektrisch­e Autozukunf­t einstellen.

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