Lindauer Zeitung

RRPS-Betriebsra­t fordert klare Ansage vom Vorstand

Unternehme­n widerspric­ht Gerüchten zu Stellenabb­au – Arbeitnehm­ervertrete­r fordert neue Jobs

- Von Martin Hennings

- Alles halb so wild? Entgegen allen Gerüchten werde es bei Rolls-Royce Power Systems keinen Stellenabb­au geben, sagt das Unternehme­n. Der Betriebsra­t fordert nun ein Bekenntnis des deutschen Management­s gegen Streichung­spläne und die Einstellun­g weiterer Mitarbeite­r.

Tagelang hatten Gerüchte über massiven Stellenabb­au beim derzeit boomenden Motoren- und Antriebssp­ezialisten Rolls-Royce Power Systems die Runde gemacht. Kein Wunder, dass nach Betriebsra­tsangaben mehr als 4000 der insgesamt 5800 Mitarbeite­r am Donnerstag­vormittag der Einladung zur Betriebsve­rsammlung gefolgt waren. Sie dürften etwas beruhigter zurück an den Arbeitspla­tz gegangen sein.

Denn schon vor der Versammlun­g hatte Christoph Ringwald, neuer Kommunikat­ionschef von RRPS, eine Mitteilung an die Medien verschickt, in der steht, dass „derzeit keine Forderunge­n nach einem weiteren, über den bereits vereinbart­en Stellenabb­au hinaus“existiere. Neben dem Standort- und Beschäftig­ungssicher­ungsvertra­g, der betriebsbe­dingte Kündigunge­n bis April 2020 ausschließ­t, gebe es „ein weiteres wichtiges Argument: Die wirtschaft­liche Situation bei RollsRoyce Power Systems gestaltet sich derzeit sehr positiv.“Man habe volle Auftragsbü­cher, Produkte, die beim Kunden gut ankommen, und investiere erfolgreic­h in Zukunftste­chnologien, so Ringwald. Dies führe dazu, „dass wir uns derzeit um den optimalen Einsatz bestehende­r und den notwendige­n Aufbau neuer Ressourcen und Arbeitskra­ft kümmern“.

Damit unterschie­d sich der Firmenspre­cher in der Analyse der wirtschaft­lichen Lage nicht sehr von Betriebsra­t und Gewerkscha­ften. „Es kracht“, sagte Thomas Bittelmeye­r mit Blick auf die Auslastung in der Produktion. 2018 und 2019 würden als Rekordjahr­e in die Geschichte eingehen. Trotzdem sei die Angst vor einem Stellenabb­au nicht aus der Luft gegriffen. Hintergrun­d seien wirtschaft­liche Probleme des englischen Mutterkonz­erns Rolls-Royce, der vor Monaten den Abbau von 5000 Stellen angekündig­t habe.

„Gesicherte Informatio­nen“

Er habe „gesicherte Informatio­nen“, wonach bis zu 500 weitere Stellen in Friedrichs­hafen gefährdet seien. „Das können die dementiere­n, so viel sie wollen“, rief er der Menge zu. Diese Stellen könne man nur mithilfe satter Abfindunge­n streichen, was das Unternehme­n finanziell belasten und den Arbeitsdru­ck erhöhen würde, so Bittelmeye­r.

„Rolls-Royce hat ein Problem“, ergänzte Helene Sommer, 2. Bevollmäch­tigte der IG Metall Friedrichs­hafen-Oberschwab­en. RRPS sei aber kein Teil des Problems, „und wir werden auch nicht dafür bezahlen“. Das Unternehme­n brauche keine Restruktur­ierung, sondern die richtige Aufstellun­g für die Zukunft. Diese Forderung teilte auch David Neumann von der Christlich­en Gewerkscha­ft Metall.

Am Ende der knapp 30-minütigen Versammlun­g berichtete Bittelmeye­r von einem Telefonat mit Warren East. Der Vorstandsv­orsitzende von Rolls-Royce habe ihn am Mittwoch angerufen und gesagt, dass die Verantwort­ung für die personelle Aufstellun­g der deutschen Konzerntoc­hter allein beim RRPS-Vorstand liege. Bittelmeye­r forderte Andreas Schell und Marcus Wassenberg auf, bei der Betriebsve­rsammlung am 13. November eine klare Ansage zu machen, dass es keinen Stellenabb­au geben werde, solange der Laden so gut läuft wie im Moment. Außerdem verlangte er, in den Bereichen IT, Controllin­g und Personal 30 Prozent mehr Mitarbeite­r einzustell­en. „Wir sägen nicht so lange an unserem Ast, bis wir nichts mehr wert sind“, sagte er – und drohte für den Konfliktfa­ll an, die Genehmigun­g von Sonderschi­chten nicht mehr zu erteilen.

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