Rollen die Baumaschinen?
Regierung sieht Ort für Gewerbegebiet in Röthenbach als geeignet
RÖTHENBACH - Läuft alles nach Plan, dann beginnt der Zweckverband im Frühjahr mit der Erschließung des interkommunalen Gewerbegebiets „In der Au“zwischen Gestratz und Grünenbach. Der Bebauungsplan soll im November in Kraft treten. Ihn haben die Zweckverbandsmitglieder jetzt im Röthenbacher Pfarrheim wieder besprochen, und er wird erneut ausliegen. Das Planungsbüro musste die Baugrenzen noch einmal anpassen. Die Regierung von Schwaben hat, seit das neue Landesentwicklungsprogramm (LEP) in Kraft ist, erstmals schriftlich Stellung genommen – und stärkt den Zweckverband.
Nach wie vor gibt es wegen des vorgesehenen Standorts Bedenken. Viele Behörden und Träger öffentlicher Belange weisen darauf hin, dass er nicht an eine Bebauung angebunden ist und dementsprechend eine Ausnahmeregelung greifen muss – was das LEP auch zulässt. Die meisten berufen sich aber darauf, dass die oberen Landesbehörden über die Ausnahme urteilen müssen.
Die Regierung von Schwaben hält das für möglich, was sie ausführlich begründet. Sie sieht zudem keine wesentliche Beeinträchtigung des Landschaftsbilds, „auch aufgrund bestehender Vorbelastungen (zum Beispiel durch den ehemaligen Kiesabbau) und der Lage des Vorhabens in einer Senke“.
Der Bund Naturschutz (BN) als größter Gegner sieht das freilich anders. Er führt viele bekannte Argumente auf – etwa, dass das Areal in einem landschaftlichen Vorbehaltsgebiet liegt – und zieht unter anderem jüngste Entwicklungen ins Kalkül. Der Gemeinderat Gestratz diskutierte bis vor Kurzem über den Bau eines Netto-Markts auf einer Fläche in Brugg, die laut BN als möglicher Alternativstandort für das Gewerbegebiet untersucht wurde. Das sei ein „grober Widerspruch zu den steten Begründungen, dass für ortsansässige Betriebe Gewerbeflächen zu Erweiterungs- und Verlagerungszwecken fehlen“.
Laut Zweckverband handelt es sich beim Discounter um einen Einzelhandelsbetrieb, der anders einzustufen sei als Gewerbebetriebe. Einen Widerspruch zur Standortalternativenprüfung sieht er nicht. „Ausreichend Gewerbeflächen sind auch für kleinere Betriebe nicht vorhanden.“Der Zweckverband hat Flächen, die größer als fünf Hektar sind, untersuchen lassen, um Synergieeffekte zu nutzen – etwa eine gemeinsame Infrastruktur oder eine gebündelte Lösung für etwaige Konflikte.
Der BN beruft sich auch darauf, dass die Regierung und das Heimatministerium sich bereits vor der jüngsten Auslegung der Pläne bei einem Vor-Ort-Termin festgelegt hatten, den Plänen diese Stellungnahmen aber nicht beilagen. Er fordert eine erneute Auslegung.
Diese wird es nun geben – auf Anregung von Franz-Peter Seidl auch mit den Stellungnahmen der Regierung. Sie liegen erst seit September vor, zu dem vom BN erwähnten VorOrt-Termin gibt es keine schriftlichen Unterlagen. Grund für die erneute Auslegung ist aber eine Stellungnahme des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.
Die Behörde merkte an, dass der Sicherheitsabstand zwischen Waldgrenze und Gebäuden größer sein muss, damit nichts passiert, sollte ein Baum umfallen. Das Planungsbüro hat so bei den Baugrenzen nachgebessert. Das wirkt sich laut Planer Merlin Rehmann zwar auf die mögliche Lage von Hauptgebäuden aus, die Grundflächenzahl ist aber gleich geblieben. Um möglichst flexibel zu bleiben, haben die Zweckverbandsmitglieder beschlossen, den Weg, der in den Wald führt, nicht im Bebauungsplan aufzuführen. Der genaue Verlauf war ohnehin nicht fixiert. Trotzdem soll gesichert sein, dass der Waldbesitzer sein Grundstück erreicht. Im Bebauungsplan wird auf Anregung von Franz-Peter Seidl aufgenommen, dass hier eine Regelung getroffen wird.
Ab 8. Oktober können Behörden und Bürger zwei Wochen lang zu den Änderungen Stellung nehmen. Mitte November will der Zweckverband wieder beraten und den Bebauungsplan beschließen. „Wenn alles klar ist, werden wir die Grundstückskäufe tätigen und anschließend mit der Ausschreibung für die Erschließung beginnen“, kündigt Vorsitzender Johannes Buhmann an. Er hält das für einen guten Zeitpunkt, da die Auftragsbücher bei den Tiefbaufirmen wegen des „geradezu idealen Sommers“nicht mehr ganz so voll seien.