Thomas Gehring: „Wir wollen Bayern regieren“
Eric Beißwenger will sich noch nicht zu Koalitionspartner äußern, sagt aber: „Wir tun uns mit den Grünen schwer“
LINDAU - Während die Grünen allen Grund zum Feiern haben, sind die CSU und die SPD die großen Verlierer der Wahl. Hier sind die ersten Reaktionen.
„Es ist nicht unser Wunschergebnis“, das gibt CSU-Kandidat Eric Beißwenger offen zu. Aber es ist nach seinen Worten „auch nicht unerwartet“angesichts der Prognosen der letzten Tage. Warum seiner Partei die Wähler davongelaufen sind, dazu will sich Beißwenger zwei Stunden nach dem Schließen der Wahllokale nicht äußern: Das werde man gemeinsam in den nächsten Tagen analysieren. Immerhin „bleibt die CSU nach wie vor stärkste Fraktion“, wie es der Oberallgäuer formuliert. Und da werde sich seine Partei dann nach Koalitionspartnern umsehen. Auf die Frage nach seinem persönlichen Favorit winkt er ab: „Dazu ist es noch zu früh.“Wobei es für Beißwenger durchaus eine Tendenz zu geben scheint: „Mit den Grünen tun wir uns schwer“, sagt er im Gespräch mit der LZ. Gegenüber dem bisherigen CSULandtagsabgeordneten Eberhard Rotter, der vor fünf Jahren gut 48 Prozent der Erststimmen erhalten hatte, hat Beißwenger rund ein Viertel eingebüßt. Sein Kommentar dazu: „Sie dürfen nicht Äpfel mit Birnen vergleichen.“Er sei ja jetzt das erste Mal Direktkandidat im Stimmbezirk.
Leopold Herz ist mit dem Ergebnis der Freien Wähler zufrieden. „Ich würde mich freuen, wenn wir in der Koalition mitmischen können“, sagt er am Sonntagabend im Gespräch mit der LZ. Sein Chef Hubert Aiwanger hatte das zu diesem Zeitpunkt bereits öffentlich gefordert. „Ich denke, nachdem wir jetzt zehn Jahre lang geübt haben, wäre der Schritt langsam da“, sagt Herz. „Wir wären jetzt bereit.“Allerdings gebe es einige große Projekte, bei denen die Freien Wähler mit der CSU uneins sind. „Zum Beispiel das transatlantische Handelsabkommen oder die dritte Startbahn in München.“Ganz persönlich war Leopold Herz am Sonntagabend noch nicht in Siegesstimmung. „Aber ich würde mich freuen, wenn es wieder klappt.“
In der „Krone“in Immenstadt ist der Lärmpegel hoch: Über 200 Grüne feiern dort mit Thomas Gehring und seiner Kemptener Kollegin Erna-Kathrein Groll das Wahlergebnis der bayerischen Grünen. „Begeistert“ist Gehring von den gut 18 Prozent, die seine Partei am Wahlsonntag erreicht hat. Dass zuvor schon die Prognosen die Grünen in diesem Bereich gesehen haben, „das konnten wir da noch nicht so richtig glauben“. Und dass er selbst voraussichtlich über 22 Prozent der Erststimmen erhält, das macht den Oberallgäuer fast sprachlos: Mit einem solchen Ergebnis habe er nicht gerechnet. Zwar hätten ihm viele Bürger erzählt, dass sie die CSU für nicht mehr wählbar halten, dass sie jetzt ihre Stimmen den Grünen geben würden. Dass sich die Menschen im Allgäu wirklich so entscheiden, überrascht Gehring am Wahlabend dann doch. Doch nach diesem Wahlergebnis ist für Thomas Gehring klar: „Wir wollen Bayern regieren.“Und dazu habe seine Partei auch bereits ganz klare Vorstellungen. Dass die SPD Einbußen hinnehmen musste, war „absehbar“. Aber in dieser Deutlichkeit hatte sie Michael Maffenbeier nicht erwartet. „Das ist ein arger Leberhaken“, sagt er nach den ersten Ergebnissen enttäuscht. Auf der Straße habe er die Stimmung allerdings anders erlebt, „Da haben wir viel Zuspruch bekommen.“ Für das schlechte Gesamtergebnis der SPD macht er die „saumäßige Bundespolitik“verantwortlich, angefangen mit dem Mitgliedervotum nach der Bundestagswahl. In seinem Stimmkreis seien alle „sehr mutig, offen und engagiert nach vorne getreten“, sagt Maffenbeier, der sich dieses Engagement auch in anderen Stimmkreisen gewünscht hätte. Für sein persönliches Stimmkreisergebnis hoffte er am frühen Abend daher immer noch auf zwölf oder 13 Prozent.
Dominik Spitzer sieht das Wahlergebnis der FDP mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Er freut sich, dass die FDP vermutlich den Sprung in den Landtag geschafft hat. „Das Wichtigste ist, dass wir drin sind“, sagt Spitzer, auch wenn er selbst wohl nicht dabei sein wird. Was seine Stimmung allerdings „immens drückt“, sei das Abschneiden der AfD. „Das ist für mich erschreckend“, kommentiert er die fast elf Prozent der AfD auf Landesebene. Dass die bürgerlichen Parteien dieses Ergebnis nicht verhindern konnten, sei „bitter“. Dramatisch sei vor allem das Abschneiden der SPD als „ehemaliger Volkspartei“. „Ich hoffe, dass sie wieder auf die Füße kommt“, sagt Dominik Spitzer.
Einen Hehl aus seiner Enttäuschung über das Ergebnis der Linken macht Michael Schlotter am Sonntagabend nicht. „Wir haben einen wahnsinnig aktiven Wahlkampf gemacht, und die Resonanz der Bevölkerung war auch da“, sagt er. Wenn er sich auch nicht zu wünschen gehofft hatte, dass seine Partei die FünfProzent-Hürde in diesem Jahr nimmt, so habe er sich doch erhofft, dass sie nur knapp scheitert. Den Grund für das Scheitern der Linken sieht Schlotter im Aufschwung der Grünen. „Bayern sind konservativ, sie machen kleine Schritte nach links“, sagt er. Und da hätten sich die Grünen eben besser positionieren können.
Den Kopf in den Sand stecken will der 19-jährige Schlotter allerdings nicht. „Ich bin zwar enttäuscht vom Ergebnis, aber nicht von der Situation. In Bayern tut sich was“, sagt er. Und nur, weil die Wahl nun vorbei sei, seien die Themen der Linken noch nicht erledigt. „Den Pflegenotstand gibt es immer noch und ich bin in München immer noch auf der Suche nach einer Wohnung.“