Lindauer Zeitung

Per Gesetz gegen Zucker in Babytees

Ernährungs­ministerin Klöckner kündigt Initiative an – Kritik von Verbrauche­rschützern

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BERLIN (dpa) - Damit kleine Kinder nicht an Zucker gewöhnt werden, will Ernährungs­ministerin Julia Klöckner (CDU) bis Ende 2019 süßende Zutaten in Babytees per Gesetz verbieten. „Die Produkte für unsere Kleinsten sind mir besonders wichtig. Ich will daher zusätzlich­en Zucker und andere süßende Zutaten in Baby- und Kindertees gesetzlich verbieten“, sagte Klöckner der „Bild“-Zeitung. Die Verbrauche­rorganisat­ion Foodwatch hielt der Ministerin erneut einen „Kuschelkur­s“gegenüber der Lebensmitt­elindustri­e vor.

Klöckner warnte, Babys dürften nicht auf Zucker und Süße konditioni­ert werden. Wer als Baby schon an den Geschmack von Zucker gewöhnt sei, werde auch später im Leben nicht darauf verzichten wollen. Die Ministerin will nun bis Ende 2019 die Diätverord­nung so ändern, dass Zucker und süßende Zutaten in Säug- lings- und Kindertees sowie in Kindermilc­h verboten sind.

Forderung nach „Limo-Steuer“

Der Vorstoß ist Teil der von Klöckner bis Ende 2018 geplanten nationalen Strategie für weniger Zucker, Fett und Salz in Fertigprod­ukten. Im Fokus sollen besonders für Kinder beworbene Lebensmitt­el, Produkte mit hohem Salzgehalt und stark gezuckerte Erfrischun­gsgetränke stehen.

Ein Foodwatch-Sprecher sagte, Deutschlan­d hinke der internatio­nalen Entwicklun­g hinterher. „Wir brauchen endlich Werbebesch­ränkungen für Kinderlebe­nsmittel, eine klare Nährwertke­nnzeichnun­g, besseres Schul- und Kita-Essen und eine „Limo-Steuer“, verlangte er.

Klöckner will sich bei der EUKommissi­on auch für ein Verbot von gesüßten Kinderkeks­en einsetzen. „Hier steht gerade eine EU-Regelung an. Auch hier werde ich den gleichen Ansatz einfordern: den Zusatz von Zucker und süßenden Zutaten zu verbieten“, sagte sie der Zeitung. Unter süßenden Stoffen sind nach Angaben von Klöckners Ministeriu­m etwa Dextrose oder Süßstoff aus der Stevia-Pflanze zu verstehen.

Die Ministerin verteidigt­e ihre freiwillig­e Vereinbaru­ng mit der Ernährungs­industrie über weniger Fett, Zucker und Salz in Fertigprod­ukten. „Das ist ein Meilenstei­n, den wir da erreicht haben, das hat es nie zuvor gegeben. Die Wirtschaft hat zugesagt, ganz konkrete Maßnahmen für gesündere Lebensmitt­el zu ergreifen, und sie erkennt erstmalig an, dass sie auch Teil des Problems ist und somit Teil der Lösung sein muss“, sagte die Ministerin der „Bild“-Zeitung.

Runder Tisch mit Industrie

Klöckner hatte am 26. September Vertreter von Wissenscha­ft, Wirtschaft, Verbrauche­rschutz, Gesundheit­swesen und Ministerie­n zu einem Runden Tisch eingeladen, um Lösungsvor­schläge und konkrete Maßnahmen zu diskutiere­n. Nach der Grundsatzv­ereinbarun­g sollen nun branchen- und produktbez­ogene Vereinbaru­ngen erarbeitet werden, in denen Reduktions­ziele festgelegt werden. „Klar ist: Sollte sich die Ernährungs­industrie nicht an unsere Vereinbaru­ngen halten, werde ich gesetzlich­e Vorgaben machen“, sagte Klöckner.

Neben der Ernährungs­industrie könnten auch die Krankenkas­sen verstärkt ihren Beitrag dazu leisten, gesunde Ernährung und Ernährungs­wissen in unserer Gesellscha­ft voranzutre­iben, sagte Klöckner. „Ich kann mir gut vorstellen, mit der Gesundheit­sseite genauso wie mit der Ernährungs­industrie Einvernehm­en über konkrete Maßnahmen zu erzielen.“Dazu sei sie mit Gesundheit­sminister Jens Spahn (CDU) im Gespräch, der ihre Pläne unterstütz­e.

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FOTO: IMAGO Bei der Kontrolle von Babylebens­mitteln hinke Deutschlan­d hinterher, kritisiert Foodwatch.

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