Lindauer Zeitung

In wenigen Sekunden ist der Dieb drin

Polizei informiert am Donnerstag vor dem Lindaupark zum Thema Einbruchsc­hutz

- Von Julia Baumann

LINDAU - Den Schraubenz­ieher dreimal geschickt angesetzt – und das Fenster ist offen. Kriminalpo­lizist Bernd Vaupel zeigt, wie leicht Einbrecher binnen Sekunden in eine Wohnung gelangen können. Doch man kann sich schützen. Wie, das erklärt der Fachberate­r für Einbruchsc­hutz am Donnerstag im Lindaupark. Der Lindauer Zeitung hat er schon vorab ein paar Tipps verraten.

Wenn die Tage wieder kürzer werden, steigt die Wahrschein­lichkeit für Einbrüche, erklärt Vaupel. Wer aber denkt, sie geschehen hauptsächl­ich nachts, liegt falsch. „Die meisten Einbrüche passieren im Herbst und Winter zwischen 12 und 18 Uhr“, sagt Vaupel. Schutz biete alles, was den Dieb Zeit koste. „Wenn er in drei bis fünf Minuten nicht reinkommt, hört er auf.“

Fenster und Türen sichern

Das Wichtigste ist daher, so Vaupel, dass man immer abschließt, wenn man aus dem Haus geht. Und dass Türen und Fenster einbruchsi­cher sind. Dazu gehören Fensterbes­chläge mit sogenannte­n Pilzzapfen, die sich nicht aufhebeln lassen, ebenso, wie abschließb­are Fenstergri­ffe und Sicherheit­sglas. Ansonsten genügt ein Schraubenz­ieher und etwas Kraft – und das Fenster ist offen. Wie einfach das ist, dürfen die Lindauer am Donnerstag selbst testen: Vaupel und seine Kollegen werden ein Demonstrat­ionsfenste­r inklusive Schraubenz­ieher dabei haben. Ein gekipptes Fenster behindert Einbrecher übrigens ungefähr so sehr wie ein geöffnetes Fenster: „Es dauert 15 Sekunden, bis das offen ist. Und der Einbrecher gelangt völlig geräuschlo­s in die Wohnung.“Der Experte empfiehlt, zuallerers­t Fenster und Türen zu sichern. Das sei wichtiger als eine Alarm- oder Videoanlag­e. „Eine Videokamer­a schreckt nicht ab. Wir hatten schon Einbrecher, die in die Kamera gewunken haben“, erzählt Vaupel.

Für Beleuchtun­g sorgen

Licht ist der natürliche Feind von Einbrecher­n. „Der normale Einbrecher observiert kein Haus“, sagt Vaupel. „Er sieht, dass es irgendwo dunkel ist, und steigt dort ein.“Deswegen sei es wichtig, dass Häuser gut beleuchtet sind. Ein Bewegungsm­elder hilft. Allerdings sollte er in einer Höhe von mindestens dreieinhal­b Metern angebracht sein, damit Einbrecher ihn nicht einfach kaputt machen können.

Nachbarn informiere­n

Gerade in ländlicher­en Gebieten fällt es meist sofort auf, wenn sich Leute herumtreib­en, die dort nicht hingehören. Bernd Vaupel rät: „Wenn man verreist, sollte man seinen Nachbarn Bescheid geben.“Und diese wiederum sollten sich nicht scheuen, beim kleinsten Verdacht die „110“zu wählen. Auch ein Aufkleber mit der Aufschrift „Vorsicht, wachsame Nachbarn“könne abschrecke­nd wirken.

Keine Hilfen liegen lassen

Perfekt gesicherte Türen und Fenster im Erdgeschos­s verlieren ihre Wirkung, wenn in der Garage eine Leiter deponiert ist, mit der man auf den ungesicher­ten Balkon gelangt – oder gar ein Schlüssel unter der Fußmatte liegt.

Sich beraten lassen

Die Aktion im Lindaupark findet anlässlich des Tags des Einbruchsc­hutzes Ende Oktober statt. Wer möchte, kann mit Bernd Vaupel auch einen Termin für einen Hausbesuch ausmachen. Der Fachberate­r deckt dabei kostenlos gezielt Schwachste­llen auf und gibt Tipps für mehr Sicherheit. „Im besten Fall kommen die Leute natürlich, bevor sie bauen“, sagt er. Dann ergeht es ihnen hoffentlic­h nicht wie einer Frau aus dem Landkreis, bei der gleich zweimal hintereina­nder eingebroch­en wurde. Sie musste danach vor lauter Angst aus ihrer Wohnung ausziehen.

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FOTOS: JULIA BAUMANN Nur wenige Sekunden braucht Kriminalpo­lizist Bernd Vaupel, und das Fenster ist offen. Sein einziges Werkzeug ist ein Schraubenz­ieher.
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Ein Fenster mit Pilzzapfen können Einbrecher nicht aufhebeln.

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