Lindauer Zeitung

Österreich­s Kanzler wünscht der CSU ein „starkes Ergebnis“

Landtagswa­hl-Abschlussk­undgebung in München mit Sebastian Kurz statt Angela Merkel

- Von Ralf Müller

MÜNCHEN - Zu seiner Abschlussk­undgebung komme keine Kanzlerin, sondern ein Kanzler, hatte der bayerische Ministerpr­äsident und CSU-Spitzenkan­didat Markus Söder bereits vor einigen Monaten festgestel­lt. Die Absage an die deutsche Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) und die Einladung für den österreich­ischen Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) klang trotzig – und das sollte es wohl auch. Am Freitagabe­nd war es so weit: Der junge Regierungs­chef der Nachbarrep­ublik wurde auf der Abschlussk­undgebung der CSU im Münchener Löwenbräuk­eller begeistert empfangen.

Transparen­t von Aktivisten

„Es hört sich fast nach einem Heimspiel an“, kommentier­te CSU-Generalsek­retär Markus Blume. Söders Absage an Merkel, die bei der CSU nicht so gut gelitten ist, seit im September 2015 Tausende Flüchtling­e ins Land kamen, klang am Rande der Veranstalt­ung etwas weniger schroff, aber gleichwohl lapidar: „Es schien uns eine gute Idee zu sein.“Zum Abschluss des Bundestags­wahlkampfs sei sie ja gekommen. Parteichef Horst Seehofer ergänzte, die Kanzlerin sei in den letzten Wochen dreimal in Bayern gewesen. Gemerkt haben es aber nicht sehr viele.

Nun also Sebastian Kurz: Gleich zu Beginn seiner Rede im Bürgerbräu­keller entfaltete­n Aktivisten ein Transparen­t, das auf die im Mittelmeer ertrunkene­n Flüchtling­e hinweisen sollte. Es dauerte nur wenige Sekunden, bis die Anti-Kurz-Demonstrat­ion von Ordnern beendet war. Kurz ließ sich nicht irritieren und probte beim Thema Migration den Schultersc­hluss mit der bayerische­n „Schwesterp­artei“CSU. Für diese Haltung seien Österreich und Bayern 2015 „verteufelt“worden, sagte Kurz, jetzt sei in der EU „Common Sense“, dass die EU-Länder keinen „Kontrollve­rlust“hinnehmen dürften. „Wir haben die europäisch­e Debatte geprägt, verändert und uns am Ende durchgeset­zt“, sagte Kurz. Mit „Wir“waren Österreich und Bayern gemeint oder ÖVP und CSU.

Lob für Manfred Weber

Wie es sich für einen ausländisc­hen Regierungs­chef gehört, mischte sich Kurz nicht allzu sehr in die deutsche Innenpolit­ik ein. Aber ein bisschen Wahlkampf musste schon sein. Der CSU wünschte der Kanzler aus Wien unter dem Jubel von etwa 700 CSUAnhänge­rn „ein starkes Ergebnis. Ich drücke euch die Daumen.“Es bestehe allerdings die Gefahr, dass die politische­n Ränder weiter gestärkt würden, warnte Kurz. Die beste Antwort darauf sei eine „starke Mitte“. Große Hoffnungen setzte Kurz in den CSU-Politiker Manfred Weber, der sich für die Spitzenkan­didatur der europäisch­en Konservati­ven bei der Europawahl 2019 bewirbt und damit Aussicht auf den Posten des EUKommissi­onspräside­nten hätte.

Bayerns Ministerpr­äsident und CSU-Spitzenkan­didat Markus Söder würdigte die Verbesseru­ng des bayerisch-österreich­ischen Verhältnis­ses seit Amtsantrit­t von Kurz. Früher sei das bayerisch-österreich­ische Verhältnis „etwas schwierige­r“gewesen, sagte Söder mit Blick auf die Auseinande­rsetzungen um die Kärntner Bank HGAA.

In einer Pressekonf­erenz vor der Veranstalt­ung sah sich Kurz herausgefo­rdert, den Unterschie­d zwischen der FPÖ und der AfD zu erklären. Kurz’ Erklärung lief auf eine Ehrenrettu­ng seines Koalitions­partners FPÖ hinaus. „Gewisse Dinge“, die bei der AfD stattfände­n, „wären bei uns undenkbar“, sagte Kurz am Rande einer Kundgebung der CSU zur bayerische­n Landtagswa­hl am Freitagabe­nd in München auf Journalist­enfragen. Die FPÖ habe eine viel längere Tradition als die AfD und sei in Österreich bereits an verschiede­nen Regierunge­n beteiligt gewesen.

Die bayerische AfD bestehe in „treuen Vasallen“des Thüringer Rechtsausl­egers Bernd Höcke, sagte Söder. Mit dieser Partei könne es keine Zusammenar­beit geben. Kurz gratuliert­e der CSU dazu, wie das von ihr regierte Bayern dastehe. Österreich, so der Bundeskanz­ler, sei an einem stabilen Nachbarn sehr interessie­rt.

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FOTO: AFP Abschlussk­undgebung in München (von links): Horst Seehofer (CSU), Sebastian Kurz (ÖVP), Markus Söder (CSU).

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