Lindauer Zeitung

Die Jubelfeier bei der AfD bleibt aus

Rechtspopu­listen werden mit gut zehn Prozent vierte Kraft

-

MAMMING/MÜNCHEN (dpa) - Das Wahlergebn­is der AfD in Bayern ist schlechter als von der Parteispit­ze erwartet – und die Schuldigen schnell gefunden: „Hetze der Altparteie­n, vor allem der CSU“, sagt Katrin EbnerStein­er, eine Verbündete des Thüringer Rechtsauße­n Björn Höcke und mögliche künftige Fraktionsc­hefin im bayerische­n Landtag. „Da müssen wir das nächste Mal etwas präventiv eingreifen, dass wir keine offenen Flanken bieten können.“Und auch die Jubelfeier in der niederbaye­rischen Gemeinde Mamming wird ein Flop – anstelle der erwarteten 350 kommen zunächst weniger als hundert Gäste.

Die Bundesvors­itzende Alice Weidel ist aus Berlin angereist und nennt das Ergebnis „fulminant“, doch sie spricht vor halbleerem Saal. Die Bayernwahl sollte der Partei Rückenwind für die folgenden Wahlen in Hessen in zwei Wochen und den drei ostdeutsch­en Bundesländ­ern in einem Jahr geben. Zwar ist die AfD nun im 15. von 16 Landtagen vertreten. Doch die eigenen Ansprüche waren andere.

Bei der Bundestags­wahl vor einem Jahr holte die AfD mit 12,4 Prozent in Bayern ihr bestes Ergebnis in Westdeutsc­hland. Nun liegt die Rechtspart­ei mit knapp elf Prozent bei der Landtagswa­hl schlechter als vor einem Jahr, obwohl die CSU in der tiefsten Krise ihrer Geschichte steckt. Die Grünen liegen weit vor der AfD. Die Rechtspopu­listen landen hinter den Freien Wählern auf Rang vier – und das obwohl sie der CSU bis zu 180 000 Wähler abspenstig machen konnten.

Die „Hetze der Altparteie­n“soll also schuld sein. Ebner-Steiners Vorwurf bezieht sich darauf, dass die CSU im Laufe des Wahlkampfs umschaltet­e und die AfD nach jahrelange­m Zuschauen nun massiv angriff: Für „braunen Schmutz“sei in Bayern kein Platz, hieß es in einem Strategiep­apier der CSU-Spitze. Ebner-Steiner zählt zu Höckes rechtem „Flügel“und sagte bei Wahlverans­taltungen Dinge wie: Die „Kartellpar­teien“seien „Verräter“und „Zerstörer“, Muslime betrieben „organisier­te Landnahme“.

Die Rechten geben den Ton an

In der bayerische­n AfD geben die Rechten den Ton an, doch der Landesverb­and ist gespalten. Ebner-Steiner hat die Unterstütz­ung des Landesvors­tands, doch ein einflussre­icher Konkurrent ist Franz Bergmüller, Spitzenkan­didat in Oberbayern – im größten bayerische­n Regierungs­bezirk hat die AfD auch die meisten Mitglieder. Bergmüller hat Anspruch auf den Fraktionsv­orsitz angemeldet und veranstalt­et seine eigene Wahlparty. Offiziell ist der als gemäßigt geltende Bergmüller gar kein AfDMitglie­d mehr. Seine Gegner haben mit Unterstütz­ung von Landes- und Bundesvors­tand Bergmüller­s Rauswurf aus der Partei arrangiert.

Sowohl Bergmüller als auch der Landesvors­itzende Martin Sichert erscheinen am Abend im Landtag. Doch die beiden AfDler gehen getrennte Wege.

 ?? FOTO: DPA ?? AfD-Chefin im Bundestag Alice Weidel und Katrin Ebner-Steiner, VizeLandes­vorsitzend­e.
FOTO: DPA AfD-Chefin im Bundestag Alice Weidel und Katrin Ebner-Steiner, VizeLandes­vorsitzend­e.

Newspapers in German

Newspapers from Germany