„Das Leben war nicht immer leicht für mich“
Christiane Hörbiger über ihren 80. Geburtstag, welche Rollen sie mochte und wie sie den Tod ihres Partners verarbeitet hat
Sie ist die große Dame des deutschsprachigen Films und eine erfahrene Theaterschauspielerin, nun feiert sie ihren 80. Geburtstag: Christiane Hörbiger. Cornelia Wystrichowski hat mit der Wienerin über berufliche Herausforderungen und private Tragödien gesprochen.
Frau Hörbiger, Sie werden am 13. Oktober 80 Jahre alt – wie feiern Sie Ihren Geburtstag?
Es wird kein großes Fest geben, sondern ich werde im allerkleinsten Familienkreis feiern. Ich hoffe sehr, dass mein Sohn Sascha Bigler, der ja mit seinem Kind, also meinem Enkel, in Amerika lebt und arbeitet, auch kommen kann.
Was wünschen Sie sich zum Geburtstag?
Gesundheit und ein langes Leben, ganz einfach. Ich liebe das Leben, vor allem wenn die Sonne scheint bin ich regelrecht high. Und das sage ich, obwohl das Leben nicht immer leicht für mich war – dadurch, dass ich meinen ersten Mann und vor zwei Jahren erneut meinen Lebensgefährten verloren habe.
Was hat Ihnen in den vergangenen zwei Jahren Kraft gegeben?
Sie werden lachen, das waren meine zwei Mops-Hunde. Ich bin zwar jetzt alleine, aber durch diese beiden bin ich nicht einsam. Der größere wird sieben, der kleinere drei Jahre alt, und mein Tagesablauf ist wirklich sehr auf diese beiden zugeschnitten. Wir stehen alle drei um 6.30 Uhr auf, das muss wegen der Tiere sein. Ich bin gezwungen, an die frische Luft zu gehen und mit ihnen ein paar Runden zu drehen, und für mich kann ich nur sagen, dass es mir wirklich sehr gut tut, mich täglich an der frischen Luft zu bewegen. Dann sind sie dabei wenn ich meine Frühstücksbrötchen und meine Zeitung hole, das macht den beiden großen Spaß. Möpse haben ja die Eigenschaft: Hauptsache, sie sind mit dabei.
Welche Rollen möchten Sie in Zukunft noch spielen?
Eigentlich gar nicht mehr so viele. Ich werde in einem Projekt meines Sohnes noch eine ganz kleine Rolle spielen, aber mit ihm zu arbeiten macht so viel Spaß, dass ich das unbedingt tun will. Er ist Regisseur und Drehbuchautor, es ist immer eine wunderbare Zeit, wenn wir gemeinsam drehen. Ansonsten möchte ich nicht mehr so viel arbeiten und bin daher etwas zögerlich, was neue Angebote angeht.
Also erleben die Zuschauer nun das Ende Ihrer langjährigen Karriere?
Wissen Sie, es ist ja nicht das Ende einer Karriere. Meine Karriere habe ich gemacht, sie bleibt und ist ja nicht auf einmal verschwunden. Es wäre das Ende, wenn ich mich zu Tode trinken oder Gift nehmen würde. Aber ich höre ja freiwillig auf und sage nur, dass ich nicht mehr so viel arbeiten will. Und ich blicke zufrieden auf meine Karriere zurück.
Gab es in Ihrer Laufbahn Tiefs?
Na sicher, die hat jeder Schauspieler irgendwann einmal. Vor allem wenn ich am Theater schlechte Kritiken bekommen habe bei Rollen, die ich geliebt habe, ging mir das sehr nahe.
Ihre Karriere hat am Theater begonnen, aber 1987 hatten Sie in der Serie „Das Erbe der Guldenburgs“Ihren Durchbruch als Fernsehschauspielerin ...
Der Schritt vom Theater zum Fernsehen hat mich keinerlei Überwindung gekostet, sondern ganz im Gegenteil: Angstfrei zu spielen, angstfrei vor der Kamera zu stehen, war großartig für mich. Für mich als Schauspielerin, die großen Wert auf Disziplin legt, ist zwar jeder Hänger eine Katastrophe, aber im Fernsehen ist ein vergessener Text bei weitem nicht so tragisch wie am Theater. Als die zuständigen Herren mir dann irgendwann sagten, dass die Serie fortgesetzt wird, konnte ich mich aus meinem festen Theatervertrag lösen. Und ich bekomme immer noch Fanpost zu „Das Erbe der Guldenburgs“, Briefe, in denen dann Dinge stehen wie: „Als junges Mädchen habe ich mir das angeschaut“oder so, das kommt schon vor.
Sind Sie durch die Rolle als Gräfin in einer Schublade gelandet?
Nein. Man besetzt mich immer als Dame. Aber das hat damit nichts zu tun.
Welche Erinnerungen haben Sie an „Schtonk!“, Helmut Dietls berühmte Satire auf die Affäre um die gefälschten Hitler-Tagebücher?
Am Anfang war ich skeptisch, weil ich mir gesagt habe: Oh Gott, nun beginnen wieder diese ganzen Geschichten rund um die Nazi-Zeit. Da hatte ich Angst, bis ich gemerkt habe, was für ein wunderbarer Regisseur Helmut Dietl war. Ich denke gerne an die Dreharbeiten zurück, ich habe nur gute Erinnerungen daran, außer dass uns Götz George verlassen hat. Das war ein großer Verlust, nicht nur für die Fernsehzuschauer, sondern auch für mich persönlich. Ich war ja mit ihm und seiner Frau Marika befreundet, und es war eine schreckliche Nachricht für mich, als ich von seinem Tod erfuhr.
Der Film war sogar für einen „Oscar“nominiert, ging aber leer aus….
Natürlich hätte ich uns allen damals den „Oscar“gewünscht, aber es sollte nicht sein. Wissen Sie, ich habe viele Auszeichnungen. Ich freue mich über jede einzelne. Man sollte Preise aber nicht erst im fortgeschrittenen Alter bekommen, wie das bei mir war, sondern wenn man jung ist, weil einem das einen solchen Auftrieb gibt.
War Emanzipation ein Thema, das Sie in Ihrer langen Karriere beschäftigt hat?
Gleichberechtigung war für uns zu Hause selbstverständlich. Dadurch, dass meine Mutter sehr früh sehr selbstständig war und meinen Schwestern und mir das vorgelebt hat, gab es in dieser Beziehung für mich nie ein Problem. Aber die ungleiche Bezahlung von Männern und Frauen fand ich immer sehr ärgerlich. Ich muss aber zugeben, dass ich in dieser Hinsicht keine Kämpferin war. Als ich am Theater war, war es ganz selbstverständlich, dass Männer die höheren Gagen erhalten. Das ging so weit, dass ich weggeschaut habe, wenn ich einen Vertrag auf dem Schreibtisch des Direktors habe liegen sehen, der einem männlichen Kollegen gegolten hat. Wenn ich mit diesem Kollegen auf der Bühne eine Liebesszene zu spielen hatte und dabei gewusst hätte, dass er eine 20 Prozent höhere Gage bekommt als ich, obwohl ich die Hauptrolle spiele – das wäre nicht gut gewesen.