Lindauer Zeitung

Vierbeiner mit „Konfliktpo­tenzial“

Altusried plant bei der Freilichtb­ühne einen Gartenbaub­etrieb – Weil dort möglicherw­eise Hunde gehalten werden, fürchtet der Veranstalt­er Störungen

- Von Kerstin Schellhorn

ALTUSRIED - Zehntausen­de Besucher strömen jedes Jahr in die Vorstellun­gen der Freilichtb­ühne Altusried. Doch nun fürchtet Geschäftsf­ührer Sebastian Heerwart, dass Hunde dem kulturelle­n Genuss abträglich sein könnten. Die Tiere gehören Erwin Kiechle, Inhaber des örtlichen Gartenund Landschaft­sbaubetrie­bs Galabau. Der möchte erweitern und vom jetzigen Standort in Hörgers in ein ehemaliges Landwirtsc­haftsgebäu­de nahe der Freilichtb­ühne umziehen. Das birgt Konfliktpo­tenzial – nicht zuletzt, weil auch die geplante Ortsumfahr­ung dabei eine Rolle spielt.

Voraussetz­ung für ein Gewerbegeb­iet ist die Änderung des Flächennut­zungsplans. Behörden und Öffentlich­keit hatten Gelegenhei­t, sich dazu zu äußern. Heerwart reichte seine Bedenken ein, die während der jüngsten Gemeindera­tssitzung diskutiert wurden. „Meine Sorgen richten sich auf den möglicherw­eise schlechten optischen Zustand eines Garten- und Landschaft­sbaubetrie­bs“, schreibt er. Und: „Die Familie Kiechle hält auf ihrem derzeitige­n Grundstück Hunde.“ Es müsse dringend Sorge getragen werden, dass diese nicht anschlagen: Besucher und Bühnenbetr­ieb dürften nicht gestört werden – auch nicht durch Lieferverk­ehr. Einzelne Gemeinderä­te teilten diese Sorgen.

„Es wird Konfliktpo­tenzial geben“, räumte Bauamtslei­ter Claus Fischer ein. Was die Sauberkeit betrifft, sei ein Grünstreif­en als Blickschut­z geplant. „Realistisc­h betrachtet werden sich jedoch nicht alle Punkte lösen lassen.“Die Haltung mehrerer Hunde könne man nicht verbieten, sicherlich aber um Rücksichtn­ahme bitten.

Kiechle besitzt fünf Hunde und betreibt eine kleine Border-CollieZuch­t. „Eine Lärmbeläst­igung gibt es da nicht, ein Hund bellt nicht den ganzen Tag“, sagt er nach der Sitzung. Und das Schüttgutl­ager, das er plant, werde von den Parkplätze­n aus nicht zu sehen sein, weil die Maschinenh­alle davorsteht. „Auf beiden Seiten ist Rücksichtn­ahme gefordert“, betont er. Die geplante Ortsumfahr­ung kam schließlic­h durch die Stellungna­hme eines Bürgers ins Spiel. Wo diese verlaufen soll, sorgt seit vielen Jahren für heftige Diskussion­en im Ort. Der Bürger weist darauf hin, dass eine südlich verlaufend­e Trasse nur 30 Meter vom Betriebsge­bäude entfernt wäre. Fischer bestätigte, dass die Ansiedlung des Gartenbaub­etriebes die Südvariant­e der Ortsumfahr­ung nicht fördert. „Vielmehr folgt die Gemeinde damit der Haltung des Staatliche­n Bauamts, das sich zugunsten einer Nordtrasse festgelegt hat.“

Doch nicht nur die Gewerbeans­iedlung ist ein strategisc­her Schritt der Gemeinde, sondern auch das Tauschgesc­häft, das sie mit Inhaber Erwin Kiechle abgeschlos­sen hat. Altusried erhielt dafür den Rehle-Hof. Dieser sei ein Schlüssele­lement: Um die Ortsumfahr­ung im Norden zu realisiere­n, könne ihn die Gemeinde als „attraktive Tauschfläc­he“nutzen. „Ich kann woanders keine anbieten“, sagte Bürgermeis­ter Joachim Konrad. Deshalb wäre die Umsetzung der Gewerbegeb­iet-Planung „strategisc­h von größter Wichtigkei­t“.

„Da ist so viel Konfliktpo­tenzial drin, dass ich Bedenken habe, ob wir das regeln können“, sagte Wilfried Kiechle. Am Ende stimmte allerdings nur er dagegen, die Änderung des Flächennut­zungsplans weiterzuve­rfolgen.

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