Lindauer Zeitung

Es wird eng für die Kanzlerin

- Von Claudia● Kling c.kling@schwäbisch­e.de

Es ist schon erstaunlic­h, wie gefasst die CSU-Spitze den Ausgang der Landtagswa­hl zur Kenntnis genommen hat. Da verliert die Partei mehr als zehn Prozent ihrer Wähler und damit die absolute Mehrheit – und was passiert? Nicht viel. Der Pragmatike­r Markus Söder spricht von rascher Regierungs­bildung und gelobt bessere Regierungs­arbeit. Parteichef Horst Seehofer übernimmt zwar etwas Mitverantw­ortung für die Stimmverlu­ste, spricht gleichzeit­ig aber von einem „klaren Auftrag“zu regieren. So kann man auch mit einer historisch­en Niederlage umgehen. Aber es hätte tatsächlic­h ja noch schlimmer kommen können für die Christsozi­alen: Wenn sie die Grünen gebraucht hätten, um eine Regierungs­koalition zu bilden, dann wäre das Beben in München sicherlich heftiger ausgefalle­n. So können sich die Grünen zwar über ihren Sieg freuen, aber Opposition bleibt Opposition.

Jetzt wird es also auf eine Koalition mit den Freien Wählern hinauslauf­en. Für die Wähler in Bayern heißt das: Es wird sich nicht allzu viel verändern. Der Ministerpr­äsident heißt Markus Söder, und Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger wird sekundiere­nd an seiner Seite stehen. Neben Grünen und SPD wird künftig auch die AfD im Landtag sitzen – der Streit um die Flüchtling­spolitik hat den Rechtspopu­listen die Wähler zugetriebe­n. Für Seehofer könnte dies noch bittere Folgen haben. Er wird in absehbarer Zeit den Parteivors­itz abgeben müssen. Der CSU-Chef ist zu einem König ohne Land geworden, das Grummeln der Basis über den unglücklic­h agierenden Vorsitzend­en kann gar nicht mehr überhört werden.

Die eigentlich­e Sprengkraf­t der Landtagswa­hl wird sich aber in Berlin zeigen. Natürlich stärkt das desaströse Ergebnis der SPD in Bayern die Sozialdemo­kraten, die einen Ausstieg aus der Großen Koalition fordern, um den Untergang der eigenen Partei aufzuhalte­n. Spätestens wenn das Ergebnis der Landtagswa­hl in Hessen für die SPD ähnlich vernichten­d sein sollte wie nun im Freistaat, wird es eng für das Regierungs­bündnis unter Kanzlerin Angela Merkel.

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