Hunderte feiern Heiligsprechung von Romero
Der Sonntag war Festtag im kleinen El Salvador. In Ciudad Barrios, dem Geburtsort von Óscar Romero in den Bergen des zentralamerikanischen Landes, feierten Hunderte Menschen genauso wie in der Kathedrale von San Salvador die Heiligsprechung Romeros. Auf großen Leinwänden wurde die Zeremonie von zwei Uhr morgens an live aus dem fernen Rom übertragen. In den Augen vieler fortschrittlicher Katholiken war die Heiligsprechung ein überfälliger Schritt. In El Salvador ist Romero schon lange ein Volksheiliger. Der Flughafen der Hauptstadt San Salvador wurde nach ihm benannt, Wandbilder, Statuen, Erinnerungsstätten zieren das ganze Land. Devotionalien mit seinem Konterfei gibt es überall zu kaufen. Aber in die Freude über die Heiligsprechung mischt sich auch Besorgnis. Denn El Salvador leidet noch immer unter den Problemen von damals. Armut, Ungleichheit und vor allem Gewalt prägen das Land, das von Jugendbanden, genannt „Maras“, terrorisiert wird. Zwölf Menschen werden täglich in dem Land der Größe Hessens ermordet. Ist die Gewalt heute vor allem kriminell und nicht mehr politisch bedingt, besteht ein enger Zusammenhang zu damals. Die Maras sind indirekt eine Folge der Bürgerkriege in den 1980er-Jahren. (Klaus Ehringfeld)