Geldstrafe für Schläge gegen Polizisten
Gericht verurteilt 20-jährigen Vorarlberger dazu 2700 Euro zu zahlen
SONTHOFEN - Während die Rennläuferinnen im Zielhang die Slalomstangen umkurvten, flogen beim Ski-Weltcup im Zielraum die Fäuste. Weil Polizisten einer Gruppe von betrunkenen österreichischen Fans bei der Veranstaltung im März in Ofterschwang einen Platzverweis erteilen wollten, kam es zu einer Schlägerei. Ein 20Jähriger rastete dermaßen aus, dass er zwei Polizisten verletzte. Jetzt wurde er am Amtsgericht wegen tätlichem Angriff auf Vollstreckungsbeamte, Körperverletzung und Beleidigung zu einer Geldstrafe von 2700 Euro (90 Tagessätze) verurteilt.
Zu der Auseinandersetzung in Ofterschwang kam es während des zweiten Durchgangs des DamenWeltcup-Slaloms. Der 20-jährige Vorarlberger war mit einer Gruppe von zwölf Freunden auf dem Junggesellenabschied seines Bruders unterwegs. „Wie es üblich ist, tranken wir reichlich Alkohol“, erzählte der Angeklagte. Sie tranken an einem Getränkestand nahe der Wurzelhütte und feuerten die Rennläuferinnen an. Doch die Gruppe fiel unangenehm auf, als die jungen Männer immer betrunkener wurden. „Der Wirt hat sich beschwert, weil er Angst hatte, dass man ihm die Bar kaputt macht und die anderen Gäste schon weggehen“, sagte ein Polizist als Zeuge aus. Unter anderem hätten die österreichischen Skifans mit der Faust auf den Tresen geschlagen und lautstark Freibier gefordert. So wurde per Funk die Polizei verständigt. „Ich habe versucht, mit ihnen zu sprechen“, berichtete ein Polizist, das spätere Opfer, im Zeugenstand. „Ich habe gesagt, man kann ja trinken, aber muss sich eben benehmen.“Die Stimmung sei aggressiv gewesen, sagte der Beamte. „Sie waren wenig erfreut, uns zu sehen.“
Als die Polizisten nach Rücksprache mit dem Wirt entschieden, den betrunkenen Skifans einen Platzverweis zu erteilen, kam es zu der Auseinandersetzung. „Ich wurde von hinten mit der Faust getroffen“, sagte der Polizeibeamte im Zeugenstand. „Ich hab den Schlag nicht kommen sehen.“Danach habe er versucht, den Angeklagten festzuhalten, doch der riss sich los und schlug dem Polizisten erneut mit der Faust ins Gesicht. Der 23-jährige Beamte erlitt Prellungen am Kopf und der Schulter sowie Kratzspuren im Gesicht. Danach gelang es vier Polizisten, den 20-Jährigen niederzuringen. „Wir hingen zu viert an ihm dran und sind gegen die Bar und einen Pavillon geknallt“, erzählte eine 23-jährige Polizistin im Zeugenstand. Sie war im Zuge der Auseinandersetzung am Handgelenk verletzt worden. Nach der Rangelei beleidigte der Angeklagte die Beamten noch als „dumme Arschlöcher.“
Der 20-Jährige räumte seine Tat vor Gericht ein. „Ich habe um mich geschlagen, dafür möchte ich mich bei den Polizisten entschuldigen“, sagte der Angeklagte. „Es ist ein einmaliger Ausrutscher von mir gewesen.“Er habe seinen Bruder verteidigen wollen. Zur Aufklärung der Schlägerei konnte er nur wenig beitragen. „Es ist ein Glas umgefallen, dann ist alles ganz schnell gegangen und am Ende lag ich mit dem Gesicht im Dreck.“
500 Euro Schmerzensgeld
Weil der Angeklagte anbot, dem Polizisten 500 Euro Schmerzensgeld zu zahlen, und ein Geständnis ablegte, beließ es Richterin Tamara Pitz bei einer Geldstrafe von 2700 Euro. Die Staatsanwältin hatte eine höhere Strafe gefordert. Der Verteidiger setzte sich dafür ein, den Angeklagten nach Jugendstrafrecht zu verwarnen – das ist bei Heranwachsenden möglich. Das lehnte die Richterin ab. „Jugendtypisch ist nur, dass sie sich ganz schön aufgeführt haben.“Doch auch Erwachsene würden vergleichbare Taten unter Alkoholeinfluss begehen. „Ich glaube Ihnen, dass es Ihnen leidtut“, wandte sie sich an den Angeklagten. „Aber es sind zwei Polizisten verletzt worden, die nur ihren Job gemacht haben“, sagte Pitz. „Das geht so nicht, auch wenn glücklicherweise keine schwerwiegenden Verletzungen entstanden sind.“Der Verteidiger des 20-Jährigen und die Staatsanwältin ließen jeweils offen, Rechtsmittel gegen das Urteil einzulegen.