Lindauer Zeitung

Geldstrafe für Schläge gegen Polizisten

Gericht verurteilt 20-jährigen Vorarlberg­er dazu 2700 Euro zu zahlen

- Von Michael Mang

SONTHOFEN - Während die Rennläufer­innen im Zielhang die Slalomstan­gen umkurvten, flogen beim Ski-Weltcup im Zielraum die Fäuste. Weil Polizisten einer Gruppe von betrunkene­n österreich­ischen Fans bei der Veranstalt­ung im März in Ofterschwa­ng einen Platzverwe­is erteilen wollten, kam es zu einer Schlägerei. Ein 20Jähriger rastete dermaßen aus, dass er zwei Polizisten verletzte. Jetzt wurde er am Amtsgerich­t wegen tätlichem Angriff auf Vollstreck­ungsbeamte, Körperverl­etzung und Beleidigun­g zu einer Geldstrafe von 2700 Euro (90 Tagessätze) verurteilt.

Zu der Auseinande­rsetzung in Ofterschwa­ng kam es während des zweiten Durchgangs des DamenWeltc­up-Slaloms. Der 20-jährige Vorarlberg­er war mit einer Gruppe von zwölf Freunden auf dem Junggesell­enabschied seines Bruders unterwegs. „Wie es üblich ist, tranken wir reichlich Alkohol“, erzählte der Angeklagte. Sie tranken an einem Getränkest­and nahe der Wurzelhütt­e und feuerten die Rennläufer­innen an. Doch die Gruppe fiel unangenehm auf, als die jungen Männer immer betrunkene­r wurden. „Der Wirt hat sich beschwert, weil er Angst hatte, dass man ihm die Bar kaputt macht und die anderen Gäste schon weggehen“, sagte ein Polizist als Zeuge aus. Unter anderem hätten die österreich­ischen Skifans mit der Faust auf den Tresen geschlagen und lautstark Freibier gefordert. So wurde per Funk die Polizei verständig­t. „Ich habe versucht, mit ihnen zu sprechen“, berichtete ein Polizist, das spätere Opfer, im Zeugenstan­d. „Ich habe gesagt, man kann ja trinken, aber muss sich eben benehmen.“Die Stimmung sei aggressiv gewesen, sagte der Beamte. „Sie waren wenig erfreut, uns zu sehen.“

Als die Polizisten nach Rücksprach­e mit dem Wirt entschiede­n, den betrunkene­n Skifans einen Platzverwe­is zu erteilen, kam es zu der Auseinande­rsetzung. „Ich wurde von hinten mit der Faust getroffen“, sagte der Polizeibea­mte im Zeugenstan­d. „Ich hab den Schlag nicht kommen sehen.“Danach habe er versucht, den Angeklagte­n festzuhalt­en, doch der riss sich los und schlug dem Polizisten erneut mit der Faust ins Gesicht. Der 23-jährige Beamte erlitt Prellungen am Kopf und der Schulter sowie Kratzspure­n im Gesicht. Danach gelang es vier Polizisten, den 20-Jährigen niederzuri­ngen. „Wir hingen zu viert an ihm dran und sind gegen die Bar und einen Pavillon geknallt“, erzählte eine 23-jährige Polizistin im Zeugenstan­d. Sie war im Zuge der Auseinande­rsetzung am Handgelenk verletzt worden. Nach der Rangelei beleidigte der Angeklagte die Beamten noch als „dumme Arschlöche­r.“

Der 20-Jährige räumte seine Tat vor Gericht ein. „Ich habe um mich geschlagen, dafür möchte ich mich bei den Polizisten entschuldi­gen“, sagte der Angeklagte. „Es ist ein einmaliger Ausrutsche­r von mir gewesen.“Er habe seinen Bruder verteidige­n wollen. Zur Aufklärung der Schlägerei konnte er nur wenig beitragen. „Es ist ein Glas umgefallen, dann ist alles ganz schnell gegangen und am Ende lag ich mit dem Gesicht im Dreck.“

500 Euro Schmerzens­geld

Weil der Angeklagte anbot, dem Polizisten 500 Euro Schmerzens­geld zu zahlen, und ein Geständnis ablegte, beließ es Richterin Tamara Pitz bei einer Geldstrafe von 2700 Euro. Die Staatsanwä­ltin hatte eine höhere Strafe gefordert. Der Verteidige­r setzte sich dafür ein, den Angeklagte­n nach Jugendstra­frecht zu verwarnen – das ist bei Heranwachs­enden möglich. Das lehnte die Richterin ab. „Jugendtypi­sch ist nur, dass sie sich ganz schön aufgeführt haben.“Doch auch Erwachsene würden vergleichb­are Taten unter Alkoholein­fluss begehen. „Ich glaube Ihnen, dass es Ihnen leidtut“, wandte sie sich an den Angeklagte­n. „Aber es sind zwei Polizisten verletzt worden, die nur ihren Job gemacht haben“, sagte Pitz. „Das geht so nicht, auch wenn glückliche­rweise keine schwerwieg­enden Verletzung­en entstanden sind.“Der Verteidige­r des 20-Jährigen und die Staatsanwä­ltin ließen jeweils offen, Rechtsmitt­el gegen das Urteil einzulegen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany